Kiel: Dauerdruck statt Konterfußball
Kiels Coach Markus Anfang tauschte nach der 3:4-Niederlage bei Union Berlin in der 2. Bundesliga zweimal Personal: Heidinger und Kinsombi erhielten den Vorzug vor Herrmann und Peitz (beide Bank). Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht vertraute hingegen auf die siegreiche Startelf vom 2:0 über Heidenheim .
Holstein startete aktiv in dieses Pokalspiel, setzte der Eintracht mit aggressivem Pressing und energischer Zweikampfführung zu und startete nach vorne immer wieder Angriffe. Im 4-1-4-1-System kamen die Störche bevorzugt über die Flügel, wo die offensiven Außenbahnspieler Lewerenz und Schindler immer wieder mit Seitenwechseln Verwirrung stifteten. Lewerenz (6.) und Kinsombi (7.) verbuchten erste Halbchancen, dann hatte Ersterer das 1:0 auf dem Fuß, scheiterte nach feinem Solo aber an einer Glanztat von BTSV-Keeper Fejzic (11.).
Früher Wechsel - Reichel scheitert vom Punkt
DFB-Pokal, 1. Runde
Von den Löwen kamen derweil kaum offensive Impulse. Das taktisch flexible 3-4-3-System wurde zumeist zum 5-2-2-1 umfunktioniert, da Kiel deutlich mehr Ballbesitz hatte und mehr Zug zum Tor entwickelte. Stoßstürmer Nyman hing dagegen lange in der Luft und wurde kaum mit Bällen gefüttert. Holstein hatte mittlerweile 67 Prozent Ballbesitz, gewann 71 Prozent der Zweikämpfe und hatte durch Schindler die nächste klare Torchance (30.). Lieberknecht hatte deshalb genug gesehen und reagierte bereits nach einer halben Stunde mit dem ersten Wechsel: Moll kam für Breitkreuz, taktisch agierten die Niedersachsen nun mit einer Viererkette.
Diese Maßnahme schien Braunschweig aufzuwecken, denn fortan kam die Eintracht ein wenig besser ins Spiel und hatte alsbald die Riesenchance zur Führung: Im Strafraum stoppte Schmidt Hernandez mit einem Foul. Den fälligen Elfmeter aber setzte BTSV-Kapitän Reichel rechts daneben. So blieb das Duell zur Pause torlos.
Verballert: Eintracht-Kapitän Ken Reichel scheitert vom Punkt. imago
Viel Aufregung: Elfmeter? Tor!
Lieberknechts Halbzeitansprache hatte es offenbar in sich. Seine Spieler warteten bereits Minuten vor Wiederbeginn auf dem Rasen und legten dann direkt los: Zuck verfehlte das Ziel gleich zweimal denkbar knapp (46., 47.). Dann erhitzte eine Szene im Eintracht-Strafraum die Gemüter. Schindler drang in den Sechzehner vor und ging nach Kontakt mit Reichel zu Boden. Ein Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Guido Winkmann blieb aber aus, stattdessen startete der BTSV einen Konter, der in einem Tor mündete. Nyman traf aus spitzem Winkel ins Torwarteck zum 1:0 (48.). Kurz darauf rückte Winkmann erneut in den Fokus: Ducksch spielte Lewerenz im Strafraum frei, der den Ball ins Tor hämmerte. Doch das Schiedsrichtergespann entschied bei dieser Zentimeterentscheidung auf Abseits (55.).
Im weiteren Verlauf agierten die Störche dann bei weitem nicht mehr so druckvoll wie noch im ersten Durchgang. Immer wieder schlichen sich in der Vorwärtsbewegung Abspielfehler ein. Für die Löwen ergaben sich dadurch auch immer wieder Räume für Konterangriffe. Nach einer Phase mit vielen Mittelfeldgeplänkeln zog Kiel nach einer guten Stunde wieder das Tempo an. Der emsige Antreiber Schindler scheiterte an Fejzic (68.). Ducksch schoss nur knapp vorbei (69.).
Notbremse, Elfmeter, Rot und Ausgleich
Luftduell: Kiels David Kinsombi gegen Braunschweigs Louis Samson (#13). imago
Kurz darauf bekam Holstein dann doch noch einen Foulelfmeter zugesprochen: Drexler schickte Ducksch in den Sechzehner, bei dessen Schussversuch Baffo von hinten in die Parade fuhr. Baffo sah Rot wegen einer Notbremse - den fälligen Strafstoß verwandelte Drexler sicher zum 1:1 (71.). Doch damit nicht genug. Die Nordlichter konterten eiskalt im eigenen Stadion, Lewerenz schickte Ducksch auf die Reise, der frei vor dem Tor lässig zum 2:1 einschob (77.). Auch dieser Treffer war umstritten, denn im Mittelfeld hatte Winkmann ein Foul von Drexler an Reichel übersehen.
In der Schlussphase drängte die Eintracht trotz Unterzahl noch einmal nach vorne, kam aber nicht zum Abschluss. Die Störche lauerten währenddessen auf Kontermöglichkeiten. Am Ende blieb es beim 2:1.
Damit zieht Kiel in die 2. Runde des DFB-Pokals ein, die am 20. August ausgelost und dann am 24. und 25. Oktober ausgetragen wird. In der nächsten Woche geht es für beide Mannschaften in der 2. Liga weiter: Die KSV Holstein empfängt am Sonntag (13.30 Uhr) die SpVgg Greuther Fürth. Braunschweig ist schon zwei Tage zuvor am Freitag (18.30 Uhr) gegen Erzgebirge Aue gefordert.