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Müller: "Ich kann damit umgehen"

Zunächst voller Fokus auf den FC Bayern

Müller: "Ich kann damit umgehen, falls ich nicht nominiert werde"

Muss sich neu beweisen: Thomas Müller.

Muss sich neu beweisen: Thomas Müller. picture alliance/dpa

Aus Bayerns Trainingslager in Doha (Katar) berichtet Frank Linkesch

Auf dem Podium saß am Montag ein reflektierter, wie eh und je schlagfertiger Profi: Kein Trübsal mehr durch das frühe WM-Aus, Zuversicht vor der anstehenden Rückrunde. Aber auch das Wissen, dass die "Müller spielt immer"-Zeiten, die einst Louis van Gaal eingeläutet hatte, keine Selbstverständlichkeit mehr sind.

Vor der WM fehlte Thomas Müller dem FC Bayern wegen eines Muskelfaserrisses wochenlang, so lange wie noch nie in seiner beinahe verletzungsfreien Karriere seit 2009. Für die Mannschaft lief es zu diesem Zeitpunkt beinahe perfekt, sie eilte ohne Müller von Sieg zu Sieg. "Der Oktober war für mich kein toller Monat, ich musste die ganze Zeit zuschauen."

Müller: Nach der WM gab es "Zuckerbrot und Peitsche zuhause"

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Das Angriffsspiel funktioniert in dieser Saison, mit und ohne ihn. "Wir haben eine fluide Offensive gesehen mit sehr vielen Torschützen, tollen Kombinationen und mehr Toren als jemals zuvor. Anfangs war ich dabei, danach hat es auch ohne mich auch funktioniert", hat Müller erkannt. Nun tue er alles, um so fit wie möglich zu werden und künftig seinen Beitrag zu leisten: "Wenn ich wieder dabei bin, funktioniert es hoffentlich auch wieder."

Das frühe WM-Aus in Katar hat Müller verarbeitet und abgehakt. "Diese sportliche Niederlage hat extrem wehgetan", sagt er zwar, "am Ende ist es aber nur Fußball." Worte aus dem Mund eines Spielers und Menschen, der viel gewonnen, aber auch viel verloren hat und der mit ausreichend Lebenserfahrung ausgestattet ist, Dinge einordnen und relativieren zu können.

Zuckerbrot und Peitsche gibt es auch bei mir zu Hause.

Thomas Müller

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"Bei einem Turnier mit 32 Mannschaften gewinnen 31 nicht. Das Wichtigste ist, dass du den Frust und den Schmerz in Energie umwandelst." Er habe nach dem Aus sogar WM-Spiele geschaut und genossen, weil es "packende und temporeiche Spiele gab". Daheim habe ihn sein vertrautes Umfeld aufgefangen, der Alltag mit Arbeit im Pferdestall sei bald zurückgekehrt. "Zuckerbrot und Peitsche gibt es auch bei mir zu Hause."

Müller ist sich bewusst, dass der Konkurrenzkampf im Nationalteam enorm ist. "Wir haben gerade im Offensivbereich sehr viele Optionen, viele sehr gute und junge Spieler. Wir werden sehen, wie es in den nächsten Wochen und Monaten weitergeht. Ich bin sehr entspannt, aber zur Stelle." Die Heim-EM 2024 habe er noch nicht im Kopf. Auch deshalb, weil es zunächst um Leistung im Verein und die Behauptung des Platzes im Team geht: "Der Fokus ist, auf dem Platz zu stehen, Spaß zu haben, Tore zu erzielen und vorzubereiten, Spiele zu gewinnen."

Durch den langfristigen Ausfall Manuel Neuers wird Müller beim FC Bayern die Kapitänsbinde tragen, ein Automatismus auf einen Stammplatz ist diese nicht. Auf der Zehnerposition trumpft Jamal Musiala auf, im Sturm hatte zuletzt Eric-Maxim Choupo-Moting einen Lauf. Ansprüche formuliert Müller nicht in Doha, auch nicht fürs Nationalteam. Er wollte, erklärt er, einfach keinen "künstlichen Stopp", einen Rücktritt, obwohl es vielleicht bald wieder gut läuft und Flick ihn gerne dabei hätte. Und wenn nicht? "Ich kann damit umgehen, falls ich nicht nominiert werde."

Frank Linkesch

Trainer Julian Nagelsmann (M) vom FC Bayern München während einer Übungseinheit im Aspira-Sportpark. Im Hintergrund sitzen der Sportvorstand Hasan Salihamidzic (l) und der technische Direktor Marco Neppe. Der FC Bayern München absolviert bis zum 12.01.2023 sein Winter-Trainingslager in Doha (Katar).

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