Die Premier League gilt seit Jahren als umkämpfteste Liga Europas - doch dieses Etikett bringt der FC Liverpool so langsam in Gefahr: Am Boxing Day baute die Elf von Jürgen Klopp mit einem 4:0-Sieg beim Zweiten Leicester nicht nur ihren Vorsprung an der Tabellenspitze auf 13 Punkte (bei noch einem Spiel in der Hinterhand!) aus, sie dominierte das Topspiel auch noch so sehr, dass die Bezeichnung Topspiel eigentlich schon nicht mehr passte. Leicester hatte wettbewerbsübergreifend seit April zuhause nicht mehr verloren.
Schon die erste Hälfte hatte sich zu einem echten Liverpooler Statement entwickelt. Immer wieder "stressten" die Reds die Gastgeber schon weit in deren Hälfte mit gnadenlosem Pressing und erzwangen zahlreiche Fehler. Alexander-Arnold (1.) und Mané (2.) näherten sich früh an; Salah vergab dann nach einem Traumpass des agilen Keita die erste dicke Chance, als er den aus dem Strafraum gehasteten Schmeichel schon umkurvt hatte, anschließend aber - anders als in Salzburg (2:0) - aus sehr spitzem Winkel nur das Außennetz des verwaisten Tores traf (11.).
Zur Pause schimpft Klopp - weil es nur 1:0 steht
Während Leicester nur sporadisch mal Räume fürs typische Direktspiel fand, machte der Spitzenreiter, der wieder auf Wijnaldum zurückgreifen konnte, systematisch und aggressiv Druck - und traf schließlich hochverdient: Nach einer zunächst geklärten (und womöglich unberechtigten) Ecke durfte Alexander-Arnold unbedrängt aus dem linken (!) Halbfeld flanken, Klub-WM-Held Firmino köpfte am zweiten Pfosten ebenso freistehend ein (31.).
Drei Minuten später ließ Mané nach einem Missverständnis in Leicesters Defensive den Doppelschlag liegen, er schoss aus wenigen Metern Schmeichel an. Und so war es Klopp, der beim Weg in die Kabine schimpfte: Die 1:0-Führung war noch zu niedrig - die zaghaften, spürbar beeindruckten Füchse hatten nicht einmal einen Torschuss, Vardy, der Toptorjäger der Liga, mickrige neun Ballkontakte.
Klopps Doppelwechsel lohnt sich gleich - Alexander-Arnold sammelt weiter
In den zweiten Durchgang starteten die Gastgeber zunächst nicht viel besser und bettelten zeitweise um das 0:2, das aber wegen Liverpools fortgesetzter Großzügigkeit erst einmal nicht fallen wollte. Stattdessen kam Leicester urplötzlich ein wenig auf, hatte mal zwei Torschüsse, und Klopp wechselte doppelt. Sekunden später war das Spiel entschieden.
Bei einer Alexander-Arnold-Ecke sprang Söyüncü der Ball an den angespannten Arm, und der eben eingewechselte Milner, der vom Punkt bereits das Hinspiel in der Nachspielzeit entschieden hatte (2:1), schob den Ball bei fälligen Handelfmeter lässig zum 2:0 ins Netz (71.). Eine Befreiung für die Reds, die auf einmal eiskalt agierten: Alexander-Arnold legte Doppelpacker Firmino mit seinem achten Assist das 3:0 auf (74.) und erzielte vier Minuten später bei einem Konter auf Vorlage von Mané das 4:0 selbst (78.).
Liverpool hat aus den letzten 27 Spielen 79 von 81 möglichen Punkten geholt
Die Partie hatte also noch einen spielverlaufsgerechten Spielstand gefunden, der weitere Zweifel daran beseitigte, dass der Meister in dieser Saison eigentlich nur Liverpool heißen kann. Der Champions-League-Sieger und Klubweltmeister hat in dieser Saison nun 52 von 54 möglichen Punkten geholt, saisonübergreifend sogar 79 von den letzten 81. Klopp, das hatte er vor dem Anpfiff deutlich gemacht, interessiert das alles weniger: Er nimmt die nächsten Spiele in Wolverhampton am Sonntag (17.30 Uhr) und gegen Sheffield am nächsten Donnerstag (21 Uhr, beide LIVE! bei kicker) ins Visier.
Was sonst am Boxing Day passierte, lesen Sie hier...