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Jan Boller: Im zweiten Anlauf zum Durchbruch im Profibereich

LASK-Verteidiger überzeugt im Herbst

Jan Boller: Im zweiten Anlauf zum Durchbruch im Profibereich

Jan Boller hat sich einen Stammplatz gesichert.

Jan Boller hat sich einen Stammplatz gesichert. GEPA pictures

Mit Jan Boller sicherte sich der LASK im Sommer 2019 einen ehemaligen Nachwuchsnationalspieler Deutschlands für seine Defensive. Zunächst wurde der damalige 19-Jährige aber bei Kooperationsklub FC Juniors OÖ in der 2. Liga geparkt, wo er er sich auf Anhieb einen Stammplatz sicherte und in zwei Saisonen ingesamt 48 Pflichtspiele für den Klub absolvierte. Als der damalige Coach der Juniors, Andreas Wieland, im vergangenen Sommer als Assistent von Dominik Thalhammer zum LASK wechselte, nahm der nunmehrige Cheftrainer der Linzer auch den deutschen Abwehrprofi mit, der ab dem fünften Spieltag zur ersten Elf des aktuellen Tabellenneunten zählt.

"Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entwicklung. Natürlich gibt es Dinge, wo man noch dran arbeiten und die man noch besser kann. Ich hatte auch beim kicker die Bundesliga-Statistik gelesen, dass ich in dieser Saison bisher die drittmeisten abgefangenen Bälle vorweisen kann. Das spornt einen noch mehr an, dass man noch ein paar Schritte hochkommt. Mich hat es einfach gefreut, dass ich die Spielzeit und Einsätze bekommen habe und mich hier etablieren konnte", zieht Boller eine positive Bilanz nach seinem ersten Bundesligahalbjahr. "Es ist aber noch kein Grund einen Haken darunter zu setzen. Ich bin noch relativ jung und da gilt es noch eine Schippe draufzulegen und sich immer weiterzuentwickeln."

Chance beim LASK genutzt

Nach zwei Jahren in der 2. Liga war der Wechsel eine Stufe höher für das ehemalige Nachwuchstalent von Bayer Leverkusen der logische nächste Karriereschritt. Dass der Sprung zum Profiteam des LASK etwas Zeit gebraucht hat, sieht der Blondschopf sportlich: "Als junger Spieler wünscht man sich natürlich, dass es so schnell wie möglich nach oben geht. Aber ich glaube, dass auch Geduld ein wichtiger Faktor ist. Es klappt nicht immer sofort. Da gibt es schon Spieler oben, die sich etabliert und die Erfahrung gesammelt haben. Dann ist es klar, dass man als Trainer eher auf die Erfahrung setzt und ab und zu mal einen Jungen reinschmeißt. Gerade wenn es um den Aufstieg oder internationale Startplätze geht, will man natürlich die beste Elf auf den Platz bringen."

Die Zeit in der 2. Liga sieht Boller vielmehr positiv: "Mir hat das letzte halbe Jahr bei den Juniors wirklich gut getan, weil ich da auch das Vertrauen vom Andi (Andreas Wieland, Anm.) bekommen habe. Ich konnte mich dann auch zeigen und dann war es, glaube ich, auch verdient, dass ich die Chance oben beim LASK bekommen habe. Wie es seitdem für mich gelaufen ist, ist für mich persönlich sehr zufriedenstellend."

In seinem ersten Bundesligahalbjahr erlebte Boller mit dem LASK allerdings keine einfache Zeit. In der Liga bleibt man im Herbst klar hinter den eigenen Erwartungen zurück, konnte erst zum Ende des Fußballjahres 2021 in der laufenden Spielzeit über zwei Siege in Folge jubeln und steht aktuell nur auf dem neunten Tabellenplatz. "Es war schon ein intensiver Herbst, da war es für den Körper gut, dass wir jetzt eine Pause hatten. Gegen Ende der Hinserie sind wir in einen Lauf gekommen, haben zwei wichtige Spiele gegen Ried und die Austria gewonnen und dann wünscht man sich schon, dass es noch ein, zwei Spiele gibt, wo man den Schwung mitnehmen kann", ist Boller zwiegespalten ob des Zeitpunktes der Winterpause.

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Dichter Konkurrenzkampf in Linz

Während man auf nationaler Ebene meist zu kämpfen hatte, konnte man dafür auf internationalem Gefilde für einiges an Furore sorgen. In der neugeschaffenen UEFA Conference League sicherten sich die Linzer mit fünf Siegen aus sechs Spielen und lediglich einem erhaltenen Gegentreffer souverän den Gruppensieg und fixierten das europäische Überwintern. "Dass wir als Mannschaft den Gruppensieg fix gemacht haben, war für unsere Motivation und das Selbstvertrauen sehr wichtig. Diese positive Erlebnisse haben uns auch für die Liga gut getan. Die ersten internationalen Einsätze waren für mich daher sehr lehrreich, weil man sich mit anderen internationalen Mannschaften vergleichen kann", misst Boller den Spielen im Europacup eine besondere Bedeutung zu.

Mit aktuell neun Innenverteidigern im Kader kämpfen einige Profis um einen Platz in der Defensivzentrale der Linzer. Bislang konnte sich deutsche Abwehrprofi im Konkurrenzkampf gegen seine erfahrenen Kollegen durchsetzen. "Wenn du sowieso weißt, dass du spielst, dann strengst du dich im Training vielleicht weniger an und ziehst dadurch deine Mitspieler mit runter. Deshalb ist es wichtig, dass jeder 100 Prozent gibt, sodass man das Niveau generell einfach sehr hochhält", so Boller, dessen Zeit im Nachwuchs von Bayer Leverkusen sowie die ersten Erfahrungen im Profiteam beim deutschen Bundesligisten ihn auf seine kommende Aufgabe bestens vorbereitet haben.

Wenn du Spieler wie Sven Bender, Aleksandar Dragovic oder Jonathan Tah vor dir hast, ist es klar, dass du da nicht viel Spielzeit bekommst.

Jan Boller über seine Zeit im Profiteam von Leverkusen

"Der Sprung vom Nachwuchsbereich in den Profibereich ist in Deutschland sehr groß", so Boller. "Dementsprechend war es gut, dass ich da schon Erfahrungen sammeln konnte mit Persönlichkeiten wie den Bender-Zwillingen oder Julian Baumgartlinger, die einem ständig versuchen zu helfen und klar ansprechen, wenn etwas nicht passt. Deshalb war es sehr gut, dass ich dort schon ein halbes Jahr mittrainieren durfte und parallel noch die Spielzeit bei der U 19 bekommen habe. Das war ein guter Mix und hat mich gut auf meine Zeit beim LASK vorbereitet."

Dass es früher nicht zum Durchbruch in Deutschland gereicht hat, sieht der 21-jährige Abwehrspieler nicht zu tragisch: "Damals hatte ich fünf oder sechs andere Innenverteidiger vor mir. Wenn du Spieler wie Sven Bender, Aleksandar Dragovic oder Jonathan Tah vor dir hast, ist es klar, dass du da nicht viel Spielzeit bekommst. Dann war ich auch so ehrlich zu mir selbst, dass ich das eingesehen habe, weil es nichts bringt, wenn ich ein halbes bis ganzes Jahr auf der Bank sitze und nur mittrainiere. Das wichtigste für einen jungen Spieler ist die Spielpraxis. Da kann man am meisten daraus ziehen, du kannst dich weiterentwickeln und dich an das Spieltempo anpassen. Deshalb war es für mich der logische Schritt, einen Verein zu finden, wo ich Spielpraxis sammeln kann."

Rückkehr nach Deutschland das Ziel

In Linz hat Boller vorerst Fuß im Profifußball gefasst, ist unter Andreas Wieland, der erst kurz vor Weihnachten als Cheftrainer bis 2024 bestätigt wurde („Das war sehr wichtig, dass hier Klarheit herrscht, weil es sonst mehrere Schauplätze neben dem Platz gibt“), gesetzt und will mit seinem Team im Frühjahr nach dem zähen Bundesligaherbst im Frühjahr wieder angreifen: "Wir haben ein paar Dinge gutzumachen und wollen den Schwung, mit dem wir in die Winterpause gegangen sind, mitnehmen, sodass wir auch positiv in der Rückserie starten. Die Stimmung in der Mannschaft ist sehr gut. Jeder Arbeit arbeitet hart als Team und an sich persönlich, dass wir einen optimalen Beginn im Frühjahr erwischen."

Boller selbst hat erst im letzten Sommer seinen Vertrag bis 2023 verlängert. Mit 21 Jahren befindet sich der Defensivprofi in einem sehr guten Fußballeralter, doch Gedanken an einen Wechsel verschwendet er noch lange nicht: "Natürlich ist das Ziel, irgendwann nach Deutschland zurückzukommen, aber ich bin noch sehr jung, nehme hier alles mit was kommt, gebe Vollgas und hoffe, mich dann irgendwann für höhere Aufgaben zu qualifizieren. Das hier und jetzt ist aber der LASK und da will ich an meine Leistungen von der Hinrunde anknüpfen, mich verbessern und dann sieht man was kommt."

Für sein Hobby als Schuhdesigner bleibt trotz der intensiveren Spielzeit beim LASK noch genug Zeit: "Wenn jetzt mal ein Trainingslager ansteht, muss das warten (lacht), aber allgemein habe ich doch immer wieder ein bisschen Zeit dafür. Es ist wichtig, um einen Ausgleich zu finden, dass man vom Kopf her etwas anderes macht, etwas kreativ sein kann und deshalb passt das ganz gut."

Maximilian Augustin