Corona hat in den vergangenen Jahren auch dem Fußball einige Rituale genommen, und so war es ein echtes Comeback, das Oliver Kahn spätabends in Paris feierte. Auch wenn es kein offizielles Bankett war: Erstmals seit fast genau drei Jahren hielt wieder ein Vorstandschef des FC Bayern eine Rede nach einem Champions-League-Auswärtsspiel.
Sätze, über die man noch in Jahren sprechen wird, kamen Kahn dabei nicht über die Lippen - zu zufrieden war er mit dem Auftritt der Mannschaft beim 1:0-Sieg im Achtelfinalhinspiel über Paris St. Germain. "Hier in Paris muss man erstmal gewinnen", lobte der Rummenigge-Nachfolger und erfreute sich vor allem am unspektakulären, aber vom FCB klar dominierten ersten Durchgang.
PSG sei dank der Bayern "überhaupt nicht in Gang gekommen"
"Das hat ein bisschen an Schachspiel erinnert. Das war sehr taktisch geprägt, klug und clever gespielt", so Kahn. Die Mannschaft habe "auch gegen Topstars wie Neymar oder Messi die Passwege gut zugestellt, sodass sie überhaupt nicht in Gang gekommen sind".
Dass die Bayern gegen tiefstehende Pariser dabei das Risiko in der Offensive zu scheuen schienen, störte Kahn offenbar nicht. Das kontrollierte Spiel habe "natürlich Sinn" ergeben "gegen eine Mannschaft, die sehr gut im Tempogegenstoß ist, die nur auf Fehler gewartet hat, die sie dann eiskalt ausnutzt". Denn: "In solchen Spielen entscheiden Hundertstelsekunden, da entscheiden Millimeter, da entscheidet der kleinste Fehler über Sieg oder Niederlage."
Genau diese konzentrierte Einstellung sei nun auch im Rückspiel am 8. März (21 Uhr, LIVE! bei kicker) in München gefragt. "Da werden wir noch mal genau diese Leistung benötigen, um eine Runde weiterzukommen." Die Chancen könnten nach dem knappen Auswärtssieg - auch ohne Auswärtstorregel - schlechter sein. Kahn: "Spiele auf diesem Niveau werden nicht im Hinspiel entschieden, aber ich glaube, wir haben uns großartige Voraussetzungen geschaffen fürs Rückspiel."
"Da draußen warten sie, dass wir straucheln"
Vorher aber gelte es, diese Leistung auch in der Bundesliga zu zeigen, in der zwar zuletzt die Ergebnisse wieder stimmten, aber wahrlich kein "Super-Flow" (Julian Nagelsmann) zu erkennen war. "Wir haben gesehen, was unsere Mannschaft zu leisten imstande ist - Stichwort Kontinuität", sagte Kahn über das PSG-Spiel. Jetzt erwarte er, dass das auch in der Liga gelingt - denn "da geht es jetzt richtig zur Sache".
Vor dem Gastspiel bei Borussia Mönchengladbach am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) haben die Bayern nur einen Punkt Vorsprung auf den darauffolgenden Gegner Union Berlin und drei auf Borussia Dortmund. "Jo Kimmich hat es gleich in der Kabine wieder richtig gesagt", verriet Kahn: "Jetzt geht es zu Borussia Mönchengladbach, und wir wissen, da draußen warten sie, dass wir vielleicht auch mal straucheln. Den Gefallen wollen wir niemandem tun."