Manchester Citys Coach Pep Guardiola änderte seine Anfangsformation nach dem 3:1 bei Crystal Palace nur auf einer Position: Leroy Sané (Bank) musste auf der linken Offensivseite weichen, für ihn stand Bernardo Silva in der Startelf.
Tottenham Hotspurs Trainer Mauricio Pochettino tauschte nach dem 4:0 gegen Huddersfield Town gleich fünfmal Personal: Anstelle von Foyth, Sanchez, Walker-Peters, Davies und Llorente (alle Bank) standen Trippier, Alderweireld, Rose, Alli und Son von Beginn an auf dem Rasen.
Guardiola und ManCity standen unter Druck - die Hausherren ließen es vor aufgeheizter heimischer Kulisse aber gemächlich angehen. Und zwar drei Minuten lang. Dann spielte De Bruyne nach einem Antritt durchs Zentrum erst Aguero (Doppelpass) und dann Sterling an, der links im Strafraum in die Mitte zog und perfekt ins lange Eck schlenzte (4.) - und damit sieben komplett verrückte Minuten einläutete: An Tottenhams erstem vernünftigen Angriff beteiligte sich Laporte, der unfreiwillig für Son querlegte - Ederson war noch dran, trotzdem 1:1 (7.). Und der ehemalige Bundesligaspieler hatte noch nicht genug: Abermals Laporte verlor die Kugel an Lucas Moura, über Eriksen kam sie wieder zu Son, der Sterlings Schlenzer aus linker Strafraumposition mit einem eigenen konterte (10.). Spiel gedreht.
Bernardo Silva setzt dem Wahnsinn die Krone auf
Champions League, Viertelfinal-Rückspiele
Die Pochettino-Elf hatte sich gerade ein zweites Mal ausgejubelt, da waren auch die Citizens schon wieder dran: Aguero nahm in der gegnerischen Hälfte Fahrt auf, sein Schnittstellenpass fand den ungedeckten Bernardo Silva. Der visierte halbrechts am Fünfmeterraum das lange Eck an, Rose fälschte den Schuss ins kurze ab - 2:2, nach gerade einmal elf Minuten. Der defensiven Nachlässigkeiten wegen nahmen beide Mannschaften das nicht aufrechtzuerhaltende Tempo in den Folgeminuten heraus. Die Spurs wurden gar etwas schläfrig: De Bruyne kam problemlos rechts auf die Grundlinie durch, Sterling schob den scharfen Querpass am zweiten Pfosten ein - 3:2 (21.).
Gute Gelegenheiten ließen dann erst einmal auf sich warten. Aguero drehte sich um Alderweireld, der Belgier konnte den Abschluss der Argentiniers aber entscheidend abblocken (37.). Auf der anderen Seite ließ Doppeltorschütze Son Walker per Übersteiger alt aussehen, der anschließende Linksschuss verfehlte das lange Eck nur um einen halben Meter (43.). Kurz zuvor hatte Sissoko nach einem Zusammenstoß mit De Bruyne ausgewechselt werden müssen, für den Mittelfeldmann kam Stürmer Llorente in die Partie.
Agueros 4:2 reicht - aber nur vorübergehend
Auch nach dem Seitenwechsel: viel City. Aguero, De Bruyne und die Silvas wirbelten, Tottenham tat sich schwer, hinterherzukommen. De Bruyne setzte einen Freistoß aus zentraler Position einen halben Meter drüber (49.), dann musste Lloris aus nächster Nähe gegen Sterling parieren und Rose Bernardo Silva beim Abpraller entscheidend stören (50.). Abermals De Bruyne brachte Lloris ins Fliegen (54.), Ederson durfte gegen Llorente und Eriksen ebenfalls eingreifen (59.). Im Gegenzug kippte das Spiel endgültig: Der bärenstarke De Bruyne ließ diverse Spurs stehen und steckte für Vereins-Rekordtorschütze Aguero durch, der aus halbrechter Strafraumposition auf rohe Gewalt setzte - Lloris hatte ein viertes Mal das Nachsehen (59.).
Die Gäste, zu diesem Zeitpunkt ausgeschieden, brachten kaum einen Fuß auf den Boden, weiterhin spielte fast nur Skyblue. Guardiola brachte nach 63 Minuten Fernandinho für David Silva, der Spielansatz wurde allmählich kompakter. Tottenham bekam wieder mehr Luft zum Atmen - und Raum für Chancen. Trippier schickte Son, der scheiterte aus spitzem Winkel an Ederson (72.). Zwei Ecken später tobte der Auswärtsblock: Llorente netzte am ersten Pfosten mit der Hüfte ein, nach Überprüfung durch den Video-Assistenten stand es auch offiziell nur noch 4:3 (73.). Das reichte für Tottenham. Aguero näherte sich per Kopf dem nun benötigten fünften Treffer an, Lloris war aber zur Stelle (80.).
Sterling doch nicht zum Dritten
Ein alternatives Jubelbild: Raheem Sterling traf dreimal, doch nur zwei Tore zählten. Getty Images
In den Schlussminuten nahm der Wahnsinn ein letztes Mal seinen Lauf: Der spät eingewechselte Sané legte Gündogan beinahe das 5:3 auf (86.), das Sterling in der dritten Minute der Nachspielzeit vermeintlich gelang. Da Vorlagengeber Aguero zuvor jedoch im Abseits gestanden hatte, erkannte Schiedsrichter Cüneyt Cakir mit Unterstützung des Video-Assistenten Sterlings drittes Tor nicht an. Das City-of-Manchester-Stadium war verstummt, die Spurs dagegen im siebten Himmel. Im Halbfinale wartet auf die Mannschaft von Mauricio Pochettino nun kein geringerer Gegner als Sensationsteam Ajax Amsterdam.
Beide Teams treffen bereits am Samstag (13.30 Uhr) wieder an gleicher Stelle zum Auftakt des 35. Spieltags der Premier League aufeinander.