DFB-Pokal

Noch stimmt es bei Greuther Fürth vorne und hinten nicht

Altbekannte Schwächen führen zum Pokal-Aus in Babelsberg

Noch stimmt es in Fürth vorne und hinten nicht

Fürth hat noch nicht ganz die Richtung eingeschlagen, in die Stefan Leitl mit dem Kleeblatt will.

Fürth hat noch nicht ganz die Richtung eingeschlagen, in die Stefan Leitl mit dem Kleeblatt will. imago images/Zink

Die Karten vor der Partie waren klar verteilt. Auf der einen Seite der Regionalligist und Außenseiter SV Babelsberg 03, auf der anderen Seite der Bundesligist und Favorit SpVgg Greuther Fürth. "Dieser Rolle wollen wir gerecht werden", hatte Fürths Stefan Leitl auf der Pressekonferenz am Donnerstag bekräftigt. In Sachen Ballbesitz (69 Prozent), Passquote (84 Prozent), Zweikampfquote (55 Prozent), Ecken (elf) und Torschüsse (30) war seine Mannschaft dem Auftrag ihres Trainers auch gefolgt - am Ende aber schieden die Mittelfranken nach dem 4:5 im Elfmeterschießen dennoch als erster Bundesligist in der diesjährigen DFB-Pokal-Saison aus.

Warum? Weil es die Weiß-Grünen einerseits verpassten, aus ihrer Dominanz mehr Kapital zu schlagen, und andererseits bei den Gegentoren nicht entscheidend zur Stelle waren. Beide Aspekte sind keine neuen Erscheinungsbilder in Fürth, sondern altbekannte Probleme - nicht erst seit dieser Vorbereitung, sondern bereits aus der vergangenen Saison.

Sechs Anläufe, nie stand die Null

Schon im Endspurt der Aufstiegssaison hatte das Kleeblatt in den letzten fünf Ligaspielen jeweils zwei Gegentore kassiert - und Leitl im Hinblick auf die künftigen Aufgaben im Oberhaus gemahnt, das Defensivverhalten verbessern zu müssen. Noch ist dies nicht gelungen, im Gegenteil: Weder in den fünf Testspielen der Vorbereitung noch nun beim Pokal-Aus stand hinten die Null.

Grundsätzlich lässt Fürth zwar nur wenige Chancen zu, stellt sich durch individuelle Fehler aber häufig selbst ein Bein. So auch am Samstagabend in Potsdam, als etwa Neuzugang Gideon Jung vor dem 1:1 gegen Babelsbergs Robin Müller nicht entschlossen genug verteidigte und der restliche Defensivverbund Torschütze Marcel Rausch völlig aus den Augen verlor.

Noch wirkt die Abwehr alles andere als sattelfest - auch weil sie aufgrund ständiger personeller Probleme in der Vorbereitung nicht eingespielt ist. Gegen den Viertligisten musste Leitl nicht nur Rechtsverteidiger Marco Meyerhöfer (Oberschenkelprobleme), sondern auch Luca Itter (Außenbandverletzung), dessen Pendant auf links, ersetzen. Als Meyerhöfer-Ersatz Simon Asta nach zwei Schlägen auf den Oberschenkel auch noch zur Pause ausgewechselt werden musste, bestand die Viererkette in Person des eingewechselten Abdourahmane Barry, Jung, Maximilian Bauer und Justin Hoogma aus vier Innenverteidigern.

Das Einbinden der Außenverteidiger ins Offensivspiel, eine der großen Stärken in der Aufstiegssaison, kam so viel zu selten zur Entfaltung. Dass mit Barry und Hoogma zwei Notlösungen die Außenpositionen besetzen mussten, zeigt zudem, dass die Abwehr noch dringend Verstärkungen benötigt.

Die letzte Konsequenz

Als "Hauptmanko" fürs Ausscheiden hatte Leitl aber nicht das Defensivverhalten, sondern die Chancenverwertung ausgemacht. Auch das ist kein unbekanntes Phänomen bei der SpVgg, obwohl sie in der Vorsaison mit 69 Treffern die zweitbeste Offensive im Unterhaus gestellt hatte. "Wir hatten genügend Möglichkeiten, das Spiel zu entscheiden", haderte Leitl, "die Torchancen musst du nutzen, aber wir haben im Abschluss die letzte Konsequenz vermissen lassen. An diesem Hebel müssen wir ansetzen."

Noch stimmt es beim Aufsteiger also vorne und hinten nicht, und bis zum Start in die zweite Bundesligasaison der Vereinsgeschichte am kommenden Samstag beim VfB Stuttgart bleibt nicht mehr viel Zeit. Von negativer Stimmung will Leitl trotz des Pokal-Aus nichts wissen, legt statt einer ausführlichen Analyse des Babelsberg-Spiels stattdessen den Fokus komplett auf den Liga-Auftakt: "Wir wollten nach einer schwierigen Vorbereitung mit einem Erfolgserlebnis in die Saison starten. Das ist uns nicht geglückt. Jetzt heißt es für uns, das Ganze abzuschütteln, uns neu zu sammeln und zu hoffen, dass der eine oder andere verletzte Spieler zurückkommt."

Während Asta (Oberschenkelprobleme) und Mittfeldspieler Max Christiansen (Trainingsrückstand) in Stuttgart noch keine Optionen sind, hofft Leitl insbesondere auf die Rückkehr der beiden Außenverteidiger Meyerhöfer und Itter sowie von Angreifer Havard Nielsen, der noch immer an den Folgen eines Schlags auf den Spann vor gut drei Wochen laboriert.

"Eigenmotivation garantiert"

Trotz des Pokal-Aus, durch das der SpVgg 257.514 Euro für den Einzug in die 2. Runde durch die Lappen gehen, und der personellen Fragezeichen sieht Leitl die Freude auf den Ligaauftakt in Stuttgart bei sich und der Mannschaft nicht getrübt: "Wir wollen und werden uns die Freude auf diese Bundesligasaison, die wir uns hart erarbeitet haben, nicht nehmen lassen. In meiner Mannschaft sind wenige Spieler, die schon in der 1. Liga gespielt haben. Da ist Eigenmotivation und Freude auf den Saisonstart garantiert."

Bei dem die Rollen zwischen dem VfB, der seinerseits mit einem 6:0 beim Regionalligisten BFC Dynamo souverän in die nächste Pokal-Runde eingezogen ist, und dem gestrauchelten Aufsteiger Fürth ebenfalls klar verteilt sind - diesmal aber mit umgekehrten Vorzeichen aus Kleeblatt-Sicht. "Vielleicht tut es uns auch gut, wenn wir nicht als Favorit ins Spiel gehen", hofft Leitl, dass die Rolle des Underdogs für seine Mannschaft ein besseres Ende nimmt.

Fabian Istel