Südwest

Kickers Offenbach suchen nach mittelfristiger Trainerlösung

Eine bittere Niederlage für alle

Kickers Offenbach sucht in Ruhe nach mittelfristiger Trainerlösung

Schaffte es in Offenbach nicht, den Umbruch zu managen: Alexander Schmidt.

Schaffte es in Offenbach nicht, den Umbruch zu managen: Alexander Schmidt. IMAGO/Beautiful Sports

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Die Nachricht am frühen Mittwochnachmittag war ein Paukenschlag - wenn auch kein unerwarteter. Die Offenbacher Kickers und Trainer Alexander Schmidt gehen nach nur acht Spielen getrennte Wege. Lediglich elf Punkte holte der im Sommer verpflichtete Nachfolger von Sreto Ristic (der den OFC auf Platz 3 und zum Hessenpokalsieg geführt hatte) in der bisherigen Saison, in den vier Auswärtsspielen reichte es gar nur zu zwei mageren Zählern. Zum Verhängnis wurden Schmidt nun die erste Heimniederlage gegen Homburg (1:2) und der derzeit 9. Tabellenplatz - elf Punkte hinter Spitzenreiter SSV Ulm. Eine Bilanz weit hinter den Erwartungen der Verantwortlichen und Fans, die ihrem Ärger nach der Niederlage gegen Homburg mit "Schmidt raus"-Rufen Luft gemacht hatten.

"Es war keine Entscheidung, die du aus dem Ärmel schüttelst", räumte Geschäftsführer Matthias Georg ein. "Die sportliche Ausbeute war unbefriedigend." Hinzu kam, dass in Gesprächen mit Schmidt die Überzeugung fehlte, dass der 53-Jährige das Ruder noch herumreißen könne. "Wir brauchen einen Schulterschluss mit Trainerteam, Fans, Mannschaft und Verein", betonte Georg: "Wir müssen wieder eine Einheit werden." Gleichwohl räumte Georg ein, dass eine Trainerentlassung zu einem derart frühen Zeitpunkt - Schmidt war gerade einmal 85 Tage im Amt - "eine Niederlage für alle" sei.

In die Spur finden

Nun geht des beim OFC vorrangig darum, die Negativität im Umfeld zu stoppen und das schlingernde Schiff wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bekommen. "Wir reden nicht mehr von Saisonzielen", betonte Georg: "Es geht darum, wieder in die Spur zu kommen." Das war letztlich auch wichtiger als die finanzielle Belastung, die ein dritter Trainer auf der Gehaltsliste - neben Ristic und Schmidt - bedeuten wird.

Als Interimslösung wird Alfred Kaminski, Leiter des Leistungszentrums, die Mannschaft übernehmen und bereits beim richtungsweisenden Krisenspiel gegen den noch sieglosen Tabellenletzten aus Kassel am kommenden Samstag auf der Bank sitzen. Der UEFA-Pro-Lizenz-Inhaber kennt die Mannschaft, Strukturen und Abläufe der Kickers und leitete am Mittwochnachmittag schon die erste Trainingseinheit. "Ich bin mit Unterbrechungen seit viereinhalb Jahren beim OFC, da war es klar, dass ich helfe, wenn Not am Mann ist", erklärte der 58-Jährige, der 2016 die Stuttgarter Kickers in der Regionalliga und 2018 die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz in der Hessenliga coachte. "Alfred Kaminski bringt die Erfahrung mit, um der Mannschaft die nötige Stabilität zu verleihen", sagte Georg. Zudem bleiben die Co-Trainer Ivica Erceg und Sascha Rausch an Bord.

Großer Umbruch im Sommer

Zum Verhängnis wurde Schmidt letztlich auch, dass er bis zu seiner Entlassung kein Spielsystem für sein Team gefunden hatte, keine Stammelf, keine passende Mannschaftsansprache. Seine Ankündigung, den OFC mit "Vollgasfußball" um den Titel spielen lassen zu wollen, erwies sich als schwer umsetzbar. Zuletzt räumte er nach seinem Torwartwechsel von David Richter zu Maximilian Engl, der nicht aufging, "einen Fehler" ein - das war jedoch nur eine von mehreren missglückten Personalentscheidungen. Auf der rechten Abwehrseite durften sich zum Beispiel sieben verschiedene Kandidaten versuchen.

Der große personelle Umbruch in Offenbach - 12 Zugänge, 17 Abgänge - scheint bislang insgesamt nicht aufzugehen. Trotz zweit- und drittligaerfahrenen Spielern wie Björn Jopek, Törles Knöll oder Philipp Hosiner fehlt es quantitativ an Erfahrung. Viele Neuzugänge tun sich immer noch schwer, vor allem im Sturm hapert es: Mit Dejan Bozic (Schambeinentzündung) fällt der beste Torschütze der vergangenen Saison (12 Treffer) aus, Hosiner wird den hohen Ansprüchen nur selten gerecht, Knöll fehlt es an Selbstvertrauen. Die Erwartungen nach der durchaus ordentlichen Leistung im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf (1:4) konnte die Mannschaft nur selten erfüllen.

Man werde nun "in aller Ruhe nach einer mittelfristigen Trainerlösung suchen", kündigte Georg an. Wichtig seien zunächst das Duell in Kassel sowie die folgenden Heimspiele gegen die SG Barockstadt und Astoria Walldorf.

Susanne Müller / Jörg Moll