In der Liga hatte die AC Mailand zuletzt zwei empfindliche Niederlagen (0:1 bei Spezia, 0:3 gegen Inter Mailand) einstecken müssen und hat nun schon vier Punkte Rückstand auf Platz 1. Selbstvertrauen in der Europa League tanken war demnach angesagt - doch das erwies sich gegen Roter Stern Belgrad als äußerst komplizierte Aufgabe.
Die Mailänder traten zwar auch im Rückspiel nicht mit ihrer vermeintlichen besten Elf an (unter anderem fehlten Kjaer, Theo oder Ibrahimovic), dennoch waren sie klarer Favorit gegen den serbischen Meister, dem im Vergleich zum 2:2 im Hinspiel mit Rodic (Gelb-Rot) und Milunovic (Gelb-Sperre) auch noch extrem wichtige Stützen in der Abwehr fehlten.
Kessié sicher vom Punkt - Wirbelwind Ben
RSB-Coach Dejan Stankovic musste dann auch mit ansehen, wie Milan in Führung ging: Im Anschluss an eine Ecke hatte Gobeljic den Ball an den ausgetreckten Arm bekommen, Kessié verwandelte den fälligen Elfer gewohnt sicher (9.). Alles gut für Milan? Keineswegs! Roter Stern zeigte sich von dem Rückstand unbeeindruckt, schüttelte sich kurz und drängte fortan gegen ein wenig fahrig wirkende Italiener mit Macht auf den Ausgleich.
Mit Ivanic und Ben ragten bei den Gästen zwei Spieler heraus, vor allem der Komorer sorgte für viel Unruhe: So wurde dem 31-Jährigen zuerst ein Treffer nach VAR-Einsatz wegen eines Pankov-Handspiels aberkannt (20.), dann knallte sein Freistoß ans Aluminium (22.), ehe es letztlich klappte: Ben nahm Ivanics tollen Pass geschickt mit und schob den Ball Donnarumma durch die Beine zum 1:1 (24.).
Borjan hält Belgrad im Spiel - Ibrahimovic kommt
Er sorgte für viel Unruhe: Belgrads Ben (r.). imago images
Der Ausgleich war verdient - und die Partie blieb völlig offen, auch weil Milan defensiv zu oft nicht überzeugte. Allerdings musste man den Serben auch zugutehalten, dass sie läuferisch viel investierten und selbstbewusst auftraten. Sie hatten aber auch Glück, als Schlussmann Borjan mit einer Riesenparade gegen Dalot den neuerlichen Rückstand verhinderte (37.).
Auf der Gegenseite sauste eine Kangas Gewaltschuss knapp vorbei (43.), sodass es mit dem 1:1 in den zweiten Durchgang ging. Diesen erlebten dann auch Ibrahimovic und Rebic auf dem Rasen - am Geschehen auf dem Platz änderte das zunächst aber nicht sonderlich viel, wenngleich die Mailänder fortan etwas mehr Struktur hatten.
Es blieb dennoch ein spannendes Spiel zweier engagierter Teams - mit Chancen hüben wie drüben: Rebic kam einen Schritt zu spät (54.), während auf der Gegenseite Donnarumma mit einem Mega-Parade gegen Sanogo den Rückstand vereitelte - den Nachschuss jagte Gobeljic dann auch noch in den Mailänder Nachthimmel (68.).
Gobeljics gebrauchter Tag ist perfekt
Für Gobeljic sollte es kurz darauf ein gänzlich gebrauchter Tag werden. Nachdem der 28-Jährige den Elfmeter zum 0:1 verursacht und die ganz dicke Chance zum möglichen 2:1 liegen gelassen hatte, rannte er auch noch Dalot über den Haufen und sah Gelb-Rot (70.). Von Milans Überzahl war in der Folge nicht viel zu sehen, es blieb ein Ritt auf der Rasierklinge für die Italiener. So scheiterte der eingewechselte Katai in der Schlussphase an den eigenen Nerven, als er aus fünf Metern links vorbei schoss (82.).
Am Ende reichte es für die Mailänder dann doch, auch weil ein vermeintliches Handspiel von Tonali im eigenen Sechzehner nicht vom VAR überprüft wurde. Vom spanischen Schiedsrichter Jesus Gil Manzano dürften die Serben ohnehin nicht begeistert gewesen sein, so hatte er in diesem keineswegs unfairen Spiel beim berechtigten, aber eben auch harten Platzverweis Fingerspitzengefühl vermissen lassen, dann Tonalis Handszene durchgewunken und in der Nachspielzeit pfiff er ab und verweigerte den Belgradern den letzten Eckball, den sie kurz zuvor noch herausgeholt hatten (90.+4).