Noch bis zur 90. Minute schien alles in bester Ordnung: Durch die 2:0-Führung über Außenseiter Mosambik war Ghana trotz eines zuvor durchwachsenen Turniers auf dem besten Weg, sich für das Achtelfinale des Afrika-Cups zu qualifizieren. Dann geschah doch noch die Katastrophe aus Sicht der "Black Stars": Ein Elfmeter, eine Ecke, zwei Tore für Mosambik - und Ghana ist so gut wie ausgeschieden.
Bei nur zwei Punkten ist auch die Hoffnung auf ein Weiterkommen als einer der drei besten Gruppendritten nur noch theoretischer Natur. Bereits am Dienstagabend könnte das Aus besiegelt sein, wenn die Partie Gambia gegen Kamerun nicht mit einem Remis endet. Die Fußballnation liegt am Boden, der viermalige Sieger und Dauer-Mitfavorit dürfte nach 2022 bereits zum zweiten Mal in Folge in der Gruppenphase des Afrika-Cups ausscheiden.
"Ich bin sprachlos", sagte Mittelfeldspieler Mohammed Kudus von West Ham United, Ghanas uneingeschränkter Star und Hoffnungsträger im TV-Interview nach dem Spiel, in dem er die Trophäe für den Spieler des Spiels mit einem emotionslosen "Danke für die Stimmen, danke" entgegennahm. Auf der Pressekonferenz fügte er später hinzu: "Wir haben wie gegen Ägypten zwei billige Gegentore kassiert. Eigentlich müssen wir das Spiel problemlos gewinnen. Aber wir waren zu schlampig, haben dumme Fehler gemacht."
Mehr Stimmen konnten die anwesenden Journalisten nicht einholen, die Spieler entschwanden aus dem Kabinentrakt direkt in den Bus und stellten sich nicht den Medienvertretern. Die wiederum waren darüber so aufgebracht, dass sie die Ausfahrt des Busses aus dem Stadion blockierten. Nach rund einer Stunde, heißt es in Berichten vor Ort, wurden die Spieler schließlich abgeschirmt von der Security an den Journalisten vorbeigeführt - zu Fuß.
Bereits bei der Auftaktniederlage gegen Kap Verde hatten sich unschöne Szenen abgespielt, als es zunächst zu Ausschreitungen im Stadion gekommen war und bei der Rückkehr der Mannschaft aufgebrachte Fans in das Teamhotel eingedrungen waren. Ein Anhänger wollte Teamcoach Chris Hughton tätlich attackieren. Der Trainer steht nach den enttäuschenden Leistungen stark in der Kritik, schloss einen Rücktritt zunächst aber aus. "Ich denke nicht darüber nach", so der ehemalige Coach von Newcastle United. "Ich bin gerade einfach wütend und frustriert - wie jeder." Den Beweis dafür hat er erhalten.