Was für ein bitteres Ende der triumphalen Reise der Mexikaner in die USA, wo "El Tri" in der Nacht auf Montag den Gold Cup gegen Jamaika gewonnen hatte. Auf der Rückreise von Philadelphia nach Mexiko City kam es zwischen Mexikos Trainer Miguel Herrera und einem kritischen TV-Reporter zu Handgreiflichkeiten - der mexikanische Fußball-Verband entließ den Erfolgstrainer daraufhin.
Siebter Titel für Mexiko beim CONCACAF-Gold-Cup, der Kontinentalmeisterschaft für Nord- und Mittelamerika und die Karibikstaaten. "El Tri" bezwang am Sonntag in Philadelphia die unerwartet ins Finale vorgestoßenen Jamaikaner mit 3:1 (1:0). Auf den Weg brachte den Triumph gegen die Elf von Winfried Schäfer der abermals erfolgreiche Ex-Leverkusener Andres Guardado.
Zwei enge Viertelfinale schlossen am Sonntag die Runde der letzten Acht beim CONCACAF-Gold-Cup in East Rutherford im US-Bundesstaat New Jersey ab. Dabei setzte sich Turnier-Mitfavorit Mexiko erst dank eines späten Elfmetertreffers in der Verlängerung gegen Costa Rica durch. Panama bezwang Trinidad & Tobago in der Lotterie vom Punkt und trifft nun auf "El Tri". Das andere Halbfinale bestreiten Gastgeber USA und Jamaika im Duell zweier deutscher Trainer.
Eher "Gol-Cup" als Gold-Cup: Mitfavorit Mexiko startete bei der CONCACAF-Verbandsmeisterschaft für die Staaten Nord- und Mittelamerikas sowie der Karibik mit einem 6:0-Kantersieg über Kuba und stellte die Weichen im Soldier Field von Chicago dabei schon frühzeitig. Im zweiten Match setzte sich Trinidad & Tobago mit 3:1 gegen Guatemala durch.
Kurz vor dem Beginn des Gold Cups muss Mexiko einen seiner größten Stars ersetzen. Javier "Chicharito" Hernandez, der zuletzt für Real Madrid stürmte, hat sich in einem Testspiel eine Woche vor den Meisterschaften in Nord-, Mittelamerika und der Karibik verletzt und wird einige Wochen pausieren müssen.
Miguel Herrera rannte an der Seitenlinie entlang, als ahnte er, was folgen würde. Die Elf des mexikanischen Übungsleiters führte bis zwei Minuten vor dem Ende mit 1:0 gegen Favorit Holland - und verlor noch mit 1:2. Damit wiederholte sich für "El Tri" traumatische Geschichte: Bereits zum sechsten Mal in Folge schieden die Mexikaner im Achtelfinale aus. Doch Herrera ging an anderer Stelle auf Ursachenforschung. "Das Ergebnis ist ungerecht. Bei einer WM läuft es immer gegen Mexiko", polterte der 46-Jährige.
Seine Aufstellung gibt er einen Tag vor dem Spiel auf seinem eigenen Twitter-Account bekannt. Auf einen vorläufigen WM-Kader hat er verzichtet. Sein Temperament kann so sehr mit ihm durchgehen, dass er Fotografen am Spielfeldrand verprügelt. Mit den Schiedsrichtern führt er Dauerdiskussionen. Und: Keiner rastet bei Siegen so schön aus wie er! Mexikos Trainer Miguel Herrera: Eine Laus, die zum Vulkan werden kann und die vor niemandem Angst hat. Auch vor den Niederlanden nicht.
Die mexikanische Nationalmannschaft hat sich binnen drei WM-Spielen wieder in die Herzen ihrer Fans gespielt, was angesichts einer grottigen WM-Qualifikation beileibe keine Selbstverständlichkeit war. Nun, nach der souveränen Qualifikation für das Achtelfinale, zollen die Experten "El Tri" großen Respekt. Gelobt wird taktische Disziplin, das Defensivbollwerk sowie der leidenschaftliche Kampfeswille, den Trainer Miguel Herrera seiner Mannschaft eingehaucht hat. Vor dem Duell mit den Niederlanden stellt sich die Frage: Ist das Glas halbvoll oder halbleer?
Mexiko hat seinem Namen als unangenehm zu bespielendes Team alle Ehre gemacht. Aber nicht nur das: Die Mittelamerikaner setzten sich mit 3:1 gegen Kroatien durch und stehen zum sechsten Mal in Folge im Achtelfinale einer Weltmeisterschaft. Kapitän Marquez, bis dahin umsichtiger Abwehrorganisator, köpfte "El Tri" in der 72. Minute in Führung und sorgte für ohrenbetäubenden Jubel unter den mexikanischen Fans. Was folgte, war ein perfektes Ende einer taktisch ausgereiften Leistung, die Mexiko sogar kurzzeitig vom Gruppensieg träumen ließ.
Was haben Mexiko und Nigeria gemein? Beide Mannschaften sind die einzigen Teams bei dieser Weltmeisterschaft, die nach dem zweiten Gruppenspieltag noch ohne Gegentreffer dastehen. Mehr noch: Mit einem Torverhältnis von 1:0 und vier Zählern dürfen sowohl "El Tri" als auch die "Super Eagles" vom Achtelfinale träumen. Sollte die Herrera-Elf das schaffen, wäre es der sechste Einzug in Folge in die Runde der letzten 16. Doch der "Endspiel"-Gegner in der Gruppe A hat es in sich.