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Kaum Fortschritte in Katar: Amnesty International appelliert an FIFA

Ein Jahr nach WM-Auftakt

Kaum Fortschritte in Katar: Amnesty International appelliert an FIFA

Aus seiner Sicht war die WM 2022 ein voller Erfolg: FIFA-Präsident Gianni Infantino, hier beim Spiel um Platz drei in Katar.

Aus seiner Sicht war die WM 2022 ein voller Erfolg: FIFA-Präsident Gianni Infantino, hier beim Spiel um Platz drei in Katar. IMAGO/PanoramiC

Vor und während der WM 2022 in Katar war immer wieder über teils prekäre Lage der Arbeitsmigranten im Land diskutiert worden. Ein Jahr nach dem Auftaktspiel stellt Amnesty International jedoch kaum Verbesserungen fest. Neben dem Umstand, dass es weiterhin keine Entschädigungen für die zahlreichen Arbeiter gibt, die im Zusammenhang mit der WM Opfer von Menschenrechtsverstößen geworden waren, registriert die Menschenrechtsorganisation weiterhin Missstände in den Bereichen illegale Anwerbegebühren, Lohndiebstahl und Arbeitsplatzwechsel.

"Katar versäumt es, seine vor der Fußballweltmeisterschaft eingeführten Arbeitsreformen voranzutreiben oder auch nur ordnungsgemäß durchzusetzen", sagt Katja Müller-Fahlbusch, Expertin für die Region Naher Osten und Nordafrika bei Amnesty International in Deutschland, und betont, dass "hunderttausende" Arbeitsmigranten vor und während des Turniers ihr Geld, ihre Gesundheit und teilweise sogar ihr Leben verloren hätten.

"Die FIFA muss aus ihren Fehlern lernen"

Ihr Appell: "Die FIFA und Katar müssen sich endlich auf konkrete Fahrpläne zur angemessenen Entschädigung für alle Betroffenen von Rechtsverstößen einigen. Entschädigungen dürfen nicht weiter verweigert oder verzögert werden. Die FIFA muss aus ihren Fehlern lernen und ihre Verantwortung für die Menschenrechte ernst nehmen. Dazu gehört zwingend, Menschenrechte bei der Vergabe von zukünftigen Turnieren in den Mittelpunkt der Entscheidung zu stellen." Mit der bevorstehenden Entscheidung, die WM 2034 nach Saudi-Arabien zu vergeben, erhielt diese Hoffnung allerdings unlängst einen weiteren Dämpfer.

Zu den wenigen positiven Entwicklung gehört der Organisation zufolge, dass die meisten Arbeitsmigranten das Land nun ohne Einschränkungen verlassen können und Gesetze zum Arbeiten bei hohen Temperaturen besser durchgesetzt werden.

In einem denkwürdigen Auftritt zum WM-Auftakt hatte FIFA-Präsident Gianni Infantino die Kritik an seinem Verband und Katar als "zutiefst ungerecht" bezeichnet und gefragt: "Wer kümmert sich um die Arbeiter? Wer? Die FIFA macht das, der Fußball macht das, die WM macht das - und fairerweise muss man sagen, Katar macht es auch." Amnesty International kommt ein Jahr später zu einem anderen Ergebnis.

jpe

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