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Nagelsmann vermisst Emotionalität - Gündogan bemängelt Passivität

Bundestrainer attestiert Havertz "herausragendes Spiel"

Nagelsmann vermisst Emotionalität - Gündogan bemängelt Passivität

Einfach wichtig für Julian Nagelsmann: Emotionalität.

Einfach wichtig für Julian Nagelsmann: Emotionalität. IMAGO/Uwe Kraft

Nach einem Sieg zum Auftakt gegen die USA (3:1) und einem 2:2 gegen Mexiko sollte bei der Heimpremiere von Julian Nagelsmann als Bundestrainer gegen die Türkei ein Sieg her. Am Ende stand allerdings die erste Niederlage (2:3).

Die Erklärung für die Niederlage hatte Nagelsmann danach bei RTL direkt parat. "Zwei Themen" hatte der 36-Jährige ausgemacht: Das eine sei ein "bisschen taktisch" und betraf die Gegentore, bei denen die deutsche Defensive nicht gut ausgesehen hatte. Speziell das erste war für Nagelsmanns Geschmack "recht simpel gespielt, wo wir einen Tick zu aggressiv aus der Kette rausverteidigen und Leroy (Sané; Anm. d. Red.) seinen Rücken offen lässt". Benjamin Henrichs war hier zu hoch gestanden, Sané hatte Gegenspieler Ferdi Kadioglu aus den Augen verloren, der Ausgleich war passiert. Auch beim zweiten Gegentreffer war die deutsche Verteidigung nicht gut geordnet gewesen.

"Ein paar haben nicht dieses Emotionsniveau erreicht"

Nagelsmann fehlte neben der Ordnung aber noch etwas anderes - und zwar: "Emotionalität auf allen Positionen." Diese habe der Bundestrainer nämlich bei einigen Spielern vermisst: "Viele haben es sehr gut gemacht, aber ein paar haben nicht dieses Emotionsniveau erreicht, um an die Grenze zu gehen, das Spiel zwingend zu gewinnen."

Ähnliches hatte auch Ilkay Gündogan ausgemacht. "Wir wurden zu lethargisch", bemängelte der Kapitän nach der frühen Führung durch Kai Havertz. Zwar habe es Möglichkeiten gegeben, "um das Spiel nach 15 bis 20 Minuten schon zu entscheiden", doch der Kapitän vermisste die Zielstrebigkeit und auch die Aggressivität. Insgesamt war es "einfach zu passiv", das dürfe "natürlich nicht der Fall sein", so Gündogan.

"Am Ende waren wir immer einen Schritt weit weg, gerade in der ersten Halbzeit. In der zweiten haben wir es eigentlich ganz gut gemacht", sagte der Routinier weiter. Für den 33-Jährigen fühlte es sich deshalb so an, "als ob wir das Spiel in der ersten Halbzeit verloren haben".

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Nach der Pause hatte Niclas Füllkrug für Deutschland zwar wieder ausgeglichen, am Ende sorgte aber ein VAR-Elfmeter für den knappen Sieg der Türkei - und im dritten Spiel die erste Niederlage unter Nagelsmann.

Dabei hatte die Partie für Deutschland perfekt begonnen: Mit Havertz hatte die Überraschung in der taktischen Aufstellung von Nagelsmann für die Führung gesorgt. Dann verursachte der als Linksverteidiger aufgebotene Arsenal-Profi allerdings auch den entscheidenden wie umstrittenen Strafstoß. "Das ist kein Elfmeter", so Nagelsmann. Trotzdem attestierte der Bundestrainer dem gelernten Offensivspieler "ein herausragendes Spiel", der 24-Jährige "war wahrscheinlich heute mit unser bester Mann".

Mehr Emotion gegen Österreich

Offen ließ Nagelsmann, ob Havertz die Position nun öfter bekleiden wird. Der nächste Test wartet auf Deutschland dann schon am Dienstag. Beim Auswärtsspiel in Wien (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) erwartet Nagelsmann mit Österreich eine Mannschaft, die "fußballerisch besser als die Türkei" sei. Gerade deshalb sei das Thema Emotion noch wichtiger, denn das ÖFB-Team bringe trotz aller Klasse "diese Emotion rein".

Gleiches forderte Nagelsmann auch von seiner Mannschaft: "Das muss bei jedem Spieler so sein, dass man zumindest das Emotionsniveau seines Gegenspielers erreicht und dann wird sich die größere Qualität in den meisten Spielen durchsetzen."

sts

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