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Michorl im Interview: "Wenn du auf Platz acht bist, dann stehst du zu Recht dort"

LASK-Mittelfeldakteur mit klaren Worten

Michorl im Interview: "Wenn du auf Platz acht bist, dann stehst du zu Recht dort"

Peter Michorl spielt seit 2014 für den LASK.

Peter Michorl spielt seit 2014 für den LASK. GEPA pictures

31. Spieltag

Herr Michorl, der LASK ist in dieser Saison in der Liga nie so richtig in Fahrt gekommen. Woran liegt das?

Wenn wir das wüssten, würden wir nicht in der Situation stecken. Das war keine besonders gute Saison in der Liga von uns. Eigentlich haben wir mit dem Auswärtssieg in Altach einen guten Saisonstart erwischt. Dann sind wir aber nie so richtig in Tritt gekommen. Es hat dann viele Gründe, oder besser gesagt, Ausreden gegeben, wie "nicht verwertete Torchancen" oder "hinten zu löchrig". Es war wahrscheinlich von allem ein bisschen etwas und in Summe kommt dann eine nicht so gute Saison heraus.

Im letzten Spiel gegen Hartberg hat der LASK fast jede Statistik angeführt, war dreimal in Führung. Am Ende stand es 3:3. Beschreibt das ein bisschen die Saison?

Ja, das beschreibt die Saison eigentlich perfekt. Oft am Drücker, wahrscheinlich die überlegene Mannschaft, vorne dieses Mal sogar effizient mit drei Toren. Dann haben wir es hinten hinaus nicht mehr d'rüber gebracht, aber das liegt jetzt nicht grundsätzlich an den Verteidigern, sondern wie wir als ganze Mannschaft defensiv gearbeitet haben. Das war von vorne bis hinten zu wenig. Dann hätten wir in der Nachspielzeit noch einmal die Möglichkeit gehabt, in Führung zu gehen, die haben wir wieder nicht genutzt. Wenn man die Saison des LASK beschreiben will, dann kann man dieses 3:3 gegen Hartberg schon ganz gut dazu verwenden.

Fühlen Sie sich unter Wert geschlagen?

Natürlich haben wir gute Spieler im Kader, aber vielleicht haben wir es dieses Jahr einfach nicht in jedem Spiel auf den Platz gebracht. Deshalb stehen wir da unten drin. Wenn du auf Platz acht bist, dann stehst du zu Recht dort, auch wenn du oftmals das Gefühl hattest, am Platz überlegen zu sein. Aber wenn du das über 90 Minuten nicht durchziehen kannst, dann schaut eben so ein Ergebnis dabei heraus.

Was wurde aus den letzten zehn Torschützenkönigen der 2. Liga?

Seit Kurzem ist Didi Kühbauer der neue Trainer des LASK. Was sind Ihre ersten Eindrücke von ihm?

Sehr, sehr positiv. Er bringt eine gewisse Lockerheit mit hinein, auch einen guten Schmäh. Er hat die erste Woche sehr positiv gestaltet. Das Spiel gegen Hartberg war offensiv schon ganz in Ordnung, aber ein neuer Trainer wird in den ersten vier Tagen nicht allzu viel verändern können. Aber wie gesagt, die ersten Eindrücke waren sehr positiv. Für jeden Spieler bietet sich wieder die Chance, sich neu zu beweisen, die Karten sind neu gemischt. Das bedeutet automatisch gleich einen neuen Zug im Training. Ich denke, das hat jeder Spieler diese Woche gespürt.

Aktuell liegt der LASK drei Punkte hinter der WSG Tirol auf Platz zwei der Qualifikationsgruppe. Die ersten beiden haben die Möglichkeit auf ein Europacup-Ticket. Wie schätzen Sie die Chancen darauf ein?

Aktuell wären wir drinnen, aber das sollte nicht unser Hauptthema sein. Unser Fokus muss auf das kommende Derby gegen Ried gerichtet sein. Wer letzte Woche gegen Hartberg im Stadion war, weiß, wie wichtig dieses Spiel für unsere Fans ist. Wir wollen ihnen diese Saison mit einem Derbysieg am Samstag wenigstens ein bisschen versüßen, deshalb wollen wir den mit aller Macht holen.

International lief es diese Saison sehr gut für den LASK. Man hat die Gruppe in der Conference League mit fünf Siegen und einem Unentschieden gewonnen, ist dann erst im Achtelfinale gegen Slavia Prag ausgeschieden. Warum lief es da so viel besser als in der Liga?

Ohne respektlos zu sein - es war natürlich ein großer Erfolg für den Verein - aber die Gegner hatten nicht diesen Maßstab, den man in der Liga oft hat. Aber natürlich, fünf Siege und ein Remis musst du erst einmal erreichen, bei nur einem Gegentor in der Gruppenphase. Das ist auf jeden Fall schwer in Ordnung, aber man muss das Ganze dann auch richtig einschätzen.

Was nehmen Sie aus dem Bewerb mit. Sehen Sie ihn als Bereicherung?

Auf jeden Fall. Man hat bei den beiden österreichischen Vertretern gesehen, dass die Europa League durch den neuen Modus sehr stark besetzt ist. Die Conference League ist ein Bewerb, bei dem sich österreichische Vereine auch nach weiter vorne orientieren können. Wir waren im Achtelfinale, haben das Hinspiel leider verschlafen. Das war mit der schwärzeste Europacup-Abend, seit ich beim LASK bin. Mit einem besseren Hinspiel wäre vermutlich auch noch mehr möglich gewesen. Also ich denke, die Conference League ist für österreichische Vereine ein sehr positiver Bewerb.

Die Bundesliga-Torjäger und ihre Lieblings-Torhüter

Sie sind seit 2015 beim Verein, wenn man ihre Leih-Zeit miteinberechnet, sogar schon seit 2014. Damit sind Sie der längstdienende Spieler des LASK. Was macht den Verein für Sie aus?

Der LASK ist ein sehr familiärer Verein, der über die Jahre hinweg gewachsen ist. Ich bin seit acht Jahren hier, kenne vom Büro, glaube ich, jeden Einzelnen persönlich. Ein Riesenprojekt steht vor der Haustüre. Man kann sich hier auf jeden Fall sehr wohl fühlen.

Sie gelten als Führungsspieler beim LASK. Wächst man in so eine Rolle hinein, oder muss man sich die aktiv aneignen?

Das mag jeder bewerten, wie er will. Ich bin jetzt nicht einer, der ständig den Mund offen hat und die Mitspieler darauf hinweist, was sie besser zu machen haben. Ich bin da eher ein lockerer Typ. Ob man in so eine Rolle hineinwächst? Wenn ich mir zum Beispiel Alexander Schlager anschaue, der war im ersten Bundesliga-Jahr noch nicht Stammtorhüter. Dann ist mit Pavao Pervan unser Kapitän abgewandert, danach wurde Alex unser Einser-Goalie. Nach dem Abgang von Gerni (Gernot Trauner, Anm.) wurde er dann unser Kapitän. Also bei ihm kann man durchaus sagen, dass er in die Rolle hineingewachsen ist, aber ich denke, entweder du hast den Mund offen oder eben nicht. Es gibt Beispiele, wo du hineinwachsen kannst, aber auch Beispiele, wo du es einfach bist.

Man vergisst dabei gerne, dass Sie erst 27 Jahre alt sind. Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus?

Wichtig ist jetzt einmal, die Saison positiv zu Ende zu bringen. Wie gesagt, bei uns steht ein sehr wichtiges Derby an, das wollen wir mit aller Macht gewinnen. Falls wir den Sieg holen, haben wir gute Chancen auf das Play-off, das wollen wir natürlich auch erreichen und wenn wir dort sind, wollen wir das auch gewinnen. Ich persönlich habe bis 2024 Vertrag, bin seit acht Jahren hier, das ist glaube ich, ein Zeichen, dass ich mich sehr wohl fühle. Natürlich träumt jeder österreichische Spieler davon, irgendwann einmal im Ausland zu spielen. Aber da muss dann auch alles passen, so ehrlich muss man sein. Wenn ein Angebot kommt, das für alle Seiten passt, dann würde ich schon gerne den Schritt wagen.

So wie du als Österreicher vom Ausland träumst, träumst du natürlich auch vom Nationalteam.

Peter Michorl über seine Pläne für die Zukunft

Inwiefern ist das Nationalteam Thema bei Ihnen?

So wie du als Österreicher vom Ausland träumst, träumst du natürlich auch vom Nationalteam, das ist ja ganz klar. Aber ich denke, die Saison, die ich gespielt habe, beziehungsweise die wir als Verein gespielt haben - die Dichte, die wir in Österreich im Mittelfeld haben, ist sehr groß, deswegen ist es auch nicht so leicht für mich, da reinzurutschen. Da muss ich schon eine super Saison spielen, die ich in den Vorjahren meiner Meinung nach gespielt habe, aber da hat es leider nicht gereicht. Deswegen bin ich so realistisch, dass es dieses Jahr auch nicht reichen wird für das Nationalteam. Aber natürlich ist es ein Ziel von mir.

Zum Abschluss noch etwas Kurioses: Sie haben in ihrer Karriere bis zu dieser Saison noch nie eine rote oder gelb-rote Karte gesehen. In dieser Spielzeit aber gleich zweimal Gelb-Rot in Folge. Zufall?

Die Jahre zuvor ist es ziemlich gut gelaufen. Das kann man sich oft nicht ganz erklären. Diese Saison ist es nicht so gut gelaufen und dann waren es zwei sehr dumme gelb-rote Karten. Das war ein Zufall, der mir so nicht wieder passieren wird. Ich habe davor in meiner ganzen Karriere, weder in der Jugend noch im Profibereich, eine rote Karte, geschweige denn eine "blaue Karte", wie es sie im Nachwuchs gibt, bekommen. Das kann man also durchaus als Zufall bezeichnen.

Interview: Raphael Greiml