Francesco Totti lief nach seinem 786. und letzten Spiel für seine große Liebe selbst mit reichlich Tränen in den Augen eine Ehrenrunde, umarmte immer wieder seine drei Kinder und Ehefrau Ilary Blasi. Nicht weit entfernt standen seine Mitspieler - wo Akteure wie Freund Daniele de Rossi (ebenfalls Ur-Römer) oder Stephan El Shaarawy selbst ihren Gefühlen freien Lauf ließen. "Il Capitano" lief derweil seine letzte Runde - und wirkte stark verunsichert. Der Grund lag auf der Hand: Er hatte gehofft, dass dieser Moment des endgültigen Abschieds niemals kommen würde. Doch der ewige Römer hat sich von seinem Herzensklub verabschiedet - und das letzte Mal das legendäre Trikot mit der Nummer 10 getragen.
Die Ära Totti endete aber gebührend mit einem weiteren Stück Fußballgeschichte, die nicht besser hätte inszeniert werden können - mit Jubel, Applaus, emotionaler Musikuntermalung, einem letzten Ballschuss in die Curva Sud sowie tausenden von Tränen. "25 Jahre vergisst man nicht so einfach", sagte der in der Platzmitte stehende 40-Jährige nach seinem allerletzten Spiel für die Roma an seine Fans gewandt, ins Mikrofon schniefend, unruhig hin- und herlaufend. "Ich habe mich in diesen Monaten gefragt, warum sie mich aus diesem Traum wecken. Jetzt ist es wirklich vorbei. Die Lichter auszumachen, das ist nicht einfach."
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Doch die aktive Laufbahn von Totti bei seinen Giallorossi ist vorbei - nach 786 Partien, 307 Toren, der Meisterschaft 2001 und zwei Pokalsiegen. Seit seinem Debüt als Profi am 28. März 1993 brach der gebürtige Römer fast jeden Vereinsrekord und blieb seinem Verein immer (!) treu. Große Angebote von Real Madrid & Co.? Abgelehnt!
"Danke"
Der Abschied aber deutete sich seit geraumer Zeit immer mehr an. Das Verhältnis zwischen Coach Luciano Spalletti und Totti war merklich abgekühlt, auch wenn der Trainer den 40-Jährigen am Sonntag als "Re di Roma" ("König von Rom") und "Imperator" bezeichnete. Spalletti, der aufgrund des fortschreitenden Alters der Ikone und des sportlichen Erfolgs der Roma sicherlich nicht in seiner Situation beneidet worden war, setzte das Aushängeschild des Vereins meist nur noch als Joker ein. Bei den Fans sorgte das natürlich für Unmut. Sogar in seiner letzten Partie, dem wichtigen 3:2 gegen CFC Genua (direkte Champions-League-Teilnahme gesichert), wurde Totti erst in der 54. Minute eingewechselt.
Ich würde gerne ein Gedicht, ein Lied schreiben. Aber alles, was ich kann, ist meine Füße zu benutzen, um mich auszudrücken.
Francesco Totti
Mit einem schlichten "Danke" verabschiedete sich Totti nach diesen Stunden des Abschieds auf Facebook. Wie es nun weitergeht, ist indes unklar. Spalletti sagte am Sonntag, er habe der Vereinsikone den Posten des Vizepräsidenten angeboten. Totti hatte aber schon zuvor deutlich gemacht, dass er sich anderswo umgucken werde, sollte er den "Botschafter" für den Klub machen müssen. Spekuliert wird auch über einen möglichen Wechsel in die USA. Vor den Fans äußerte Totti ganz offen seine "Angst" vor der Zukunft: "Dieses Mal brauche ich euch und eure Zuneigung."
Abschied im großen Stil: Francesco Totti wurde von den Fans zum Abschluss gebührend gefeiert. imago
"Leider ist der Moment gekommen, der für mich nie hätte kommen sollen", schloss Totti mit bebender Stimme sein bewegendes Statement ab. "Ich habe den ganzen Tag geweint. Dies war das einzige Trikot, das ich je getragen habe. Ich würde gerne ein Gedicht, ein Lied schreiben. Aber alles, was ich kann, ist meine Füße zu benutzen, um mich auszudrücken."