DFB-Pokal

Jahn: Held Meyer schiebt Mitspieler ins Scheinwerferlicht

Eine Verpflichtung, die vorher niemand auf dem Schirm hatte

Jahn: Held Meyer schiebt Mitspieler ins Scheinwerferlicht

Held des Abends: Alexander Meyer (re.) verhalf Jahn Regensburg zum Einzug ins Viertelfinale.

Held des Abends: Alexander Meyer (re.) verhalf Jahn Regensburg zum Einzug ins Viertelfinale. imago images

Diese Überraschung hätte Zuschauer und damit Emotionen auf der Tribüne verdient gehabt. In Pandemie-Zeiten musste ein großer Kreis im Strafraum vor der Hans-Jakob-Tribüne genügen, in dem Spieler und Betreuer ihren Sieg feierten, ehe sie unter dem Jubel und dem Applaus der wenigen Verantwortlichen auf der Haupttribüne in der Kabine verschwanden. Zuvor hatte Fußball-Deutschland kennengelernt, wofür Jahn Regensburg steht: eine mutige Spielweise mit hohem Verteidigen, viel Herz und Kampf und mannschaftlicher Geschlossenheit. Das sieht auch im Zweitligaalltag nicht immer schön aus, bereitet aber vielen Gegnern Kopfzerbrechen, weil es unangenehm zu bespielen ist. Diese Erfahrung musste auch der 1. FC Köln machen. "Die Mannschaft hat die Köpfe nicht hängen lassen, sondern wieder Charakter und Moral gezeigt, lobte Mersad Selimbegovic. Das Quäntchen Glück wie beim aberkannten Kölner 3:1 führte der Jahn-Trainer ebenfalls an, und: "Wir können stolz sein, dass wir es geschafft haben."

Ohne Alexander Meyer wäre dies jedoch nicht möglich gewesen. "Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht, war sehr präsent", sagte Selimbegovic fast zu nüchtern. Schon in den ersten beiden Pokalrunden war der Jahn auch dank seiner Paraden im Elfmeterschießen weitergekommen, dieses Mal hielt der 29-Jährige in der regulären Spielzeit den Strafstoß von Kölns Dennis, im finalen Shoot-Out den von Jorge Mere just dann, als Andreas Albers gescheitert war und Regensburg auf die Verliererstraße zu geraten schien. Meyer stellte hinterher jedoch nicht sich, sondern Mitspieler in den Vordergrund: "Ich kann nur ein großes Kompliment an die Schützen geben, die waren eiskalt geschossen."

Dabei ist Meyer in seinem zweiten Jahr längst ein großer Rückhalt des Teams. Eine typische Jahn-Verpflichtung, die vorher niemand auf dem Schirm hatte. Doch Meyer füllte die durch den Abgang von Philipp Pentke (Hoffenheim) entstandene Lücke und gehört längst zu den Leistungsträgern des Teams. Zuvor hatte der Keeper beim TSV Havelse, Energie Cottbus und dem VfB Stuttgart (ohne Profieinsatz) gespielt, er kam also ohne Erfahrung in den höchsten beiden Ligen. Meyer strahlt Ruhe aus, ist auch mit dem Ball am Fuß gut und jederzeit eine Anspielstation.

Mit dem Viertelfinale hatte sich Selimbegovic kurz nach dem Sieg übrigens noch nicht beschäftigt: "Wenn ich ehrlich bin, könnte ich nicht mal alle möglichen Gegner aufzählen. Favorit sind wir nicht. Aber wir werden sagen: Warum nicht noch mal?" Favorit war der Jahn gegen Köln schließlich auch nicht...

Frank Linkesch

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