U 21

Nmecha reift zur Führungsfigur

U-21-Stürmer trifft viermal in drei Spielen

Nmecha reift zur Führungsfigur

Doppelpack in Moldau: Lukas Nmecha brachte die DFB-Elf auf die Siegerstraße.

Doppelpack in Moldau: Lukas Nmecha brachte die DFB-Elf auf die Siegerstraße. getty images

Schon bei der letzten EM-Endrunde in Italien stand Lukas Nmecha im deutschen Aufgebot und verzeichnete drei Einsätze in den Reihen des Vize-Europameisters. Ein Tor blieb dem erst wenige Monate zuvor vom englischen zum deutschen Verband gewechselten Angreifer noch versagt. Damals stand der in Hamburg geborene, aber früh mit seiner Familie nach England ausgewanderte Nmecha als einer der Jüngsten im Aufgebot noch im Schatten von EM-Torschützenkönig Luca Waldschmidt (7 Tore).

Mittlerweile zählt der 21-Jährige schon zu den Routiniers in der aktuellen U 21. Und Nmecha wird dieser Verantwortung als Führungsfigur auch vollauf gerecht. In seinem elften U-21-Länderspiel erzielte er am Freitagabend im EM-Qualifikationsspiel in Moldau seine Treffer fünf und sechs und trug maßgeblich dazu bei, dass dieses dank der kuriosen Begleitumstände denkwürdige Spiel souverän mit 5:0 gewonnen wurde.

Wegen eines Coronafalles des Hamburgers Stephan Ambrosius hatte das Spiel lange auf der Kippe gestanden. Erst am späten Donnerstagabend war die Entscheidung gefallen. Im Stile eines Sonder-Einsatz-Kommandos war die U 21 deshalb erst am Spieltag in aller Frühe von Nürnberg nach Chisinau geflogen, hatte ihren Job erledigt und kehrte unmittelbar nach dem Abpfiff wieder in die Heimat zurück.

Kuntz: "Wir haben nicht fehlerfrei gespielt"

"Diese Leistung war so nicht zu erwarten und nicht selbstverständlich. Wir haben nicht fehlerfrei gespielt, das wissen wir. Aber das Engagement, die Laufbereitschaft und der Spaß am Fußball, das war für mich überragend, darauf können die Jungs stolz sein", resümierte Trainer Stefan Kuntz, "wir wissen, was die letzten Tage alles passiert ist und hatten eine neu zusammengewürfelte Mannschaft. Die älteren und erfahrenen wie Dennis Geiger, Salih Özcan, Niklas Dorsch und vorne Lukas Nmecha haben das Ding in die Hand genommen. Die anderen haben super mitgezogen, das war echt überragend."

Vor allem Nmecha stellte früh die Weichen auf Sieg. Schon nach elf Minuten hatte er den Ball zum ersten Mal im Tor versenkt und einen Geiger-Freistoß eingeköpft. Dem Treffer wurde aber wegen eines vermeintlichen Foulspiels die Anerkennung verweigert. Acht Minuten später traf Nmecha erneut, nun ohne Einwände des Schiedsrichters. Diesmal profitierte Nmecha von einem kapitalen Fehler des moldawischen Keepers, der einen Geiger-Freistoß aus dem Händen gleiten ließ, Nmecha staubte ab. Wenig später war es wieder Nmecha, der im Strafraum zu Fall gebracht wurde, den fälligen Strafstoß verwandelte der Stürmer mit einem souverän verwandelten Chip-Ball zum bereits vorentscheidenden 2:0 (24.). Damit war Nmecha in allen bisherigen Länderspielen in diesem Jahr erfolgreich, bereits beim 4:1-Sieg im Heimspiel gegen Moldau, als auch bei der 1:4-Niederlage in Belgien hatte er jeweils per Elfmeter getroffen.

Das dürfte dem jungen Stürmer auch helfen, in seiner Vereinskarriere den nächsten Schritt zu gehen. Nmecha hat im wahrsten Sinne bewegende Zeiten hinter sich. Nach der U-21-EM war er nach der Leihe zum englischen Zweitligisten Preston in die Bundesliga gewechselt und hatte sich nach Wolfsburg ausleihen lassen. Doch das Experiment wurde schon nach einem halben Jahr wieder abgebrochen. Nmecha zog weiter nach Middlesbrough. Wieder nur für ein halbes Jahr. Seit Sommer ist er nun ebenfalls auf Leihbasis in Belgien für den RSC Anderlecht am Ball. Und hofft dort nun auf angemessenem Niveau Konstanz in seine Karriere zu bekommen.

Michael Pfeifer