Sechs Tage zuvor hatten sich beide Mannschaften, die beiden aktuell besten Klubs Englands, in der Liga gegenübergestanden und für ein wahres Fußballfestival gesorgt.
Nun also ging es im FA Cup in Wembley um den Finaleinzug und beide Coaches warfen die Rotationsmaschine an, sie wechselten jeweils siebenmal im Vergleich zum Champions-League-Auftritt am Mittwoch - aus unterschiedlichen Gründen. Pep Guardiola musste nach dem kräftezehrenden 0:0 bei Atletico unter anderem auf den verletzten Walker verzichten und den angeschlagenen De Bruyne auf der Bank lassen, auch Ederson, Gündogan oder Mahrez fanden sich dort zunächst wieder. Grealish, Zinchenko oder Pokalkeeper Steffen begannen dafür unter anderem.
Auf der anderen Seite hatte Jürgen Klopp bereits gegen Benfica Lissabon (3:3) einige Stammkräfte geschont, diese kehrten nun zurück. Mané und Salah verdrängten im Angriff Diogo Jota und Doppeltorschütze Roberto Firmino (beide Bank) und begannen in der Dreierreihe neben Luis Diaz.
Konaté macht es wie gegen Benfica - City völlig von der Rolle
Dass Liverpool nach 20 Minuten schon 2:0 führen würde, damit hatten wohl die wenigsten im Vorfeld gerechnet - doch so kam es. Die Reds waren vom Anstoß weg klar besser im Spiel und immer einen Schritt schneller als die Citizens, die keinen Zugriff fanden. Konaté, der schon im Hin- und Rückspiel gegen Benfica das 1:0 geköpft hatte, wurde im Strafraum allein gelassen und erzielte das 1:0 (9.).
Auch danach fanden die Skyblues keine offensiven Mittel, oftmals stand das Spiel - und das bestraften die Reds eiskalt. Pokalkeeper Steffen hielt die Kugel vor dem eigenen Tor zu lange und vollkommen sorglos, Mané grätschte in den Ball und drückte diesen so über die Linie (17.).
Der doppelte Schock war City deutlich anzumerken, auf dem Platz und der Tribüne fand nur der LFC statt, Grealish, Sterling, Foden, Bernardo Silva, Gabriel Jesus - allesamt kreative Köpfe, die aber die Hintermannschaft der Reds zu keinem Zeitpunkt ins Schwitzen brachten. Stattdessen schlug die Klopp-Elf vor der Pause noch ein weiteres Mal zu, und wieder war es Mané, der nach einem tollen Spielzug technisch hochwertig Steffen im kurzen Eck erwischte und auf 3:0 stellte (45.).
City kommt perfekt aus der Pause, Grealish verkürzt
Guardiola wechselte zur Pause nicht, hatte den Seinen aber in der Kabine offensichtlich ordentlich Dampf gemacht, denn sie zeigten ein gänzlich anderes Gesicht. Gabriel Jesus bediente Grealish mustergültig, und plötzlich stand es nur noch 1:3 (47.).
Die Citizens bauten in dieser Phase Druck auf und hatten durch Gabriel Jesus eine weitere Top-Chance (54.), dann fingen sich die Reds aber wieder und hielten ihre Gegner erfolgreich vom eigenen Tor fern.
Dennoch hatte die Elf von Guardiola ihre Chancen, nutzte sie aber nicht, Gabriel Jesus scheiterte freistehend an seinem Landsmann Alisson (70.). Auf der Gegenseite konnte Salah einen Zinchenko-Patzer nicht nutzen und hob das Leder am Kasten vorbei (72.).
Mahrez kommt spät und überzeugt - Liverpool mit vier Titelchancen
Guardiola vertraute auch in der Schlussphase weiterhin seiner ersten Elf, die sich aber an der Liverpooler Defensive weiterhin die Zähne ausbiss. Auf Wechsel verzichtete der Spanier bis in Minute 83, dann erst kam Mahrez für Gabriel Jesus. Und der Joker zeigte, dass er durchaus auch schon früher Impulse hätte setzen können: Auf der rechten Seite setzte sich der Algerier stark durch, Bernardo Silva staubte zum Anschlusstreffer ab (90.+1). Doch es war zu spät, um das Ruder noch herumzureißen, in der vierminütigen Nachspielzeit schwammen die Reds nur kurz.
Nach dem 2:2 in der Liga setzte sich Liverpool nun verdientermaßen durch und könnte erstmals seit 2006 (3:1 i. E. gegen West Ham) wieder den FA Cup gewinnen. Guardiola konnte bislang nur 2019 (6:0 gegen Watford) diesen Pokal holen und muss im nächsten Jahr einen neuen Anlauf nehmen.
Die Reds, die bereits den Ligapokal eingeheimst haben, wahren sich mit diesem überzeugenden Sieg die Chance auf vier Titel in dieser Saison, im Finale des FA Cup treffen sie auf den FC Chelsea oder Crystal Palace. Manchester City, das damit nur noch zwei Titel in dieser Spielzeit holen kann, empfängt am Mittwoch (21 Uhr) Brighton in der Liga. Liverpool spielt bereits am Dienstag in Anfield gegen Manchester United (21 Uhr).