EM-Qualifikation

Eine Chance erspielt - drei Tore erzielt

Bodes Führungstor baute die Mannschaft auf

Eine Chance erspielt - drei Tore erzielt

Nordirland - Deutschland 0:3 (0:2)

Nordirland: 1 Taylor/FC Fulham (27 Jahre/1 Länderspiel) - 5 Williams/FC Chesterfield (28/1), 2 Patterson/Dundee United (29/15), 6 Morrow/Queens Park Rangers (28/36), 3 Horlock/Manchester City (26/15) - 8 Lennon/Leicester City (27/25), 4 Lomas/West Ham United (25/28), 7 Gillespie/Blackburn Rovers (24/25), 11 Rowland/Queens Park Rangers (27/17) - 10 Michael Hughes/FC Wimbledon (27/46) - 9 Dowie/Queens Park Rangers (34/53) Deutschland: 1 Kahn/Bayern München (29/18) - 2 Babbel/Bayern München (26/39), 10 Matthäus/Bayern München (38/133), 4 Wörns/Paris St. Germain (26/25) - 5 Strunz/Bayern München (30/36), 6 Jeremies/Bayern München (25/14), 8 Hamann/Newcastle United (25/14), 3 Heinrich/AC Florenz (29/24) - 7 Neuville/Hansa Rostock (25/5), 9 Bierhoff/AC Mailand (30/37), 11 Bode/Werder Bremen (29/12) Eingewechselt: 69. Kennedy/FC Watford (25/2) für Rowland, 69. Sonner/Sheffield Wednesday (27/2), 84. McCarthy/Birmingham City (28/10) für Gillespie - 46. Nowotny/Bayer Leverkusen (25/11) für Matthäus, 68. Jancker/FC Bayern (24/2) für Neuville, 78. Preetz/Hertha BSC (31/3) für Bode Schiedsrichter: Cesari (Italien) Tore: 0:1 Bode (11., Vorarbeit Neuville), 0:2 Bode (43., indirekter Freistoß), 0:3 Hamann (62., dir. Freistoß, abgefälscht durch Morrow) Zuschauer: 14270 (ausverkauft) Gelbe Karten: Patterson - Bode, Wörns

Analyse von Wolfgang Tobien

Spieler des Spiels

Marco Bode Mittelfeld

1,5
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Spielnote

3
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Tore und Karten

0:1 M. Bode (11')

0:2 M. Bode (43')

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Nordirland
Nordirland

Taylor4 - Patterson4,5 , Williams3, Morrow3,5, Horlock5 - Gillespie4 , Lomas3,5, Lennon4 , Rowland3,5 , Hughes4 - Dowie3,5

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Deutschland
Deutschland

Kahn4 - Babbel5, Matthäus2 , Wörns3 - Strunz4, Hamann2 , Jeremies3, Heinrich3,5 - Neuville2,5 , M. Bode1,5 , Bierhoff4,5

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Schiedsrichter-Team

Graziano Cesari Italien

3
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Spielinfo
Stadion Windsor Park
Zuschauer 14.270
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Zwei Minuten lagen die beiden Schlüsselszenen des Spiels auseinander, das die deutsche Nationalmannschaft im Kampf um die Fahrkarten zur EM 2000 wieder aussichtsreich ins Rennen gebracht hat. In der 9. Minute rettete Lothar Matthäus nach einem Fehler von Oliver Kahn auf der Linie und verhinderte den 0:1-Rückstand. In der 11. Minute köpfte Marco Bode eine Flanke von Oliver Neuville unter die Latte und erzielte die 1:0-Führung. Von da an war vieles auf dem Spielfeld nicht mehr so, wie es sich bis dahin abgezeichnet und, aus deutscher Sicht, angedroht hatte.

Im sechsten Länderspiel unter seiner Leitung hatte Teamchef Erich Ribbeck erstmals aus jenen Spielern die Anfangsformation zusammenstellen können, die er für die besten hält. Andreas Möller saß zwar, geschwächt nach einer Grippe, nur auf der Tribüne. Der Dortmunder wäre aber ohnehin als Opfer des neuen Systems und seiner eigenen schwachen Vorstellungen in Florida kein Kandidat für die erste Elf gewesen. Diese wies zwar, gemessen an den aktuellen Vorstellungen in den jeweiligen Klubs, viel individuelle Klasse auf, entpuppte sich aber vor allem in der Anfangsphase als eine ungeordnete und schlecht aufeinander abgestimmte mannschaftliche Masse. Ein Eindruck, den erstaunlicherweise auch der fünfköpfige, national wie international auf der Erfolgswoge schwimmende Bayern-Block in der schwachen Eröffnungsphase nicht beseitigen konnte.

Das neue 3-4-3-System erwies in Belfast zunächst als höchst gewöhnungsbedürftig. Sowohl beim Spiel nach vorne, viel mehr aber noch bei der Lösung der defensiven Aufgaben. Es haperte bei der Abstimmung zwischen den Mann- und den Außendeckern. Und es fehlte die klare Zuordnung, wenn die Nordiren ihre überfallartigen Angriffe aus dem Mittelfeld inszenierten und immer wieder ganz "heiße" Bälle durch den deutschen Strafraum fliegen ließen. Glücklicherweise stand in Lothar Matthäus aber ein Feuerwehrmann im Zentrum, der nicht nur bei der höchst brenzligen Situation in der 9. Minute die Flammen austrat, ehe sie sich zu einem Flächenbrand ausbreiten konnten.

Aber auch bei der Entwicklung des eigenen Vorwärtsspiels gab es zunächst mehr Mängel als Pluspunkte. Taktisch, weil die Außenspieler Strunz und Heinrich bei Ballgewinn nicht schnell genug wieder ihre Positionen an den Außenlinien einnahmen und dadurch gegen die früh attackierenden Nordiren die Anspielstationen fehlten. Individuell, weil durch leichte Fehler bei Ballkontrolle und Abspiel vor allem von Babbel und Strunz der Ballbesitz allzu früh wieder verloren ging. Wenn allerdings der Ball erst einmal DIetmar Hamann in der Schaltzentrale des Mittelfelds erreicht hatte, sorgte der gleichermaßen kampf- und spielstarke Dreh- und Angelpunkt für ein sinn- und effektvolles Aufbauspiel.

Wie in jener 11. Minute, als Hamann aus der Tiefe des Mittelfeldzentrums einen herrlichen Paß zu Neuville auf die rechte Seite hinausschlug, der Rostocker die Eins-gegen-Eins-Aufgabe gegen Horlock löste und mit präziser Flanke Marco Bode bediente, der zum 1:0 vollendete. Diese Szene baute die Mannschaft auf und verhalf ihr in der Folgezeit wenigstens phasenweise zu jener Sicherheit, die eigentlich nur gute und erfolgreiche Spiele erzeugen können. Jetzt wurde für die Spielentwicklung gegen die beiden Vierer-Ketten endlich mal die gesamte Breite des Spielfelds genutzt. Und es zeigte sich, wie angebracht der Weg über die Außenstürmer ist, wenn Neuville und Bode nur früh genug in Ballbesitz gebracht werden. Aus dem Mittelfeld heraus muß allerdings schneller und entschlossener nachgerückt werden, um die Bälle, die Bierhoff im Angriffszentrum nach Flanken von den Außen freiwillig oder auch unfreiwillig auflegt, aufzunehmen und zu verwerten.

So gab es im taktischen und spielerischen Stückwerk, das die deutsche Elf bei ihrem Wiederaufbauprogramm in Belfast bot, lediglich eine herausgespielte Torchance zu verzeichnen. Alles andere war ein Kampf mit viel Herz und Hingabe gegen ein mit hohem körperlichen Aufwand arbeitendes "typisch britisches" Team. Sollte am Mittwoch in Nürnberg noch eine spielerische Steigerung hinzukommen, kann das Glas, in dem das Leistungselixier der deutschen Nationalelf gemessen wird, zumindest wieder als "halbvoll" angesehen werden. Schließlich war es vor dem Abflug nach Nordirland schon fast leer.

Ergebnisse und Tabelle der Gruppe 3 Alle Spiele der 4. Runde der EM-Qualifikation auf einen Blick