kicker

Kelvin Arases Neuanfang in Oostende

Flucht vor der Raute

Kelvin Arases Neuanfang in Oostende

Für Rapid war Arase drei Jahre im Einsatz.

Für Rapid war Arase drei Jahre im Einsatz. GEPA pictures

"Nein", muss Kelvin Arase zugeben, beim 2:1-Führungstreffer, den sein neuer Klub KV Oostende wenige Minuten nach seiner Einwechslung erzielte, hatte er nicht die Beine im Spiel. "Es war wahrscheinlich nur meine Präsenz", lacht der 24-Jährige. Dass er nur wenige Tage nach seinem (leihweisen) Wechsel von Karlsruhe an die belgische Küste von Trainer Dominik Thalhammer schon seine ersten Einsatzminuten bekam, stimmt den Ex-Rapidler nach seinem durchwachsenen Halbjahr beim KSC zuversichtlich. Auch wenn es für den Tabellennachzügler nach sechs Niederlagen am Stück auch in Kortrijk am Ende nicht zum Sieg gereicht hat. "Das Spiel war okay, wir sind eben in einer sehr schwierigen Situation, in der wir wenig Glück haben und jeder kleine Fehler bestraft wird. Mit dem 2:2 ging es zumindest einmal in die richtige Richtung."

Das hätte auch Dominik Thalhammer so gesehen. "Er hat gemeint, das war ein guter Schritt vorwärts, obwohl auch der Sieg drin gewesen wäre. Aber wir hätten gezeigt, dass wir aus der Scheiße herauskommen können, wenn wir Gas geben." Darauf vertraut Arase. "Wenn wir da einmal herauskommen, haben wir eine richtig geile Mannschaft", findet er. "Es ist das erste Mal, dass ich in einer so jungen Mannschaft bin. Komisch, dass ich das sage, aber es fehlt uns vielleicht ein Spieler mit viel Erfahrung, einer der auch im Spiel mehr redet. Ich kenne das. Als ganz junger Spieler versuchst du, deine Aufgaben zu erfüllen, aber einen Mitspieler coachen kannst du noch nicht."

Mit der Raute angeeckt

Die neue Aufgabe beim Vorletzten der First Division A macht dem früheren U-21-Nationalspieler Spaß. Obwohl er in Oostende ein Pressingsystem spielen wird, das er so bisher nicht kannte. "Ich muss so schell wie möglich die Prinzipien lernen, damit wir erfolgreich sein können und der Trainer nicht bereuen muss, mich geholt zu haben." Denn den Wechsel nach Oostende sieht er schon auch als eine Art Rettung für ihn. In Thalhammers 3-4-3 darf der gebürtige Nigerianer endlich wieder einen echten rechten Flügel geben.

Die Wintertransfers der österreichischen Bundesliga

In Karlsruhe war Arase einmal mehr mit der Raute angeeckt. "Anscheinend entkomme ich ihr nicht", grinst er. Schon bei Rapid war er im vergangenen Sommer aussortiert worden, weil er nicht in die Raute gepasst hätte, die Trainer Feldhofer kurz vorgeschwebt war, ehe er sie doch wieder verwarf. "Aber so ist der Fußball", ist Arase nicht nachtragend, "der Trainer probiert etwas und wenn es klappt, bleibt er dabei. Das ist gut für die Mannschaft, aber eben nicht für jeden einzelnen Spieler."

In Karlsruhe war die Raute einige Runden gut für die Mannschaft von Christian Eichner. Seit sieben Spieltagen befindet sie sich aber im freien Fall. "Deshalb hat es im Winter zunächst so ausgesehen, als würden wir das System auf ein 4-3-3 ändern. Als sich dann abgezeichnet hat, dass es doch wieder auf ein 4-4-2 mit Raute hinausläuft, habe ich meinen Berater gefragt, ob es nicht Vereine gibt, wo ich am Flügel spielen kann, bevor ich wieder ein halbes Jahr auf der Bank sitze." Erst nachdem einige Vereine Interesse signalisierten, suchten sie das Gespräch mit den KSC-Verantwortlichen. "Dass es dann so schnell gegangen ist, hat mich selbst überrascht."

Flügel bleibt Flügel

Auf sieben Zweitliga- und zwei Pokal-Einsätze war Kelvin Arase im Herbst gekommen, dafür nehmen sich die drei Assistpunkte gar nicht schlecht aus. "Man versucht ja trotzdem alles, aber es ist halt schwer, wenn man als Flügel Zehner oder zweite Spitze spielen muss. Ich habe dann schon im Training auch Achter und Zehner trainiert und das hat einige Male auch gut geklappt, aber Training und Match ist eben doch etwas anderes", berichtet er über gescheiterte Umschulungsprogramme. "Als Zehner bin ich dann zu oft nach außen gezogen, als zweiter Stürmer fehlt mir die Robustheit, um die Bälle zu sichern."

In Oostende, wo er auf seinen Freund, den Ex-Salzburger David Atanga, traf, hofft Kelvin Arase jetzt an seine erste Bundesliga-Saison bei Rapid anzuschließen. "Das war eine richtig geile Zeit", denkt er gerne an seine Tore gegen seine Lieblingsgegner WSG Tirol (vier) und Sturm Graz (drei) zurück. "Aber jetzt möchte ich einmal so viele Einsatzminuten wie möglich sammeln, wieder gut in Schwung kommen und mit Oostende die Liga halten." Dann wäre es auch möglich, länger in Belgien zu bleiben. "Ich bin offen für alles, es gibt eine Kaufoption, aber die beiden Vereine müssten sich dann noch einmal zusammensetzen."

Horst Hötsch