Bondscoach Louis van Gaal sah in Deutschland ob der Personallage der DFB-Auswahl vor der Partie nicht die erhoffte "größtmögliche Herausforderung", in den 90 Minuten in der Johan Cruijff ArenA bewies die deutsche Nationalmannschaft jedoch, dass auch mit einem vermeintlichen Rumpfkader mit ihr zu rechnen ist.
Bundestrainer Hansi Flick nahm im Vergleich zum 2:0 gegen Israel vier Änderungen in der Startelf vor: Neuer, Rüdiger, Sané und Müller begannen für ter Stegen, Tah, Weigl und Draxler. Bei den Niederlanden standen mit Flekken (Freiburg) und Malen (Dortmund) zwei Bundesliga-Profis in der Startelf, zudem vertraute van Gaal erneut auf die etwas ungewohnte Dreierkette.
Das Ziel der Elftal war es, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen eng zu halten, so formierte sich die Angriffslinie der Niederlande kurz vor der Mittellinie, was der DFB-Elf zu Beginn viel Ballbesitz bescherte. Die erste Chance gehörte dennoch den Hausherren, Koopmeiners' Kopfball nach einer Ecke war aber kein Problem für Neuer (6.). Die Flick-Elf suchte immer wieder den Weg durchs Zentrum, dort waren die Niederlande aber oft kompakt und aggressiv in den Zweikämpfen. Nach zwölf Minuten spielte Müller Sané mit einem feinen Chip im Strafraum frei, aus spitzem Winkel schoss der Linksfuß aber nur ans Außennetz.
Malen zu ungenau - Raum lässt das 2:0 liegen
Aus dem Spiel war Deutschland nur mit Steckpässen und Chipbällen über die durchaus hochstehende Abwehrkette zu knacken, Depay und Malen rissen aber ab der 20. Minute dadurch immer wieder Lücken. Besonders der Dortmunder tauchte das ein oder andere Mal in aussichtsreichen Positionen auf, seinen Abschlüssen und Zuspielen fehlte es dann aber an der letzten Genauigkeit. Kurz vor der Pause forcierte die DFB-Elf nochmal das Offensivspiel, was Müller mit dem Führungstreffer belohnte: eine flache Hereingabe von Musiala klärte Malacia vor die Füße des Münchners, der aus 13 Metern direkt mit links abzog und die Kugel im linken oberen Eck unterbrachte (45.+1) - sein 43. Länderspieltreffer, damit zog Müller mit Ehrenspielführer Uwe Seeler gleich.
Die Führung nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte wurde zu Beginn des zweiten Durchgangs zu einem verdienten Vorsprung, den Raum nach 48 Minuten hätte ausbauen müssen: Sané bediente den Hoffenheimer links im Strafraum, völlig freistehend verpasste er aber den Moment des Abspiels zu Werner und schoss dann mit links knapp über das Tor. In der Folge blieb Deutschland am Drücker und konnte sich erstmals in der Partie ein Übergewicht erarbeiten, ähnlich hochkarätige Chancen sprangen aus der Dominanz aber nicht heraus.
Verunsichert nach dem Ausgleich - Nmecha vergibt den Lucky Punch
Von den Hausherren war nach Wiederanpfiff lange nichts zu sehen, viele Bälle gingen im Mittelfeld durch das konsequente deutsche Gegenpressing verloren. Der Ausgleich nach 68 Minuten kam daher aus dem Nichts - es war der erste zielstrebige Angriff in Hälfte zwei: Dumfries legte einen Diagonalball von de Jong von der Grundlinie per Kopf zurück in den Fünfer, wo Bergwijn freistand und humorlos unter die Latte abschloss.
Nach diesem Zweikampf zwischen Thilo Kehrer und Memphis Depay zeigte Craig Pawson zunächst auf den Punkt, nahm seine Entscheidung wenig später aber zurück. IMAGO/Ulrich Hufnagel
Der Gegentreffer zog der DFB-Elf den Stecker, in der Folge drückte die Elftal. Drei Minuten nach dem Ausgleich zeigte Referee Craig Pawson auf den Punkt, nachdem Kehrer Depay im Strafraum zu Fall gebracht hatte. Nach Hinweis des Video-Assistenten und anschließendem Betrachten der Video-Bilder nahm der Engländer den Strafstoß aber wieder zurück, da Kehrer zuerst den Ball gespielt haben soll - eine glückliche Entscheidung für Deutschland.
Das deutsche Spiel blieb in dieser Phase unruhig, Oranje hatte weiterhin die Oberhand. Schlotterbeck musste einen Schuss von de Ligt auf der Linie klären, damit waren die gefährlichsten Angriffe der Hausherren aber überstanden. Mit etwas Glück hätte der eingewechselte Nmecha sogar noch für den Siegtreffer sorgen können, nach feinem Zuspiel von Müller scheiterte der Wolfsburger aber im Eins-gegen-eins an Flekken (88.). Gefährlich wurde es vor den Toren in der Folge nicht mehr, es blieb am Ende beim gerechten 1:1.
Damit hat Deutschland erstmals unter Flick nicht gewonnen, gegen die stark besetzte Elftal jedoch lange eine ordentliche Partie absolviert. Der nächste Lehrgang findet erst nach Saisonende statt, am 4. Juni trifft die DFB-Elf in der Nations League auf Italien.