Es war eine von vielen zentralen Szenen, die dieses geschichtsträchtige Duell zwischen Dynamo Dresden und dem VfB Lübeck zu bieten hatte: die 40. Minute im Rudolf-Harbig-Stadion, die Gastgeber führten bereits mit 4:1, als Jannik Löhden bei einem weiten Schlag vor Stefan Kutschke zur Stelle war und den Ball wegköpfte. Sekunden später zeigte Schiedsrichter Wolfgang Haslberger auf einmal die Rote Karte und hinterließ damit viele fragende Gesichter im weiten Rund. Was war passiert?
Nach seinem Kopfball hatte Löhden den Fuß ausgefahren und Kutschke leicht am Bein berührt. Eine zwar vollkommen überflüssige, allerdings nicht rotwürdige Aktion des Lübecker Verteidigers. Kutschke ging zu Boden, Haslberger zückte Rot.
Dieser Tritt ist nicht ausschlaggebend für eine Rote Karte.
Stefan Kutschke
Später gestand Kutschke am Magenta-Mikrofon, als er zu der Szene befragt wurde: "Entscheidend war die Aussage vom Linienrichter. Ich habe ihm gleich gesagt, dass es keine Rote Karte ist." Offenbar, so erklärte es der Dynamo-Kapitän, hatte der Assistent Haslberger den Hinweis gegeben, dass Löhden nach dem Zweikampf ausgetreten habe und deshalb des Feldes verwiesen werden müsse. Für Kutschke war allerdings klar: "Dieser Tritt ist nicht ausschlaggebend für eine Rote Karte. Das steht in keinem Verhältnis."
Hätte er das aber nicht schon während des Spiels deutlicher kommunizieren können? Kutschke verneint. "Wir können nicht immer nur die Spieler in die Pflicht nehmen", betonte der 35-Jährige und unterstrich: "Der Linienrichter hatte perfekten Blick."
Das bewahrte Löhden allerdings nicht vor dem Platzverweis. Deshalb werde er, Kutschke, nun in die Schiedsrichter-Kabine gehen und Haslberger seine Sicht der Dinge mitteilen. "Das gehört sich so", meinte Dresdens Kapitän, "so fair und so loyal sollte man schon sein, dass das aufgeklärt wird."