Im Vergleich zum 1:0 gegen Südkorea wechselte Marokkos Trainer Reynald Pedros einmal: Im Angriff startete Lahmari anstelle von Amani. Die WM-Debütantinnen aus Nordafrika hatten vor dem letzten Spieltag bei einem Punktgewinn noch zumindest eine kleine Möglichkeit aufs Weiterkommen. Mit drei Punkten war man allerdings auf die Mithilfe von Südkorea angewiesen, das das punktgleiche Deutschland an einem Sieg hindern musste.
Kolumbien hatte dagegen allerbeste Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale, stand man doch nach zwei Spieltagen mit sechs Punkten an der Spitze der Gruppe H. Coach Nelson Abadia, der nach seiner Sperre vom Finale der Copa America erstmals wieder an der Seitenlinie stand, nahm nach dem 2:1-Sieg gegen Deutschland ebenfalls eine Änderung an seinem Startaufgebot vor: Santos erhielt im offensiven Mittelfeld den Vorzug von Andrade. Wunderkind Caicedo hatte sich nach ihrem Zusammenbruch in einer Trainingseinheit einer umfänglichen Untersuchung unterzogen und stand "100 Prozent fit" wieder in der Startelf.
3. Spieltag, Gruppe h
Marokko verwandelt Elfmeter im zweiten Anlauf
Entgegen der Erwartungen, dass beide Mannschaften eher abwartend spielen würden, entwickelte sich vom Anpfiff weg eine offene Partie. Marokko übernahm in der Anfangsphase überraschend die Spielkontrolle und kam gleich mal zu ersten Abschlussgelegenheiten durch Jraidi (1., 13.). In der Folge kämpfte sich Kolumbien in dieses Duell und wurde das dominantere Team, knappe 60 Prozent Ballbesitz führten aber zu selten zu klaren Torchancen. Mayra (11.), Montoya (21.) und Santos (44.) verpassten es, Kolumbien in Führung zu bringen.
Und das sollte sich rächen, agierte Marokko doch weiter mutig und spielte sich immer wieder nach vorne. Kurz vor Ende der ersten Hälfte behauptete sich Jraidi im Sechzehner und konnte von Arias im Fünfer nur mit einem Foul gestoppt werden. Den fälligen Strafstoß von Kapitänin Chebbak konnte Perez zunächst parieren, war dann beim Nachschuss von Lahmari aus wenigen Metern allerdings chancenlos (45.+4), sodass es mit einem 1:0 für Marokko in die Pause ging.
Kolumbien bemüht, aber ohne Torerfolg
Der zweite Durchgang begann sehr ruppig. Fouls auf beiden Seiten ließen keinen wirklichen Spielfluss aufkommen, klare Torchancen waren zunächst Mangelware. Es dauerte eine Viertelstunde bis zur ersten großen Gelegenheit: Montoya und Bedoya Durango vergaben eine Doppelchance auf den Ausgleich (59.), die Kolumbianerinnen blieben aber am Drücker. Insbesondere über Caicedo kamen die Südamerikanerinnen immer wieder in die Gefahrenzone, in der 73. Minute hatte die 18-Jährige dann selbst den Ausgleich auf dem Fuß: Errmichi lenkte ihren Abschluss aber mit einem starken Reflex über den Kasten, allerdings hatte Caicedo beim Zuspiel von Usme ohnehin im Abseits gestanden.
Wenige Minuten später hatte Kolumbien dann Aluminium-Pech: Nach einem guten Dribbling von der rechten Seite in den Strafraum legte Mayra den Ball nicht ins Zentrum, sondern zog aus spitzem Winkel selbst ab und setzte das Leder an den rechten Pfosten (78.). Bis in die Schlussminuten versuchten die Kolumbianerinnen noch, den Ausgleichstreffer zu erzielen, wirkten aber zunehmend ideenlos und fanden keine Mittel mehr, die gut gestaffelte marokkanische Abwehr zu überwinden. Stattdessen schafften es die WM-Debütantinnen aus Nordafrika immer wieder selbst, offensive Nadelstiche zu setzen und hatten durch Ayane sogar die Chance auf die Vorentscheidung (90.).
In der Nachspielzeit verpasste es Kolumbien, sich Torchancen herauszuspielen, feierte trotz der 0:1-Niederlage gegen Marokko aber als Gruppenerster den Einzug ins Achtelfinale. Die marokkanischen Spielerinnen versammelten sich nach dem Abpfiff in einem Kreis auf dem Rasen und verfolgten auf einem Handy gebannt die Schlussminuten des deutschen Spiels.
Mit dem Schlusspfiff in Brisbane kannte die Freude dann kein Halten mehr: Das Remis von Deutschland bedeutete das Ticket für die K.-o.-Phase - und das bei der ersten Teilnahme an einer Weltmeisterschaft überhaupt. Im Achtelfinale treffen die Kolumbianerinnen am kommenden Dienstag (10 Uhr, LIVE! bei kicker) auf Jamaika. Marokko fordert drei Stunden später (13 Uhr, LIVE! bei kicker) Titelaspirant Frankreich heraus.