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Louis Schaub: Der Joker mit guter Nachred’

Die Doppel-Joker der ÖFB-Geschichte

Louis Schaub: Der Joker mit guter Nachred’

Schaub jubelt über sein bereits siebentes Tor als Joker.

Schaub jubelt über sein bereits siebentes Tor als Joker. GEPA Pictures

Echt jetzt, Alessandro Schöpf?, werden viele der vielzitierten acht Millionen österreichischen Teamchefs sich gefragt haben, als sie die Aufstellung für das Israel-Spiel gesehen haben. Aber Foda wusste schon was er tat. Natürlich war der Bielefeld-Legionär, der noch nie ein Länderspiel über die volle Zeit bestritt, auch in seinem 31. Länderspiel nicht für 90 Minuten eingeplant. Aber Schaub, sein "Konkurrent" auf der rechten Mittelfeldseite, funktioniert eben besser als Joker.

WM-Qualifikation

Stöger, Vastic, Harnik abgehängt

Im Ernst. Schaub war längst Rekord-Joker in der Geschichte des ÖFB, seit er Peter Stöger, Ivica Vastic und Martin Harnik beim 2:1-Sieg gegen Nordirland vor fast exakt einem Jahr mit seinem fünften Treffer als Einwechselspieler hinter sich ließ. Nach seinem Doppelpack zum 4:2-Sieg gegen Israel hat er nun sieben seiner acht Länderspiel-Tore als Joker erzielt, nur bei seinem Goldtor zum 1:0-Sieg gegen Georgien im Oktober 2017 stand er in der Startelf. "Klar wäre es schöner, wenn ich von Anfang an spielen würde, aber es ist natürlich auch eine Qualität, wenn man rein kommt und dem Spiel noch etwas geben kann", hadert der Köln-Legionär auch etwas mit seinem Joker-Image.

Die ÖFB-Noten zum Heimsieg gegen Israel

Die Geschichte der Doppel-Joker

Das hat er mit seinen zwei Toren allerdings eher noch gefestigt. Denn die ÖFB-Teamspieler, die vor ihm frisch von der Bank gekommen, einen Doppelpack erzielten, waren bisher an den Fingern einer Hand abzuzählen. Franz Hanreiter war 1936 der erste, als er beim 5:4-Sieg Österreichs in Spanien bereits nach 30 Minuten für Adi Vogl eingewechselt wurde und dann in der 69. und 73. Minute für das 4:4, 5:4-Siegestor und die erste Heimniederlage Spaniens (!) verantwortlich zeichnete. "Er ist aber wirklich ein Prachtkerl, dieser Hanreiter, der Mann, der fast gar kein Gewicht, aber den Mut eines Löwen mitbringt", schwärmte das Sport-Tagblatt anderntags von ihm. Und ein nicht namentlich genannter Ersatzspieler raunte: "Jetzt wird die Raunzerei wenigstens für a Zeitlang an End’ hab’n." Den Satz hätte man auch gestern in Klagenfurt hören können.

Von Hütter bis Linz

Aber weiter mit den doppelten Joker-Torschützen. Es sollte 59 Jahre dauern, bis mit Adi Hütter beim 7:0-Sieg gegen Liechtenstein im April 1995 ein Nationalspieler in die Fußstapfen von Hanreiter trat. Im Vergleich dazu ging’s danach beinahe Schlag auf Schlag. Drei Jahre später war wieder Liechtenstein der Gegner, als Peter Stöger zwei Joker-Tore zum 6:0-Sieg beisteuerte, Christian Mayrleb tat selbiges beim 5:1-Erfolg gegen den Iran bei Toni Polsters Abschiedsspiel im September 2000. Als bisher Letzter hatte schließlich der eingewechselte Roland Linz im September 2005 beim 2:3 in Polen doppelt getroffen - bis 16 Jahre später eben Louis Schaub kam.

Übrigens: Sozusagen der Großvater aller Joker-Tore im Nationalteam (auch wenn der "Joker" im Sprachgebrauch damals längst noch nicht vorkam) war der kleine Simmeringer Hansi Horvath, der 1924 beim 2:2 gegen Ungarn das allererste Tor eines Wechselspielers für Österreich erzielte.

Joker mit guter Nachred’

Ob die Joker-Gala Louis Schaub genügend Argumente liefern, um gegen die Republik Moldau wieder einmal von Beginn an ran zu dürfen? "Wir wissen natürlich, dass Louis ein Spieler ist, der immer wieder Tore vorbereitet oder selbst erzielt, wenn er eingewechselt wird. Das zeichnet ihn aus", lässt sich Teamchef Franco Foda noch nicht in die Karten blicken. Aber man kann ja auch als "Joker" eine gute Nachred’ haben: Frag’ nach bei Oliver Bierhoff. Der ist mit zwölf Toren Rekord-Joker des DFB, jenem Verband, den er seit vielen Jahren in führenden Positionen mitprägt.

Horst Hötsch