Seit April 1995 hat der FC Turin nicht mehr bei Juve gewonnen. Mit dem Vorsatz, diese Negativ-Serie zu beenden, war das Team von Ivan Juric zum Stadtrivalen gereist. Doch die Alte Dame durfte nach dem 3:0 im Rückspiel der K.o.-Runden-Play-offs über den FC Nantes und dem gleichbedeutenden Einzug ins Europa-League-Achtelfinale mit einer breiten Brust auftreten.
Serie A, 24. Spieltag
Zu Beginn waren es aber vor allem die Gäste, die keine Anlaufzeit verlangten. Bereits nach zwei Minuten klingelte es das erste Mal. Buongiorno - einer von zwei Neuen in der Startelf der Granatroten - verlängerte einen Eckball per Kopf an den Fünfmeterraum, wo Karamoh völlig freistehend zum Abschluss kam. Szczesny hatte keine Chance, das erste Turiner Tor nach einer Ecke in dieser Serie-A-Saison zu verhindern.
Juve war nach der kalten Dusche um eine rasche Antwort bemüht. Viele Angriffe liefen über die linke Seite, über den Ex-Frankfurter Kostic, der schließlich eine butterweiche Flanke in den gegnerischen Strafraum entsandte. Alle flogen unter der Hereingabe hindurch beim Versuch, diese einzunicken oder etwa zu klären. Mit Ausnahme von Cuadrado. Der Kolumbianer kam aus dem Hinterhalt angerauscht und ließ die noch leicht abgefälschte Murmel im Netz zappeln (16.).
Il Toro wagte in der Folge mehr nach vorne, doch insgesamt verflachte die Partie nun ein wenig, um dann kurz vor der Pause noch einmal mächtig hochzukochen. Erst veredelte Sanabria eine flache Flanke von Ilic zur erneuten Gästeführung (43.). Dann ließ Danilo mit seinem wuchtigen Kopfball die Uhr von Schiedsrichter Daniele Chiffi vibrieren - der Ball hatte die Linie bei der Parade von Milinkovic-Savic offenkundig bereits überquert (45.+2).
Kaum ist Pogba auf dem Platz, dreht Juve das Spiel
Die Alte Dame kam nach dem Seitenwechsel gut aus der Kabine. Vlahovic stand bei seinem trockenen Abschluss lediglich die Latte im Wege (50.). Der FC Turin rüttelte sich und machte es dann auf der Gegenseite ganz ähnlich. Linetty ließ mit seinem Zirkelschuss ebenfalls den Querbalken beben.
Die nächste bedeutsame Szene manifestierte sich nicht etwa in einer Torchance, sondern in einer Einwechslung. Nach knapp einem Jahr Verletzungspause betrat Pogba den Rasen (69.). Nachdem der Franzose im Sommer 2022 zur Alten Dame zurückgekehrt war, war er aufgrund von hartnäckigen Verletzungssorgen bis dato nie zu seinem Comeback gekommen. Dementsprechend begeistert waren die Fans im Juventus Stadium, ihren Starspieler wieder begrüßen zu dürfen.
Und auch die Mitspieler schien das zu beflügeln. Nur zwei Minuten nach der Einwechslung des 29-Jährigen tauchte Bremer bei einer Chiesa-Flanke frei am Elfmeterpunkt auf und nickte den Ball zum Rückstand seines Ex-Klubs in die Maschen (71.). Es war bezeichnend, dass auch dieser Treffer nach einem Standard fiel, Ecken und Freistöße wusste Il Toro schlichtweg nicht zu verteidigen. Deswegen hatte Rabiot wenig später auch keine Mühe, einen Kostic-Freistoß zum 4:2-Endstand über die Linie zu drücken (81.).
Juve, das ganz vorsichtig wieder die internationalen Plätze in der Serie A anvisieren darf (aktuell sind es sechs Punkte Rückstand), hat mit dem Gastspiel bei der AS Roma am kommenden Sonntag (20.45 Uhr) eine Partie gegen einen direkten Konkurrenten auf dem Programm. Danach wartet im Europa-League-Achtelfinale das Heimspiel gegen den SC Freiburg (9. März, 21 Uhr). Der FC Turin lädt am Montag (20.45 Uhr) den FC Bologna zum Duell.