3. Liga

"Nackter Überlebenskampf": Waldhof feiert Klassenerhalt

Kapitän Seegert bedankt sich für "bombastische" Unterstützung

"Nackter Überlebenskampf über Monate": Mannheim feiert Klassenerhalt

Die Anspannung ist abgefallen: Nach dem erreichten Klassenerhalt gab es bei Marcel Seegert und dem SV Waldhof Mannheim kein Halten mehr.

Die Anspannung ist abgefallen: Nach dem erreichten Klassenerhalt gab es bei Marcel Seegert und dem SV Waldhof Mannheim kein Halten mehr. IMAGO/HMB-Media

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"Es war klar, sie müssen. Und dann haben sie uns - auf gut Deutsch - überrannt", gab Felix Göttlicher, Abwehrspieler des SV Sandhausen, zu und beschrieb damit schlimme Anfangsminuten für den SVS. Waldhof Mannheim hatte im Kurpfalz-Derby einen überragenden Start erwischt: Bereits nach sieben Minuten gingen die Mannheimer in Führung, zwei Minuten später legten sie schon das zweite Tor nach. Zur Pause stand es 4:0. Von einer Mannheimer Nervenschwäche im Abstiegskampf konnte keine Rede sein.

Bereits vor Anpfiff hatten die Mannheimer davon erfahren, dass der Hallesche FC in Bielefeld nicht über ein 0:0 hinausgekommen war. Damit war der Weg geebnet für die Schwarz-Blauen, mit einem eigenen Sieg konnten sie den Klassenerhalt vor heimischem Publikum sichern.

"Wir wussten das Ergebnis von Bielefeld-Halle und wussten auch, dass wir mit einem Sieg hier heute durch sind. Und ich glaube, so haben wir auch in der ersten Halbzeit gespielt", erklärte Waldhof-Trainer Marco Antwerpen den starken Start und sprach von einer "beeindruckenden Leistung" seiner Elf.

Seegert: "Deswegen gibt man sein letztes Hemd"

Dass es am Ende 4:2 ausging und Mannheim in der Schlussphase sogar nochmals das Zittern anfing - geschenkt. Der Klassenerhalt stand fest, und die Freude darüber kannte keine Grenzen mehr.

"Es ist tatsächlich überwältigend. Das ist nackter Überlebenskampf über Monate hinweg. Und in dem Moment, wo abgepfiffen ist, realisiert man das erst überhaupt nicht", rang Marcel Seegert am Mikrofon von MagentaSport um Fassung. "Jetzt kommt es, und dann kann man das auch genießen. Das ist schon sehr, sehr erleichternd, da bin ich ganz ehrlich."

Auch sein Teamkollege und Freund Terrence Boyd, Doppeltorschütze gegen Sandhausen, freute sich: "Es ist jetzt einfach so schön, dass wir eine nicht so schöne Saison wenigstens gerettet haben. Wir haben alle zusammen das Ding gewuppt, und das ist toll."

SV Waldhof Mannheim

Der Dank an die Fans: Beim 4:2-Sieg über den SV Sandhausen war das Carl-Benz-Stadion in Mannheim prall gefüllt. IMAGO/Eibner

Der Waldhof-Kapitän Seegert ging dabei mit bestem Beispiel voran, wie Boyd schwärmte, war ein Vorbild in Sachen Einsatz und erzielte das 3:0 mit einem traumhaften Volley. Sein blau-schwarzes Herz strahle, so Seegert. Absteigen sei  "das fieseste Gefühl, vor allem wenn man in seiner Stadt spielt", gab der Kapitän seine Gedanken aus den vergangenen Monaten preis. "Da will man sich eigentlich nicht blicken lassen, wenn da das Worst-Case-Szenario passiert. Deswegen rennt man einfach ums Überleben und gibt sein letztes Hemd."

Das habe die Mannschaft umgesetzt und sei dafür belohnt worden. Unfassbar, wie der 30-jährige Mannheimer befand: "Wir haben nie aufgesteckt, wir hatten so viele Rückschläge, in Freiburg den emotionalen Tiefpunkt, und wir haben uns da wieder rausgefightet."

Einen großen Dank richtete Seegert dabei an die Waldhof-Fans, die die Mannschaft - getreu dem Spieltagsmotto "Alle in blau" - in den Vereinsfarben über 90 Minuten nach vorne geschrien hatten, gar als "bombastisch" bezeichnete der Mannheimer Kapitän die Unterstützung.

Die Jungs sollen sich heute feiern lassen. Heute ist es einfach nur ein blau-schwarzes Fest.

Anthony Loviso, Technischer Direktor des SV Waldhof

Die Verantwortlichen des SV Waldhof gaben sich dagegen eher nüchtern. "Der Klassenerhalt ist enorm wichtig für die Stadt, für den Verein, für die Familie Beetz (Mäzen des SV Waldhof Mannheim, Anm. d. Red.) und für jeden eigentlich in Mannheim", analysierte Anthony Loviso, Technischer Direktor der Mannheimer, und meinte: "Die Jungs sollen sich heute feiern lassen. Heute ist es einfach nur ein blau-schwarzes Fest."

Auch Trainer Antwerpen betonte, erst einmal runterfahren zu müssen. "Es war eine anstrengende Zeit. Ich werde mich gleich freuen, nach dem Spiel. Aber ganz ehrlich, das sind stressige Zeiten, das ist nicht ganz so einfach", so der 52-Jährige, der in Mannheim erst Ende Januar übernommen hatte. "Wir mussten uns erst einmal ein Bild machen, wie die Mannschaft funktioniert, wie sie intakt ist", gab der Coach zu. "Wir sind nicht gut gestartet, aber die Jungs haben es überragend angenommen und dementsprechend stehen wir jetzt hier und sind glücklich."

Seegert verrät die Abendpläne - Boyd bremst ein: "Morgen ist Muttertag"

Die Marschroute für die Mannschaft am Samstagabend gab dann schon wieder Seegert vor. "Wir sind alle so happy und jetzt werden wir heute Abend so, so geil feiern", blickte der Kapitän voraus. "Wenn du monatelang da unten drinhängst, das ist so kräftezehrend. Deswegen werden wir einfach loslassen, einfach Spaß haben und vor allem den Team-Spirit hochleben lassen."

Zu große Ausgelassenheit bremste sein Kumpel Boyd aber sogleich mit einem Augenzwinkern: "Morgen ist Muttertag, da darf ich nicht zu doll machen."

vfa, cfr

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"Morgen ist Muttertag, ich darf nicht zu doll machen": Boyd witzelt mit Seegert

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