Nordost

Mattuschka: Aufstiegsregel zur 3. Liga "Schlag in Fresse"

Co-Trainer der VSG Altglienicke im Interview

Mattuschka: Aufstiegsregel zur 3. Liga "ein Schlag in die Fresse"

Co-Trainer, Spielervermittler, TV-Experte und Gastronom: Ex-Profi Torsten Mattuschka hat keine Langeweile.

Co-Trainer, Spielervermittler, TV-Experte und Gastronom: Ex-Profi Torsten Mattuschka hat keine Langeweile. IMAGO/Sportfoto Rudel

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Ex-Profifußballer bei Energie Cottbus und dem 1. FC Union Berlin, aktuell Co-Trainer bei der VSG Altglienicke, dazu Spielervermittler mit "TM17", Sky-Zweitliga-Experte und Gastronom. Sind sie ein Allroundtalent, Herr Mattuschka?

Das hört sich sicherlich viel an und ist auch nicht ohne. Aber es ist alles abgesprochen mit den Beteiligten. Alles, was ich mache, macht mir auch Spaß. Langeweile habe ich keine.

Und in welcher Rolle sehen Sie sich am liebsten?

Unter der Woche liebe ich es als Co-Trainer auf dem Platz zu stehen. Da gilt es die Dinge an die Mannschaft weiterzugeben und diese erfolgreich auf die Spiele vorzubereiten. Es gilt Inhalte zu vermitteln. Ich kann mit den Jungs quatschen, aber auch mal dazwischenfegen.

Am Wochenende war Länderspielpause und bedeutete keine Partien in den ersten drei Ligen in Deutschland sowie der Regionalliga Nordost. Wie verbringen Sie also die Zeit?

Da kümmere ich mich um die Familie. Denn die ganzen anderen Wochenenden sind als Familie nicht vorhanden. Meine Frau steht aber komplett hinter mir und meine Tochter kann mit der Situation umgehen. Die Länderspiel-Wochenenden sind für uns Luxus und wir nutzen diese, um etwas gemeinsam als Familie zu machen.

Stichwort VSG Altglienicke: Mit Ihrem Verein sind Sie aktuell Tabellenelfter, sammelten sieben Punkte (zwei Siege, ein Remis, drei Niederlagen). Wie fällt Ihr Fazit nach sechs Partien in der 4. Liga aus?

Mit den Punkten sind wir nicht zufrieden. Die Art und Weise war, bis auf zwei Spiele, ordentlich. Wir hatten nur gegen Hertha BSC II einen brutalen Ausrutscher (2:6, Anm.d.R.). Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir einen kompletten Umbruch hatten und nur vier Spieler aus dem Vorjahr geblieben sind. Wir haben über 20 Neuverpflichtungen getätigt. Viele kleine Puzzleteile haben noch nicht so gegriffen. Nach dem Erfurt-Spiel (1:1 am 31. August, Anm.d.R.) und bis zur nächsten Partie gegen Aufsteiger Hansa Rostock II haben wir aber 17 Tage Zeit, um an den Automatismen zu arbeiten. Da gilt es noch einige Dinge nachzuholen, die noch nicht so funktionieren. Wir arbeiten hart mit den Jungs zusammen. Die Chemie innerhalb der Mannschaft stimmt. Unser Ziel ist es, in einer brutal ausgeglichenen Liga, vorne mitzuspielen.

Wie sehen Sie generell die Regionalliga Nordost in der Spielzelt 2023/24 aufgestellt?

Sehr reizvoll. Es ist eine Liga voller Traditionsvereine, mit vielen Zuschauern. Da wollen auch wir als VSG oben mitspielen. Das ist uns die letzten vier Jahre immer gelungen, auch wenn wir nicht die große Infrastruktur, wie andere Klubs, in der Liga haben. Wir geben mit den Mitteln, die wir haben, das Maximum. Am Ende werden wir sehen, was rauskommt. Es wird aber keine Mannschaft durch die Liga marschieren.

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Kann man denn schon nach sechs Spieltagen einen Favoriten auf den Meistertitel ausmachen?

Da denke ich, spielen fünf, sechs Mannschaften eine Rolle. Erfurt ist mit dabei, aber auch der Greifswalder FC macht einen guten Job. Energie Cottbus muss man immer nennen. Auch der BFC will unbedingt hoch. Lok und Jena haben sich den Start vielleicht anders vorgestellt. Den SV Babelsberg 03 darf man nicht vergessen. Ich bin mir relativ sicher, dass es bis zum Ende sehr eng sein wird.

Haben Sie in dieser Sommerpause, vor allem auf dem Transfermarkt gemerkt, dass der Meister nach der Serie 2023/24 direkt aufsteigt?

Man hat gemerkt, dass der ein oder andere Verein unbedingt hoch will und extrem investiert hat. Viele Klubs sehen die Chance, das Platz 1 zum direkten Aufstieg reicht. Da wird sich der ein oder andere vielleicht zur Halbserie umschauen. Im Endeffekt gucken wir aber nur auf uns.

Derzeit ist es rund um die viel kritisierte Aufstiegsregelung in die 3. Liga still und es gibt kaum öffentliche Diskussionen. Wie stehen Sie zur aktuellen Regelung?

Das ist einfach eine Katastrophe. Ich verstehe die Leute einfach nicht. Fünf Absteiger aus der 3. Liga und fünf Aufsteiger aus den fünf Regionalliga, fertig. Wenn man mit 80 Punkten nach einer Saison nicht aufsteigt, ist das brutal. Da beendet man die Serie gefühlt, als wenn man abgestiegen wäre. Es ist einfach ein Schlag in die Fresse. Am Ende geht es um alle fünf Meister und nicht, dass einer auf der Strecke bleibt. Das ist nicht gut. Damit können Vereine auch kaputt gemacht werden.

Für die VSG arbeiten Sie seit 2016 - erst als Spieler, dann als Nachwuchscoach und nun als Co-Trainer. Welche Verbindung haben Sie zu dem Verein?

Eine enge und feste. Ich war auch in meiner aktiven Karriere nicht der große Vereinsbummler. Wenn ich mich wohlfühle, wechsle ich nicht für 500 Euro mehr irgendwohin. Ich bin mit den Bossen der VSG freundschaftlich verbunden. Wir sagen uns aber auch ganz klar unsere Meinung. Ich bin froh, dass ich durch die VSG nach der aktiven Karriere im Fußball bleiben durfte und habe unglaublich viel von Trainer Karsten Heine gelernt und Dinge mitgenommen. Ich bin aber in der ganzen Zeit immer ich geblieben. Mir ist der Verein ans Herz gewachsen.

Reicht Ihnen die Rolle als Co-Trainer oder haben Sie auch Ambitionen, später als Cheftrainer zu arbeiten?

Dafür habe ich in der aktuellen Konstellation keine Zeit. Ebenso habe ich nicht die nötige A-Lizenz. So wie es aktuell ist, ist es absolut okay. Vielleicht ist es in ein paar Jahren anders. Aber Stand jetzt bin ich mega zufrieden.

Sie haben als Ex-Spieler eine besondere Beziehung zu Union Berlin. Der Klub hat es nun erstmalig in die Königsklasse geschafft. Auf welches Spiel in der Champions League freuen Sie sich am meisten und haben Sie vielleicht sogar schon ein Ticket?

Ich plane gerade das Auswärtsspiel von Union gegen Real Madrid mit ein paar Jungs. Das ist aber gar nicht so einfach zu organisieren. Unions erstes Spiel in der Champions League, dazu noch bei Real Madrid, und das im umgebauten Estadio Santiago Bernabéu - das wäre ein Oberbrett, da dabei zu sein. Real Madrid und der SSC Neapel sind natürlich unglaublich geile Namen. Dazu noch Braga, die wir ja schon in der Europa League hatten, als dritter Gegner in der Gruppenphase. Wir als Union Berlin sind in der Champions League dabei. Das ist unglaublich und gilt es zu genießen.

Interview: Matthias Schütt