Basketball

Kawhi Leonard: Der Star, der kein Star sein will

27-Jähriger holt auch mit den Raptors den Titel

Kawhi Leonard: Der Star, der kein Star sein will

Kawhi Leonard und seine neu erworbene Trophäe.

Kawhi Leonard und seine neu erworbene Trophäe. Getty Images

Leonard hatte die Raptors mit einem spektakulären Gamewinner in Spiel sieben gegen Philadelphia zunächst ins Conference-Finale geführt. Damit schrieb er zudem Geschichte, noch nie zuvor gab es einen erfolgreichen spielentscheidenden Wurf im siebten Spiel. In den Conference-Finals setzten sich Leonard & Co. mit 4:2 gegen die Bucks durch. In den NBA-Finals waren die Raptors gegen die Golden State Warriors zwar Außenseiter, doch am Ende gewannen die Kanadier gegen verletzungsgeplagte Dubs mit 4:2.

Einmal mehr in der Hauptrolle: Leonard. Der 27-Jährige spielte schon eine starke Hauptrunde - und legte in den Play-offs noch eine Schippe drauf. Auch in den Finals war auf den Superstar seines Teams Verlass. Der Sommer-Neuzugang hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Kanadier den ersten NBA-Titel der Geschichte feiern durften. Völlig zu Recht wurde er zum wertvollsten Spieler der Finalserie ausgezeichnet. Diesen Titel hatte er sich schon bei seiner ersten Meisterschaft mit den Spurs 2014 geholt und ist damit erst der dritte Spieler, der mit verschiedenen Teams Finals-MVP wurde.

NBA-Draft 2011, Tausch zu den Spurs

Aber wer ist dieser Kawhi Leonard? Geboren wurde Kawhi Anthony Leonard, wie er mit vollem Namen heißt, am 29. Juni 1991 in Riverside, Kalifornien. In seiner College-Zeit spielte er zwei Jahre lang für die San Diego State University. Im NBA-Draft 2011 wurde er an 15. Stelle von den Indiana Pacers gedraftet. Dort blieb er allerdings nicht, denn der Small Forward wurde gleich zu den San Antonio Spurs getauscht. Bei den Texanern durfte er mit Gregg Popovich zusammenarbeiten, einem Trainer, der einer der besten der NBA-Geschichte ist. Zudem spielte er mit den drei Spurs-Ikonen Tony Parker, Tim Duncan und Manu Ginobili zusammen. Für den jungen Leonard ein perfektes Umfeld, sich weiterzuentwickeln.

NBA-Titel und Finals-MVP 2014

Kawhi Leonard (links unten) feiert zusammen mit dem Spurs-Ikonen Tony Parker, Timo Duncan und Manu Ginobili den Titel 2014.

Kawhi Leonard (links unten) feiert zusammen mit dem Spurs-Ikonen Tony Parker, Timo Duncan und Manu Ginobili den Titel 2014. Getty Images

Und genau das tat Leonard auch. Er wurde von Jahr zu Jahr besser - und erlebte 2014 das bisherige Highlight seiner Karriere: Er wurde NBA-Champion mit den Spurs. San Antonio setzte sich gegen LeBron James und die Miami Heat mit 4:1 durch. Trotz der drei Superstars Parker, Duncan und Ginobili im Team wurde Leonard zum wichtigsten Spieler der Serie, vollkommen zu Recht für seine Defensivarbeit gegen LeBron zum Finals-MVP gekürt.

Der zurückhaltende Superstar

Aber der heutige Raptor hielt sich immer lieber im Hintergrund auf, ist zurückhaltend und keiner für das große Rampenlicht. Auf dem Feld verzieht er selten eine Miene. Leonard, dessen Spitzname "The Claw" (Die Klaue) ist, überzeugt seit Jahren mit Leistung auf dem Platz. In Interviews antwortet er meistens kurz, will am liebsten sofort weiter. Das sollen andere machen. Aber wie gut der 27-Jährige ist, wissen alle. 2016 sagte sein Coach mal, dass Leonard an beiden Enden des Feldes die Möglichkeit hat, so zu sein wie der legendäre Michael Jordan. Popovich bezeichnete seinen Schützling gar als einen der besten Two-Way-Player, die es gibt.

Unstimmigkeiten bei den Spurs

Und damit hat der Coach recht. Denn neben seiner ausgezeichneten Defensivarbeit ist Leonard auch offensiv Jahr für Jahr besser geworden. Der Small Forward ist komplett, trifft den Dreier, den Wurf aus der Mittelfeldistanz - oder kann energisch zum Korb ziehen. Dreimal wurde Leonard bisher schon Allstar, zweimal bester Defensivspieler der Liga. Einzig die letzte Saison ist ein Knick in der Karriere des US-Amerikaners, denn wegen einer hartnäckigen Schulterverletzung samt sehr langer Rehaphase machte er nur neun Partien. Es gab immer wieder Unstimmigkeiten bezüglich der Behandlung seiner Verletzung. Zum Schluss überwarf sich der Spieler mit dem Verein und bat um seinen Wechsel. Im Sommer ging es dann von San Antonio nach Toronto. Vor der Saison war viel spekuliert worden, wie motiviert Leonard in diese Aufgabe gehen würde, denn angeblich soll sein Wechsel nach Los Angeles für den Sommer 2019 bereits feststehen. Aber nun, nach der Saison samt Titelgewinn bei den Raptors, könnte sich die Sache vielleicht ändern.

Mirko Strässer