WM

Niederlande ohne Weghorst - Meijer: "Die Besten müssen spielen"

Der Ex-Profi und Sky-Experte sagt: "Er ist ein europäischer Topstürmer"

Niederlande ohne Wolfsburgs Weghorst - Meijer: "Die Besten müssen spielen"

Gehört für Erik Meijer in die niederländische Nationalelf: Wolfsburgs Wout Weghörst.

Gehört für Erik Meijer in die niederländische Nationalelf: Wolfsburgs Wout Weghörst. imago images

Gibt es einen Stürmer, an den ihn Wout Weghorst erinnert, wurde Jörg Schmadtke kürzlich im Interview mit der WAZ gefragt. "Ich denke an Erik Meijer, den ich in Aachen hatte", antwortete der Wolfsburger Geschäftsführer. "Er ist schon ein ähnlicher Typ gewesen, einer, der die Massen bewegen konnte. Nicht unbedingt mit seinen Toren. Aber wenn es um Einsatz und Willen geht, kann man sie vergleichen. Meijer war einer, der ein Stadion mit einer Grätsche in Wallung bringen konnte." Auch Weghorst reißt mit. Aktuell weniger die Zuschauer, dafür unverändert Woche für Woche seine Mannschaft mit Toren und enormem Fleiß. 17 Treffer schoss der damalige Neuzugang aus Alkmaar in seiner ersten Bundesligasaison, es folgten 16 im zweiten Jahr, nun sind es nach 26 Spielen schon wieder 17. Jedoch: In den Kader der Nationalmannschaft hat es der 28-Jährige wieder einmal nicht geschafft. Am Wochenende sagte er dazu: "Das ganze Thema ist sehr enttäuschend."

Er müsste nicht nur nominiert sein, er müsste auch spielen. Weil die Besten spielen müssen.

Erik Meijer

Bondscoach Frank de Boer erklärte dem Stürmer in einem persönlichen Telefonat seine Entscheidung, die "die schwierigste überhaupt" gewesen sei, so der Trainer. Statt Weghorst, der erst vier Länderspiele absolvieren durfte, ist erneut Luuk de Jong nominiert. Zum Vergleich: Der frühere Gladbacher hat für den FC Sevilla in dieser Saison bislang in 25 Partien vier Treffer erzielt. "Ich kann das nicht verstehen", betont Erik Meijer im Gespräch mit dem kicker. Der frühere Schmadtke-Schützling und heutige Sky-Experte geht im Fall Weghorst sogar noch einen Schritt weiter. "Er müsste nicht nur nominiert sein, er müsste auch spielen. Weil die Besten spielen müssen."

Weghorst "trägt seine ganze Mannschaft"

Der Vergleich des Wolfsburger Managers mit dem aktuellen VfL-Torjäger ehrt Meijer. "Das ist ein Kompliment, ich denke, wie bei Wout war auch bei mir der Wille eine ganz entscheidende Qualität." Bei Weghorst sei es nun so, "dass er nicht nur hart arbeitet, sondern seine ganze Mannschaft trägt. Er bringt sein Team auf ein höheres Niveau."

Torjäger, Leistungsträger, Führungsspieler beim VfL

Das war freilich nicht immer in so ausgeprägter Form wie nun beim VfL der Fall. In den Niederlanden, so Meijer, hätten 2018 bei seinem Wechsel von AZ zu Wolfsburg viele gedacht: "Was will der in der Bundesliga?" Weghorst galt für einige als Schreihals, gar als Schauspieler. Rund drei Jahre später ist er in erster Linie Torjäger, Leistungsträger, Führungsspieler. Ex-Profi Meijer, der in Deutschland neben Aachen auch für Uerdingen, Leverkusen und den HSV stürmte, ist begeistert von der Entwicklung des Wolfsburgers. "Wout war früher ein ordentlicher Angreifer, jetzt ist er ein europäischer Topstürmer."

Mit der Zukunft in der Premier League? Aus seinem Traum von England macht Weghorst kein Geheimnis, nachvollziehbar für Meijer, der von 1999 bis Anfang 2001 das Trikot des FC Liverpool trug. Jedoch, so der Sky-Experte: "Wenn Wout schlau ist, spielt er in einer Mannschaft, deren Spiel auf ihn zugeschnitten ist. Das hat er beim VfL. Und ich bin überzeugt: In der nächsten Saison spielt Wolfsburg in der Champions League. Da gibt es für ihn keine bessere Bühne." An der eigentlich auch der Bondscoach nicht vorbeischauen kann …

Meijer spielt einmal für Oranje

Einen abschließenden Gruß hat Erik Meijer noch an seinen früheren Aachen-Boss Schmadtke parat. "Ich konnte nicht nur grätschen", sagt der 51-Jährige lachend, "hin und wieder habe ich links und rechts auch mal einen Ball reingemacht." In 174 Bundesligaspielen traf er 39-mal. Und einmal trug er auch das Trikot der Niederlande, beim 6:0 gegen San Marino. "Das", sagt Meijer, obwohl er bei seinem ersten und letzten Oranje-Auftritt im Jahr 1993 torlos blieb, "war das schönste Spiel meiner Karriere."

Thomas Hiete