3. Liga

Showdown auf dem Betzenberg

FCK-Machtkampf: Rücktritte oder Alternative zu Becca?

Showdown auf dem Betzenberg

Auch nächstes Jahr drittklassig? Der 1. FC Kaiserslautern.

Auch nächstes Jahr drittklassig? Der 1. FC Kaiserslautern. Getty Images

Alles fokussiert sich derzeit auf eine Person: Littig. Der Unternehmer ist ein von den Vereinsmitgliedern gewähltes Mitglied des e.V.-Aufsichtsrates, aktuell auch gleichzeitig Teil des Beirats der ausgegliederten FCK-Kapitalgesellschaft. Vom Handeln eines einzigen Ehrenamtlers scheint das Wohl und Wehe des Fritz-Walter-Klubs derzeit abhängig zu sein. Das zeigt die ganze Absurdität des schon lange schwelenden Machtkampfes auf dem Betzenberg, den ein luxemburgischer Geschäftsmann nun extrem zugespitzt hat auf ein Duell Mann gegen Mann: Littig oder Becca.

Becca, der im ersten Schritt jedoch nur ein Darlehen über 2,6 Millionen Euro anbietet, fordert für seinen Einstieg Littigs Rücktritt. Eine aus vielerlei Hinsicht äußerst fragwürdige Bedingung eines externen Geldgebers. Sie widerspricht der Lauterer Satzung, dem Gesellschaftervertrag und missachtet das demokratische Votum der FCK-Mitglieder. Auch den DFB dürfte dieses Gebaren, das dem Geiste der nach wie vor geltenden 50+1-Regelung entgegensteht, auf den Plan rufen.

Dennoch gibt es nach gemeinsamen Recherchen von SWR und kicker im Kern nur zwei Szenarien. Littig beugt sich Beccas Bedingung und folgt auch anderen Führungskräften im Klub, die ihn ansonsten als Verhinderer der FCK-Rettung darstellen.
Oder er tritt nicht zurück. Das könnte der Fall sein, wenn es Littig gelingt, bis Montag alternative potente Geldgeber zu präsentieren. Schon länger versucht er, regionale Investoren dafür zu gewinnen, beim FCK in Millionenhöhe einzusteigen, um dort die kurz- und die längerfristigen Finanzprobleme zu lösen. Unabhängig davon werden wohl Vereins- und Ehrenrat, die ebenfalls am Montag tagen, versuchen, Littig zum Fortführen seiner Ämter zu bewegen. Formal verhindern könnten sie einen solchen Schritt jedoch nicht.

Was sind die Szenarien?

Welche Folgen hätten also beide Szenarien? Tritt Littig zurück, wird ihm in Person von Jürgen Kind mindestens ein Ratsmitglied folgen. Auch Aufsichts- und Beirat Paul Wüst - alle drei hatten jüngst eine 3:2-Mehrheit für eine Absetzung des Beiratsvorsitzenden Patrick Banf und von Sport-Geschäftsführer Martin Bader gebildet - sowie Vize-Vereinsvorstand und Ex-FCK-Profi Andreas Buck gelten als weitere Kandidaten für einen solch solidarischen Schritt. Für die beiden aktuell personell identischen, fünfköpfigen Kontrollgremien, die laut Satzung schon ab drei Mitgliedern beschlussfähig sind, gibt es in Bruno Otter, Fritz Fuchs und Wolfgang Rotberg drei gewählte Nachrücker. Zumindest Fuchs und Rotberg stünden nach SWR- und kicker-Informationen bereit.

Bleibt Littig und präsentiert alternative Geldgeber, würde sich das Blatt auf einen Schlag wenden. Der als emotional, aber konsequent geltende Becca wäre nach Missachtung seines Ultimatums wohl aus dem Spiel und Littig hätte mit Kind und Wüst die Mehrheit im Beirat gegenüber Banf und Jochen Grotepaß, um eine Partnerschaft mit anderen Investoren durchzusetzen. Wie sich das auf die Zukunft der Geschäftsführer Bader und Michael Klatt (Finanzen), deren Verbleib Becca ebenso zu einer Bedingung für seinen Einstieg macht, auswirkt, ist noch nicht absehbar.

Aber wie steht es im Schatten des Machtkampfes eigentlich konkret um die aktuelle Finanzlage? Dazu gab es zuletzt unterschiedliche Angaben. Wäre die Lizenzerlangung ohne ein Becca-Darlehen tatsächlich noch in Gefahr?

Viele Fans fühlen sich getäuscht

Am 18. April veröffentlichte der FCK auf der Internetplattform Kapilendo folgende Information: "Über die neue Betze-Anleihe II und über die Crowd-Finanzierung bei Kapilendo erwartet der kaufmännische Geschäftsführer Michael Klatt einen Betrag i. H. v. 2 Millionen Euro. Damit wäre die Rückzahlung der Anleihe (aus 2013, 6,6 Millionen Euro, Rückzahlung im August 2019 fällig, Anm. d. Red.) und somit die Lizenz gewährleistet, ohne Spieler verkaufen zu müssen."

Inzwischen gab der Klub bekannt, dieses Zwei-Millionen-Ziel durch neue Kredite seiner Fans und Unterstützer erreicht zu haben. Hinzu kommt etwa eine Million Euro von alten Anleihezeichnern, die ihre Einlage in die neue Anleihe umgetauscht haben. Das müsste für die neue Lizenz also reichen - oder? Anscheinend nicht, da Klatt zuletzt erklärte, das Becca-Darlehen sei nötig für die Lizenz. Viele Fans und Anleihezeichner fühlen sich dadurch getäuscht.

Klatt wiederum macht die ständigen internen Unruhen dafür verantwortlich. "Am vorigen Wochenende ist die Geschäftsführung in Frage gestellt worden, das hat dazu geführt, dass unsere Finanzpartner unruhig geworden sind und gesagt haben: So funktioniert es nicht. Der eine oder andere ist von seinem Commitment zurückgetreten, wir haben hart gearbeitet, um das wieder zurückholen. Deswegen ist die Situation ernst. Ich bin froh, dass wir mit Becca jemanden haben, der uns auch hier helfen kann", sagte der Finanzchef am Samstag in einem SWR-Interview.

Quattrex hat dem FCK bereits sechs Millionen Euro geliehen

Bei den Kreditgebern handelt es sich unter anderem um die Firmen Quattrex und Lagadere sowie verschiedene Bankinstitute. Doch insbesondere für Quattrex erscheint ein Rückzug alles andere als sinnvoll. Denn das Unternehmen hat dem FCK in den vergangenen Jahren insgesamt sechs Millionen Euro geliehen. Eine Zahlung von zwei weiteren Millionen wurde bei Abschluss des Vertrages zu Zweitligazeiten zugesichert - ist jedoch noch nicht geflossen. Bei einer möglichen Insolvenz des FCK würde Quattrex also sechs Millionen verlieren. Angesichts der insgesamt vom Fonds "Quattrex German Opportunities" zum Stichtag 31. Dezember 2017 vergebenen Kapitalzusagen in Höhe von 31,8 Millionen Euro, wäre das ein Verlust von etwa 20 Prozent des Gesamtvolumens. Daher erscheint es äußerst fraglich, dass Quattrex die weitere Unterstützung des Fritz-Walter-Klubs an die Personalie des umstrittenen Sportchefs Baders gebunden haben soll. Das wirkte auf den ersten Blick wie eines der vielen Täuschungsmanöver, die derzeit rund um den Betzenberg passieren. Jedoch haben etwa Quattrex und Lagardère tatsächlich schriftlich hinterlegt, dass sie ihre Zusagen in Gefahr sehen, wenn die aktuelle Geschäftsführung (also Bader und Klatt) abgesetzt werden sollte.

Am Sonntag gab Klatt im Gespräch mit dem kicker jedoch teilweise Entwarnung. Die Wogen in Bezug auf die verärgerten Finanzpartner seien wieder geglättet. Dennoch fehlen trotz aller bisherigen Deals nach SWR- und kicker-Informationen noch 1 bis 1,5 Millionen. Diese Lücke ließe sich wohl auch ohne Becca schließen. Dann wäre die Lizenz gesichert - allerdings nur mit einem Kaderbudget von 4,5 Millionen Euro (aktuell 5,5 Mio.). Neuzugänge und Vertragsverlängerungen wären ohne eigene Spielerverkäufe ausgeschlossen. Da der FCK durch seine Struktur (Betrieb des teuren WM-Stadions, Nachwuchsleistungszentrum usw.) zum Erfolg verdammt ist und schnellstens wieder aufsteigen muss, ist mehr Geld erforderlich.

Ist der 1. FC Kaiserslautern wirklich 120 Millionen Euro wert?

Hier kommt wieder Becca in Spiel. Der hat zumindest eine Finanzspritze von etwa 25 Millionen Euro Eigenkapital in Aussicht gestellt. Eine andere Geldquelle in dieser Größenordnung gibt es aktuell nicht. Becca, sollte er den Zuschlag bekommen, winkt daher ein Schnäppchen-Deal. Mit ihm wurde nämlich noch nicht die Frage erörtert, wie viele Anteile er für sein Geld bekommt. Den ursprünglich auf 120 Millionen festgesetzten Vereinswert halten Kenner der Finanzbranche für extrem überzogen. Auch im Verein kalkuliert man in diesem Punkt inzwischen große Abstriche ein - sofern man überhaupt einmal mit einem Ankerinvestor zum Vertragsabschluss kommen sollte.

Dahinter steht ein großes Fragezeichen. Wie hinter so vielem derzeit beim dauerkriselnden, ehemals erfolgreichen Traditionsklub.

Lesen Sie hierzu auch: Weitere Hintergründe rund um das Becca-Angebot

Moritz Kreilinger/Carsten Schröter-Lorenz