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Niersbach hat im Sommermärchenprozess zwei Eisen im Feuer

Ex-DFB-Steuerberater: Umbuchung "ist ergebnisneutral"

Niersbach hat im Sommermärchenprozess zwei Eisen im Feuer

Der ehemalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

Der ehemalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. picture alliance/dpa

Am Donnerstag beschäftigte sich das Landgericht Frankfurt am Main, wo die ehemaligen DFB-Spitzenfunktionäre Wolfgang Niersbach, Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt im sogenannten Sommermärchen-Prozess der schweren Steuerhinterziehung angeklagt sind, mit zwei Insidern als Zeugen.

Während am Vormittag der ehemalige DFB-Finanzdirektor Stefan Hans nur wenig Konkretes zu den Vorgängen rund um die 6,7-Millionen-Euro-Zahlung im Jahr 2005 an die FIFA, die 2006 noch einmal in der Frankfurter Verbandszentrale anders gebucht wurde, beitragen konnte, bekräftigte der ehemalige Steuerberater des Verbands, Hanno Schmitz-Hüser, dass die Nachbuchung "ergebnisneutral" erfolgt sei. In die gleiche Richtung hatte sich bereits Ende April Steuerfahnder Lutz Frank geäußert.

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Schmidt-Hüser vertritt diese Auffassung sogar für den Fall, dass die Auszahlung der 6,7 Millionen an die FIFA, die den Betrag direkt an den Unternehmer Robert Louis-Dreyfus weitergeleitet hatte, 2005 nicht steuerlich als Aufwand hätte gebucht werden dürfen. Mit dem Geld wurde ein Darlehen abgelöst, das Louis-Dreyfus 2002 Franz Beckenbauer gewährt hatte und damals an den FIFA-Funktionär Mohamed bin Hammam nach Katar floss. Die deutschen Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass die 6,7-Euro-Zahlung zu Unrecht als Betriebsausgabe geltend gemacht wurde. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Niersbach-Verteidiger Sven Diener versuchte im Vorfeld der Zeugenaussage von Schmitz-Hüser die Argumente der Staatsanwaltschaft mit einem Beweisantrag zusätzlich zu entkräften. Demnach sei die DFB-Steuererklärung für 2006 - vorherige Bilanzen sind nicht Gegenstand des Gerichtverfahrens - im Herbst 2007 von Niersbach als Einzelperson unterschrieben worden, nachdem dieser erst in der Vorwoche vom DFB-Bundestag zum Generalsekretär ernannt worden war.

Die sonst übliche Unterschrift des DFB-Schatzmeisters fehle. Außerdem seien der Steuererklärung nur die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung des DFB aus dem betreffenden Jahr beigefügt worden, auch weil das WM-OK als eine Abteilung des Verbandes fungierte. In den DFB-Abschlüssen selbst tauchen die 6,7 Millionen nicht als Einzelposition auf.

Michael Ebert