kicker

Lichtenberger Kräftemessen: Das erste Derby der Geschichte

Berliner Derby steigt am Sonntag

Lichtenberger Kräftemessen: Das erste Derby ist gleich ein Spitzenspiel

Der SV Lichtenberg um Christian Gawe will im ersten Derby die Oberhand behalten

Der SV Lichtenberg um Christian Gawe will im ersten Derby die Oberhand behalten IMAGO/Matthias Koch

Sparta Lichtenberg empfängt Lichtenberg 47 in der NOFV-Oberliga Nord. Das hat es in der langen und oft bewegten Geschichte des Lichtenberger Fußballs noch nicht oft gegeben. Zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte treffen in einem Pflichtspiel die beiden populären Mannschaften des Berliner Stadtbezirks - der SV Sparta Lichtenberg 1911 und der SV Lichtenberg 47 in einem Derby aufeinander. Und das als ein Spitzenspiel in der NOFV-Oberliga Nord - Tabellenzweiter (47) contra Tabellen-Dritter (Sparta).

Der Stadtbezirk - im Nordosten Berlins gelegen - bietet rund 310.000 Einwohnern eine Heimat und besitzt neben Sparta und den 47ern mit dem BFC Dynamo und dem Eishockeyteam EHC Eisbären, überregional bekannte sportliche Aushängeschilder. Hinter dem Regionalligisten BFC, der einst die DDR-Oberliga dominierte und zehnmal Meister wurde, rangeln die beiden Oberligisten um die Gunst der Fußballfans.

Aufsteiger gegen Absteiger

Da Lichtenberg 47 im Sommer nach vier Jahren in der starken Regionalliga Nordost als 16. der Tabelle überaus unglücklich in die Oberliga absteigen musste (Staffelsieger Energie Cottbus verlor seine Duelle um den Aufstieg in die Dritte Liga gegen die SpVgg. Unterhaching und schickte so auch 47 nach unten) und Sparta als Meister der Berlin-Liga souverän den Aufstieg schaffte, kommt es nun zum Derby. Das steigt am 24. September auf dem Sportplatz in der Fischerstraße, der Heimstätte von Sparta.

Der SV Sparta ging aus dem Arbeitersport hervor und konnte zu DDR-Zeiten stolz darauf sein, ganz am Anfang seiner Karriere den späteren 30-maligen Nationalspieler Jürgen Nöldner in seinen Reihen gehabt zu haben. Nöldner, ein begnadeter Linksfuß, spielte mit sechs Jahren in der siebten Schülermannschaft von Sparta. Jahrzehnte später leitete er als bekannter Sportjournalist auch das Nordost-Büro des kicker. Er starb im November 2022 im Alter von 81 Jahren.

7. SPieltag

Konkurrent Lichtenberg 47, in der wunderschönen Arena "Hans Zoschke" zu Hause - nur rund vier Kilometer vom Sparta-Domizil entfernt, gehörte gar in der Saison 1950/51 ein Jahr der DDR-Oberliga an, stieg aber sofort wieder ab. In den zurückliegenden zehn Jahren zählte man sechs Spielzeiten lang zu den Spitzenteams der Oberliga Nord, spielte danach vier Jahre eine gute Rolle in der Regionalliga, ehe der späte Abstieg die positive Entwicklung unterbrach.

Cheftrainer Rudy Raab (40) und der neue Manager David Hollwitz (34), einst als Spieler Kapitän der 47er, müssen den personellen Umbruch meistern, nehmen das Ziel "sofortiger Wiederaufstieg" nicht in dem Mund, wollen aber "oben mitspielen". Zuzutrauen ist der ganz große Wurf den 47ern aber schon. Zuletzt gab es vier Siege in Serie bei einem Torverhältnis von 20:0!

Gegenseitiger Respekt

Konkurrent Sparta hat seine Aufsteigermannschaft beisammengehalten und setzt auf allen Gebieten weiter auf große Kontinuität. Präsident Werner Natalis (77), im Berliner Amateurfußball bekannt wie ein "bunter Hund", ist seit 2008 im Amt. Der erfolgreiche Trainer Dragan Kostic (43) leitet seit über zehn Jahren die Sparta-Kicker an und setzt immer wieder neue Impulse. Auch Sparta ist als Aufsteiger recht schnell in der neuen Spielklasse angekommen und hat bislang vier Siege, ein Remis und eine Niederlage auf dem Konto. Eine starke Bilanz.

Die Verantwortlichen beider Vereine achten sich und verfolgen natürlich die Entwicklung der Mannschaften aufmerksam, aber besondere Beziehungen bestehen nicht. 47-Trainer Raab sagt über den guten Start von Sparta in der Oberliga: "Das wundert mich nicht. Aufsteiger gehen oft mit viel Euphorie in die neue Saison und nehmen das Erfolgserlebnis mit. Sparta ist eine gewachsene und konstante Gruppe. Das anstehende Derby wird ein Duell auf Augenhöhe."

Sparta-Coach Kostic lobt wiederum den Konkurrenten: "47 besitzt eine starke Truppe. Sollten sie den sofortigen Wiederaufstieg schaffen, würde ich mich freuen. Aber das Derby, das wollen wir als Sparta unbedingt gewinnen." Auf dem Platz an der Lichtenberger Fischerstraße rechnet man beim Gastgeber mit 800 bis 900 Zuschauern und laut Sparta-Präsident Werner Natalis "mit einem engen Spiel mit vielen Toren."

Michael Jahn

Diese Ex-Profis kicken jetzt im Amateurfußball