Um nach dem vorzeitigen Ausscheiden im Meisterschaftsrennen zumindest den Kontakt zum zweitplatzierten und fünf Punkte besser gestellten Stadtrivalen Atletico Madrid nicht abreißen zu lassen, war ein Auswärtssieg beim Tabellen-13. des Tableaus für Real Pflicht. Die Partie stand außerdem im Zeichen der ausgerufenen Casting-Wochen der Königlichen, in denen die Besetzung für den angepeilten Neuanfang ab Sommer ausgelotet werden soll. Sergio Ramos, Courtois, Kroos und Vinicius fehlten angeschlagen oder verletzt, und so bekamen andere Akteure ihre Chance: Im Tor stand Keylor Navas, im Mittelfeld durfte Youngster Fede Valverde starten - und in der offensiven Dreierreihe des 4-3-3 wurde Benzema von Isco und Asensio flankiert. Bale, der zuletzt von den eigenen Fans mit Pfiffen bedacht worden war und mit einem Wechsel in Verbindung gebracht wird , blieb nur ein Bankplatz.
Asensios Abschluss symptomatisch
Nach einem verhaltenen Start von beiden Seiten stellte sich der Favorit gleich gefährlich vor dem Tor der Hausherren vor: Isco setzte Asensio in Szene, der vor dem Tor in bester Lage aber keinen ordentlichen Abschluss hinbekam - seinem Versuch fehlten Wucht und Präzision (9.). Dieser halbgare Schuss passte zur Vorstellung der Madrilenen im ersten Abschnitt: Real hatte mehr Ballbesitz, ließ vertikale Momente jedoch gänzlich vermissen und zeigte phasenweise Standfußball. Auch ein brandgefährlicher Braithwaite-Kopfball, der nur knapp links vorbeistrich, weckte die schläfrigen Königlichen nicht auf (15.).
Die beste Chance war noch ein zwei Meter zu hoch getretener Isco-Freistoß kurz vor der Pause (42.), kurz darauf wurde ein Versuch von Varane infolge einer Ecke pariert und zudem zurückgepfiffen (45.). Mit dem Pausenpfiff bekam Real dann die Quittung für seinen bis dato arg uninspirierten Auftritt: Nach einem Strafraumgestocher infolge eines weiten Einwurfs von rechts bugsierte Braithwaite den Ball mittig vor den Sechzehner, wo Außenverteidiger Silva Maß nahm und platziert ins linke obere Toreck traf (45.).
Benzema trifft, küsst Real aber nicht wach
Real war nach Wiederanpfiff auf schnelle Besserung bedacht und kam zügig zum Ausgleich: Modric drehte im Mittelfeld mit dem ersten Ballkontakt unnachahmlich auf und setzte Benzema in Szene. Der seit Wochen formstarke Franzose (acht Tore in acht Ligaspielen) scheiterte im ersten Anlauf an Cuellar, traf aber im Nachsetzen von halbrechts (51.). Wer nun allerdings dachte, dass dieses Tor den Gästen als Hallo-Wach-Moment dienen könnte, sah sich in den Folgeminuten eines Besseren belehrt. Vor allem Asensio und Isco waren auf den Flügeln bemüht, hingen aber weiterhin in der Luft - und Real-Coach Zinedine Zidane ließ weiter mit Wechseln auf sich warten.
Nachdem Asensio nach einem Konter aus spitzem Winkel an Cuellar gescheitert war (75.), brachte Zidane dann mit Vazquez (77., für Isco) doch noch etwas frischen Wind von der Bank, um eine Schlussoffensive zu initiieren. Erst neun Minuten vor Schluss schickte Reals Coach dann auch den auf der Bank schmorenden Bale ins Spiel, der Waliser konnte aber auch nicht mehr für den "Lucky Punch" sorgen. Auf der Gegenseite traf Joker En-Nesyri sogar noch zum vermeintlichen Sieg des Underdogs - eine vom Referee geahndete Abseitsstellung verhinderte aber den völligen Knockout für die Königlichen (83.). Durch das enttäuschende 1:1 konnte Real den Abstand auf den zweitplatzierten Stadtrivalen Atletico Madrid nur auf vier Punkte verkürzen.
Real Madrid ist nach diesem Patzer am Sonntag (16.15 Uhr) zuhause gegen Athletic Bilbao gefordert und wird sich vor heimischer Kulisse steigern müssen. Für Leganes geht es etwas später am selben Tag (18.30 Uhr) mit einem Auswärtsauftritt beim FC Villarreal weiter.