Nach dem 2:0 in Bologna, dem ersten Juve-Sieg seit dem Re-Start, sah Coach Maurizio Sarri keinen Grund, seine Mannschaft großartig umzustellen: Lediglich Matuidi verteidigte links hinten für de Sciglio. Der Abstiegskandidat aus Lecce reiste als krasser Außenseiter nach Turin - verkaufte sich aber besonders in der ersten halben Stunde extrem teuer.
Lucionis folgenschwerer Blackout
Der klare Favorit machte es dem Abstiegskandidaten allerdings auch einfach: Vorne agierte die Alte Dame behäbig, pomadig und uninspiriert, dazu mangelte es defensiv an der nötigen Konsequenz und Körperspannung. Rispoli und Mancosu meldeten Lecce vor Juve-Keeper Szczesny an (4., 16.). In der Phase, in der Cristiano Ronaldo die Zügel stärker in die Hand nahm, beging der Außenseiter aber einen folgenschweren Fehler. Nach einem Stockfehler im Aufbauspiel flog Lucioni als letzter Mann für sein Foul an Bentancur mit Rot vom Platz (31.).
Ronaldo zeigt menschliche Züge
Der Druck der Hausherren nahm in der Folge von Minute zu Minute zu, kurz vor der Pause drehte Ronaldo wohl gedanklich schon zum Jubeln ab - anders ist sein vergebener Hochkaräter kaum zu erklären. Nach einer Ecke wurde der Portugiese komplett vergessen, punktgenau kam der Ball auf seinen Kopf am Fünfmeterraum. Doch der Europameister von 2016 zeigte menschliche Züge und nickte doch tatsächlich drüber (41.). Zwei Minuten später glänzte CR7 als Vorbereiter, doch nach dem tollen Flachpass brachte Bernardeschi das Kunststück fertig, die Kugel aus vier Metern übers Tor zu heben. So ging es torlos in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel knüpften die Bianconeri dort an, wo sie im ersten Abschnitt aufgehört hatten. Bonucci fand in Gabriel seinen Meister, Dybala schlenzte ganz knapp vorbei (49., 51.). Nach 53 Minuten war es passiert: Nach fatalem Fehlpass von Shakhov hatte Ronaldo das Auge für Dybala, der die Kugel traumhaft ins rechte obere Eck schlenzte - 1:0. Der Bann war gebrochen und der Favorit wollte mehr.
De Ligts Distanzhammer fehlt nur die Krönung
In Minute 62 atmete auch Ronaldo auf, weil der zur Pause eingewechselte Rossettini ihn im Strafraum von den Beinen holte und der Portugiese den Elfmeter humorlos in die Tormitte drosch. Zufrieden war CR7 mit seinem Auftritt aber nicht vollends, denn wenig später vergab er seine nächste große Kopfballchance (69.). Der Angreifer wirkte fast schon etwas verzweifelt, da das Kopfballspiel ansonsten klar zu seinen Stärken zu zählen ist. De Ligts Distanzhammer lenkte Gabriel um den Pfosten (71.).
Das dritte Tor war nur eine Frage der Zeit und brachte Ronaldos ganze Klasse zum Vorschein - diesmal als Vorbereiter: Nach längerem Dribbling gegen Ex-Mainzer Donati zog er am Strafraum zwei Gegenspieler auf sich, um uneigennützig wie sehenswert per Hacke auf Higuain abzulegen. Der Joker schweißte das Spielgerät humorlos unter die Latte (83.). Den 4:0-Endstand besorgte schließlich Innenverteidiger de Ligt, der nach kapitalem Abwehrversagen des Gegners nach einer kurz ausgeführten Ecke aus einem Meter einköpfen durfte (85.). Für Juventus geht es nach dem klaren Heimsieg bereits am nächsten Dienstag (21.45 Uhr, LIVE! bei kicker) bei CFC Genua weiter, Lecce hat tags darauf zur gleichen Zeit Sampdoria zu Gast.