Int. Fußball

Klose: "Das war hart, daran hatte ich zu knabbern"

Der Ex-Nationalspieler und Altach-Trainer spricht im kicker

Klose: "Das war hart, daran hatte ich zu knabbern"

Da geht noch mehr: Derzeit rangiert der SCR Altach von Trainer Miroslav Klose auf Platz 10 in der österreichischen Bundesliga.

Da geht noch mehr: Derzeit rangiert der SCR Altach von Trainer Miroslav Klose auf Platz 10 in der österreichischen Bundesliga. Getty Images

Miroslav Klose ist ein höflicher Gastgeber. Als seine Spieler zum Mittagessen zusammensitzen, bringt der Trainer des österreichischen Erstligisten SCR Altach dem kicker-Besuch eine Portion Chili mit Reis. Die richtige Ernährung war für den besten WM-Torjäger aller Zeiten schon immer ein großes Thema.

Auch dank seiner gesunden Lebensweise konnte er so lange aktiv spielen, seine Karriere endete 2016 bei Lazio Rom, als Klose knapp 38 Jahre alt war. Nach Lehrjahren bei der Nationalmannschaft, in der U 17 und bei den Profis des FC Bayern München ist er nun erstmals Cheftrainer. Mit seinem Verein aus dem Bundesland Vorarlberg steht er aktuell in Österreichs erster Liga auf Platz 10.

Im Gespräch mit dem kicker äußerte sich ein stets freundlicher, aber auch gewohnt ehrgeiziger Klose zu verschiedenen Themen.

Essen und Ernährung:  

"Die Spieler sollen ein Gefühl für ihren Körper bekommen. Es ist total spannend zu erfahren, was für eine Leistungssteigerung du mit gesunder und gezielter Ernährung erzielen kannst."

Die Frische fehlte, die Spieler waren zu früh platt.

Miroslav Klose über seine Anfangszeit in Altach

Seine Spielidee:

"Die Spieler hier kannten einen anderen Fußball, einen defensiveren, mehr verteidigend, mit tiefen Ballgewinnen und Umschaltspiel. Ich will alles aktiver gestalten, agieren, nicht reagieren."

Die Umstellung der Spielweise:

"Zunächst muss man das Mindset ändern. Und man muss für sich festlegen, was zu einer solchen Spielweise gehört, und sich fragen, ob dazu die Spieler vorhanden sind. Letztlich musste ich eine Zwischenlösung finden, mich der Mannschaft etwas anpassen und von meinen Vorstellungen etwas abgehen. Um hoch zu stehen, braucht man Fitness. Die war nicht da, wie ich es gewohnt bin. Und deshalb brachte die Mannschaft nicht die Energie auf, um 90 Minuten dagegen zu halten. Die Frische fehlte, die Spieler waren zu früh platt. Inzwischen haben wir Bereiche gefunden, wo wir auf dem Platz pressen wollen."

Mehr zum SCR Altach

Seine Spielphilosophie und das von ihm bevorzugte 4-2-3-1-System:

"Das System ist nicht entscheidend, es geht um Dominanz und Dynamik. Grundsätzlich möchte ich viele Variationen im Spiel haben. Und natürlich hat mich meine eigene Zeit als Spieler sehr geprägt. Ich hatte sehr viele interessante, doch sehr unterschiedliche Trainer, da nimmst du unheimlich viel mit. Durch die Zeit beim DFB und in den U-Mannschaften sowie an Hansi Flicks Seite in München habe ich ein Gefühl für Spieler und Torleute sowie die Entwicklung einer Spielphilosophie bekommen.

Jede Zeit war für mich sehr prägend und hilft mir heute enorm. Für mich ist wichtig zu sehen, welche Spielertypen ich habe und welche Charaktere, um ich meiner Spielphilosophie immer mehr zu nähern. Es gibt keine Schablone, mit der du als Trainer durch die Welt ziehst und sagst, so funktioniert jede Mannschaft."

Das Passspiel:

"Je flacher, schärfer und genauer du den Pass spielst, desto besser ist die Spielfortsetzung. Das Einfache muss zu 100 Prozent ausgeführt werden. Wir müssen uns das alles Schritt für Schritt erarbeiten und am besten geht es, wenn Du Spaß dabei hast!“

Das Zwischenfazit:  

Wichtig ist, dass für mich die Schritte in die richtige Richtung gehen.

Klose über die Entwicklung in Altach

"Grundsätzlich bin ich positiv überrascht. Wir sind jetzt auf einem guten Weg. Mittlerweile sehen unsere Trainingseinheiten ganz anders aus. Es braucht Zeit. Man spricht oft von sechs Monaten. Wichtig ist, dass für mich die Schritte in die richtige Richtung gehen."

Sechs Spiele ohne Sieg mit fünf Niederlagen und einem Remis:

"Das war hart, daran hatte ich zu knabbern."

Das Saisonziel:

"Unser internes Ziel: Platz 7 oder 8. Oder eben über den Strich (also die Zulassung zur Meisterrunde in den Playoffs, Anm. d. Red.). Wir wollen uns dem Strich nähern und nicht immer gegen den letzten oder vorletzten Platz kämpfen."

Miroslav Klose.

Kann auch emotional: Miroslav Klose. Getty Images

Akzeptanz für Klose:

"Das ist alles da, wie ich es mir vorgestellt habe."

Motivation der österreichischen Spieler:

"Das ist doch kein österreichisches Thema allein. Wäre mir viel zu einfach, wir wollen unsere Jungs für unseren Plan und unser Spiel begeistern . Ich will sie mitnehmen auf eine spannende Reise, bei der es hoffentlich viel Sonnenschein gibt, aber es wird auch immer ein paar Regentage geben. Wenn die Spieler und wir, das Trainerteam, sagen können, wir haben alles rausgehauen und alles versucht, dann haben wir alles richtig gemacht."

Bleiben in Altach:

"Ich bin entspannt. Mir macht es super Spaß hier. Ich kann Dinge ausprobieren und umsetzen, Gefühl für die Mannschaft und die Spieler bekommen. Die erste Station ist für einen Trainer sehr wichtig."

Am wichtigsten ist, dass du das Geld in die Mannschaft steckst.

Klose über Transfers im Winter

Eine Rückkehr in die Bundesliga:

"Du kannst im Fußball nie nie sagen, aber zurzeit habe ich nicht das Gefühl, dass ich Altach unbedingt verlassen will. Auch nach der Niederlagenserie bin ich nicht weggelaufen. Bei mir gibt es keine Tendenz, während einer Saison wegzulaufen. Ich weiß, wir können hier etwas bewegen. Wir sind noch nicht dort, wo wir hinwollen."

Verstärkungen in der Wintertransferperiode:

"Wir müssen die Zeit nutzen. Am wichtigsten ist, dass du das Geld in die Mannschaft steckst."

Die WM und die Aussichten der deutschen Mannschaft:

"Hansi Flick wird es als Bundestrainer auch bei der WM hinkriegen. Wichtig ist, dass die Mannschaft aus dem Turnier 2018 gelernt hat. Wir können nicht jetzt schon - wie es 2018 der Fall war - über das Halbfinale sprechen, weil es in den Turnieren zuvor so weit gegangen war - und schon bist du zu Hause. Das darf nicht wieder passieren. Für mich ist eigentlich klar, wer in der deutschen Gruppe weiterkommt, Deutschland und Spanien. Allerdings sind die Japaner nicht zu unterschätzen."

In der Print-Ausgabe am Montag oder ab Sonntagabend im eMagazine finden Sie auf vier Seiten die Reportage zum Besuch bei Miroslav Klose mit vielen Eindrücken und Hintergründen aus Altach in Österreich.

Karlheinz Wild