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Luckeneder im Interview: "Der ein oder andere Spieler aus dem Grundkern war etwas in seiner Ehre verletzt"

Dauerbrenner beim LASK

Luckeneder im Interview: "Der ein oder andere Spieler aus dem Grundkern war etwas in seiner Ehre verletzt"

Felix Luckeneder (li.) verpasste im Herbst für den LASK keine einzige Bundesliga-Minute.

Felix Luckeneder (li.) verpasste im Herbst für den LASK keine einzige Bundesliga-Minute. GEPA pictures

Im Sommer 2021 kehrte Felix Luckeneder zu seinem Jugendklub LASK zurück und erlebte im vergangenen Jahr eine Saison der krassen Gegensätze. Zunächst als Stammspieler im Herbst gesetzt, verbrachte er das Frühjahr fast durchgehend auf der Bank. Doch unter Dietmar Kühbauer konnte sich der 28-jährige Abwehrspieler seit Beginn der neuen Spielzeit wieder zurück in die Anfangsformation kämpfen und ist gemeinsam mit Kapitän Alexander Schlager der aktuelle Dauerbrenner im Kader der Linzer.

Im Interview mit dem kicker bilanziert der gebürtige Oberösterreicher die Herbstsaison, spricht über das harte Frühjahr mit wenig Spielzeit, wie er sich zurück in die Stammelf gekämpft hat sowie die Rückkehr von seinem Ex-Coach Markus Schopp nach Hartberg.

Herr Luckeneder, nach der Herbstsaison steht der LASK mit 27 Zählern auf dem dritten Tabellenplatz. Im Vergleich zum Vorjahr ist eine deutliche Steigerung zu erkennen. Wie blicken Sie auf die ersten 16 Spieltage der aktuellen Saison zurück?

Obwohl wir einen kleinen Umbruch mit ein paar neuen Spielern und die erste Vorbereitung unter dem neuen Trainer hatten, haben wir das im Sommer sehr gut hingebracht. Wir hatten einen überragenden Saisonstart mit fünf Siegen und einem Remis aus den ersten sechs Spielen und konnten da auch gegen Teams aus der vergangenen Meistergruppe bestehen. Dann haben wir das leider nicht so richtig weiterführen können, es waren Ups und Downs dabei, wo vor allem die zwei Heimniederlagen gegen Wattens und Hartberg sehr weh getan haben. Denn da haben wir uns eigentlich selbst geschlagen. Wir waren in dieser Saisonphase einfach nicht konstant genug, aber hinten raus müssen wir zufrieden sein. Wenn man das vergleicht mit der Vorsaison, ist ein großer Sprung nach vorne zu erkennen, auch wenn es wie beim 1:1 gegen Sturm Momente gegeben hat, wo wir gerne mehr Punkte mitgenommen hätten.

Vor allem der Start in die Saison verlief mit fünf Siegen und einem Remis aus den ersten sechs Ligaspielen fulminant. Man war lange Zeit Tabellenführer und kassierte erst am neunten Spieltag die erste Niederlage. Warum lief es speziell zu Beginn der neuen Spielzeit so gut?

Das ist immer schwer zu sagen. Nach dem letzten Jahr standen die Vorzeichen nicht so gut. Wir haben aber gewusst, woran wir in der Vorbereitung arbeiten müssen und haben das relativ gut umsetzen können. Die Truppe ist sehr schnell zusammengewachsen, wir haben im Sommer enorme Qualität dazubekommen und waren vor allem in den ersten Runden auch sehr effizient. Da brauchen wir nur unseren Neuzugang Marin Ljubicic hervorheben, der gefühlt in jedem Spiel nicht nur einmal getroffen hat. Das war ausschlaggebend, auch weil wir hinten wenig zugelassen haben. Was wir uns ein wenig vorwerfen können, ist, dass wir das eine oder andere Mal zu wenig zu Null gespielt haben. In der Phase waren wir dennoch immer sehr stabil, effizient und dann schaut so ein starker Saisonstart dabei raus.

Wir haben gewusst, dass wir die Qualität haben und gut sind, wenn wir den Plan, den uns das Trainerteam mit auf den Weg gibt, umsetzen.

Felix Luckeneder

Verpassten Sie in der vergangenen Saison mit Ihrem Team noch die Meistergruppe, ist man heuer auf dem besten Weg dorthin zurück. Dabei hat sich der Kader nicht grundlegend verändert, der Stammkern blieb derselbe. Was hat sich im Vergleich zur Vorsaison getan?

Die Vorsaison war nicht einfach, wir hatten eine gewisse Doppelbelastung, sind in der Liga hinterhergehinkt und hatten dann den ein oder anderen Verletzten. Wir sind im Frühjahr nicht so schnell zusammengewachsen, wie das jetzt in der Sommervorbereitung der Fall war. Wir haben viel Qualität dazubekommen, haben aber auch nicht damit gerechnet, dass unsere Stürmer so dermaßen schnell einschlagen und innerhalb von kurzer Zeit so viele Tore machen. Der ein oder andere Spieler aus dem Grundkern war etwas in seiner Ehre verletzt, dass wir in der letzten Saison doch so zu kämpfen hatten und das hat diesen Stammkern noch mehr zusammengeschweißt. Wir haben gewusst, dass wir die Qualität haben und gut sind, wenn wir den Plan, den uns das Trainerteam mit auf den Weg gibt, umsetzen. Das war uns immer bewusst. In der Vorsaison haben wir bereits ähnlich gedacht, aber haben es nicht auf den Platz gebracht und deshalb haben wir uns vor der aktuellen Spielzeit sehr viel vorgenommen. Wenn du dann so in die Saison startest, bringt dich das enorm weiter und steigert das Selbstvertrauen der gesamten Mannschaft. Das war für die restliche Herbstsaison enorm wichtig. Der Druck lag auf uns Spielern, dass wir nicht noch einmal so eine Saison erleben und wenn dann die Erfolge kommen, lässt es sich leichter spielen.

Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Mit 30 Toren stellt der LASK die zweitbeste Offensive nach Red Bull Salzburg und hat mit 21 Gegentreffen die viertstärkste Defensive.

Das war auch unser Ziel. Wir sind in fast jedem Spiel in Führung gegangen, was uns zusätzlich nochmal gestärkt hat. Erfolge wie der Auswärtssieg gegen Sturm Graz waren dabei sehr wichtig für den Rest der Herbstsaison. Wir haben uns vor der Saison wieder in den oberen Tabellenrängen gesehen und wollten da unbedingt wieder mitspielen. Das haben wir in den ersten 16 Runden gut gemacht und können darauf aufbauen.

Welche Anteil daran hat Ihr Cheftrainer Dietmar Kühbauer? Wie hat er es geschafft, wieder eine schlagkräftige Truppe aus der damals verunsicherten Mannschaft zu machen?

Er hat natürlich einen großen Beitrag dazu geleistet. Es war für ihn und das Trainerteam auch gut, dass sie uns schon in den letzten zwei, drei Wochen der Vorjahressaison übernommen haben. Daher haben wir bei Saisonstart gewusst, dass nicht etwas ganz Neues kommt, sondern haben uns da schon ein wenig darauf einstellen können. Didi Kühbauer ist kein unbeschriebenes Blatt im österreichischen Fußball. Jeder kennt ihn, weiß wie er tickt und jeder weiß, wie man mit ihm umzugehen hat. Was er als Trainer verlangt, hat er uns relativ schnell klar gemacht und es hat zwischen ihm und der Mannschaft daher sehr gut gepasst.

Für Sie persönlich war der Trainerwechsel ganz besonders positiv. Sie sind in allen 16 Ligaspielen in der Startelf gestanden und haben die Spiele jeweils über die komplette Distanz absolviert. Was sind die Gründe für Ihr Comeback in der LASK-Startelf?

Es war für mich davor keine einfache Zeit, das muss man klar sagen. Im Frühjahr habe ich wenig bis gar nicht gespielt und das nagt natürlich an einem. Man versucht trotzdem, im Training dranzubleiben und auch nach dem Trainerwechsel zu Dietmar Kühbauer habe ich in den letzten drei Runden nicht gespielt. Ich habe aber einfach versucht, mich schon da im Training in Szene zu setzen und habe mich nicht hängen gelassen. Sicher war es keine einfache Situation, aber ein Trainerwechsel bedeutet für jeden Einzelnen auch wieder eine neue Chance und so habe ich mir im Urlaub und in der Vorbereitung schon viel vorgenommen. Dass es dann so aufgeht, war nicht vorhersehbar, aber der Fußball ist nunmal ein sehr schnelllebiges Geschäft. Daher bin ich sehr dankbar, dass mir der Trainer die Chance gegeben hat und ich denke auch, dass ich das bislang ganz ordentlich gemacht und das Vertrauen auch zurückgezahlt habe.

Das belegt auch die Statistik. Mit rund 60 Prozent gewonnener Kopfball-Duelle halten Sie aktuell den Höchstwert im LASK-Kader. Wie zufrieden sind Sie allgemein mit Ihrer Entwicklung?

Ich denke, es war ganz okay und grundsolide mit ein paar Ups und Downs. Ich hatte nach dem schwierigen Frühjahr eine gewisse Jetzt-erst-recht-Mentalität an den Tag gelegt und habe immer an meine Stärken geglaubt. Das hatte ja damals auch den Ausschlag für meine Rückkehr zum LASK gegeben. Denn Sie wollten mich aufgrund meiner Qualität haben und die konnte ich im Herbst ganz gut auf den Platz bringen. Da waren gute Spiele dabei, aber auch ein paar Sachen, die anders hätten laufen können. Ärgerlich ist, dass ich noch nicht getroffen habe, da hätten wir bei den Standards in der Offensive noch etwas besser sein können. Das Zusammenspiel mit Philipp Ziereis hat auch sehr schnell super geklappt, der ebenfalls eine enorme Qualität mitgebracht hat. Das ist für einen Spieler auch etwas einfacher, wenn man neben jemandem spielt, der schon so viel erlebt hat. Er hat doch zehn Jahre bei St. Pauli in der 2. deutschen Bundesliga verbracht und da kannst du dich am Anfang etwas anhängen. Großteils haben wir es über den Herbst gesehen in der Defensive sehr ordentlich gemacht, auch wenn wir ein paar Gegentreffer weniger bekommen hätten können.

Sie sind bereits in der vergangenen Saison zum LASK zurückgekehrt und haben damals im Herbst fast alle Spiele gemacht. Im Frühjahr mussten Sie unter Ex-Trainer Andreas Wieland aber meistens auf der Bank Platz nehmen. Wie konnten Sie sich das erklären?

Wenn du am letzten Tag des Transferfensters wechselst und die Chance hast, nochmal in Österreich zu einem Topklub und deinem Heimatverein zu wechseln, dann machst du das. Wenn dich ein Trainer holt, der zwei Wochen später nicht mehr beim Verein ist, ist es aber nicht so einfach. Wir hatten letztes Jahr im Herbst auch gute Phasen. International haben wir trotz der sportlich schwierigen Situation in der Liga überwintert. Wir sind damals für unsere Gruppe in der Conference League ein wenig belächelt worden, das ist meiner Meinung nach auch in ein etwas falsches Licht gerückt worden. Denn du musst auch erst einmal 16 Punkte in so einer Gruppe holen. Ich bin in fünf der sechs Gruppenspiele in der Startelf gestanden und wir haben dabei kein einziges Gegentor erhalten. Die Leistungen in der Liga haben halt nicht so gepasst. In der Wintervorbereitung haben wir den ein oder anderen Spieler geholt und hatten dann sehr viele Innenverteidiger, was die Situation zusätzlich erschwert hat. Was aber die genauen Gründe waren, kann ich auch nicht sagen.

Welche Klubs haben für die meisten WM-Tore gesorgt?

Kamen Sie damals ins Grübeln, ob die Rückkehr nach Linz wirklich die richtige Entscheidung war?

Natürlich fängt man zum Grübeln an und es wird analysiert, was man gut oder schlecht macht. Man versucht, sich zu pushen und weiter Gas zu geben. Solche Phase gibt es als Fußballer und da muss man auch sehr selbstkritisch hinterfragen, warum es nicht passt und man nicht die Chance kriegt, obwohl man im Training Gas gibt. Da sucht man auch das Gespräch mit dem Trainer, aber solche Phasen macht jeder Fußballer irgendwann in seiner Karriere durch. Ich bin einfach froh, dass ich in der Sommervorbereitung unter dem Cheftrainer die Chance bekommen habe, mein Können unter Beweis zu stellen. Das ist dann umso schöner, wenn es bei deinem Heimatverein noch einmal klappt, du dich zeigen kannst und so viel Einsatzzeit bekommst.

Eine schöne Angelegenheit ist auch die kommende Eröffnung der Raiffeisen-Arena am 24. Februar beim Heimspiel gegen Austria Lustenau. Wie viel Vorfreude herrscht bereits und welchen Push kann das der Mannschaft zusätzlich verleihen?

Das ist natürlich ein unglaubliches Gefühl und die Vorfreude ist nicht nur innerhalb der Mannschaft, sondern auch bei den Fans, bei den Mitarbeitern im Büro und im Vorstand enorm groß. Das ist nicht nur eine Riesensache für den Verein, sondern für ganz Oberösterreich. Als Spieler hast du es nicht so oft, dass du sagen kannst, du bist in ein nagelneues Stadion eingezogen. Die Vorfreude ist daher besonders groß, für mich persönlich noch ein Stück mehr, weil ich ja doch als gebürtiger Linzer das alte Stadion bereits als kleiner Bub miterleben durfte. Die Vorstellung, dass es in Linz auf der Gugl mit der Raiffeisen-Arena ein neues Stadion geben wird, ist schon fast etwas kitschig. Daher wollen wir die ersten drei Pflichtspiele davor auch möglichst positiv bestreiten, um mit einem guten Gefühl die neue Arena zu eröffnen.

Für den ganzen Verein ist das enorm wichtig, so eine Person und Trainer wie Markus Schopp zu bekommen.

Felix Luckender freut sich über die Rückkehr des Hartberg-Trainers 

Zum Pflichtspielauftakt des neuen Jahres steht das ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen Austria Klagenfurt an. Was wird es brauchen, damit man im Gegensatz zur Vorsaison dieses Mal in die Runde der letzten Vier einzieht?

Das wird definitiv eine schwierige Aufgabe. Wir spielen zuhause, auch wenn es noch in Pasching ist. Wir gehen von einem ausverkauftem Haus aus und hoffen, dass uns die Fans zum Halbfinaleinzug peitschen. Man muss aber aufpassen, denn Klagenfurt war bereits letztes Jahr oben mit dabei und sie haben auch jetzt einen guten Herbst gespielt. Das hat man ihnen vielleicht nicht zugetraut, vor allem wenn man sich das erste Duell gegen uns ansieht, wo sie schon noch ein paar Probleme hatten. Da haben sie einen enormen Sprung gemacht, haben mit Markus Pink zudem einen Topstürmer in der Offensive. Da müssen wir in der Vorbereitung brav arbeiten, dürfen den Gegner nicht unterschätzen, auch wenn wir die ersten beiden Duelle gewonnen haben. Das Ziel ist aber ganz klar, zuhause ins Cup-Halbfinale einzuziehen.

Zum Abschluss: Mit Markus Schopp kehrte ein alter Bekannter in die österreichische Bundesliga zurück und heuerte bei seinem Ex-Klub TSV Hartberg an. Unter ihm absolvierten Sie damals für die Steirer 68 Pflichtspiele. Wie sehr haben Sie sich über seine Rückkehr gefreut und trauen Sie ihm zu, dass er das Schlusslicht wieder zurück in erfolgreichere Spuren lenken kann?

Für den ganzen Verein ist das enorm wichtig, so eine Person und Trainer wie Markus Schopp zu bekommen. Der Großteil der Spieler kennt ihn ja noch, daher glaube ich, dass die Anpassung nicht so lange dauern wird. Denn wenn man normalerweise unter der Saison einen Trainer wechselt, dauert es eine gewisse Zeit, bis sich alles gefunden hat. Nachdem ein Großteil der Spieler aber schon unter ihm gespielt hat, hoffe ich, dass sie schnell da unten rauskommen. Mich persönlich freut es, dass er wieder in Österreich tätig ist. Es war damals schon eine sehr gute Zeit in Hartberg und wir waren mit ihm sehr erfolgreich. Daher traue ich es dem Trainer und der Mannschaft definitiv zu, dass sie die Wende schaffen.

Interview: Maximilian Augustin

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