Irans Trainer Carlos Queiroz veränderte seine Startformation nach dem überraschenden wie glücklich zustande gekommenen 1:0-Auftakterfolg gegen Marokko auf drei Positionen: Hosseini, der zuletzt aus der WM-Qualifikation noch ein Spiel gesperrte Ezatolahi und Taremi starteten für Cheshmi, Shojaei sowie Jahanbakhsh und sollten dabei mithelfen, den spanischen Kombinationsfluss effektiv zu unterbinden.
Fernando Hierro indes nahm nach dem furiosen 3:3-Auftakt gegen Portugal zwei Veränderungen vor. In erster Linie setzte Spaniens Coach auf den wieder fitten Carvajal, der für Torschütze Nacho ins Team rückte. Der Ex-Leverkusener hatte sich im Champions-League-Finale gegen Liverpool ( 3:1 ) verletzt und war seither ausgefallen. Zudem spielte an diesem Abend in Kasan auch Lucas Vazquez für Koke.
Sechserkette Iran!
Das Ziel der Furia Roja, die mit einer Serie von 21 ungeschlagen Spielen in Serie antrat, war natürlich klar: Es sollte ein Sieg her, um mit den bereits erfolgreichen und bei vier Punkten stehenden Portugiesen ( 1:0 gegen Marokko ) Schritt zu halten. Doch das Unterfangen sollte sich als extrem schwierig herausstellen, denn: Die iranische Mannschaft stand erwartungsgemäß enorm tief, doppelte in entscheidenden Momenten die ballführenden Spanier und legte die nötige Aggressivität an den Tag.
Zwar entfachten die hochfavorisierten Iberer gehörig Druck, drängten den Iran tief an und in den eigenen Strafraum - allerdings fehlte bis weit nach der 20. Minute die zündende Idee. Da halfen auch weit über 80 Prozent Ballbesitz nicht gegen dieses massive 6-3-1-System.
Irans Strafraum: Ertragloses Ackerland
Gruppe B - 2. Spieltag
Immerhin aus spanischer Sicht: Silva prüfte mit einem direkten Freistoß die Fangqualitäten des iranischen Keepers Beiranvand (25.). Eine Art Weckruf? Ein wenig: Carvajal schob nun häufiger an, Isco probierte derweil ein bisschen Kreatives - und Silva schoss im Fallen knapp drüber (30.). Der erwartete 1:0-Ertrag konnte allerdings noch immer nicht geerntet werden. Auch deswegen, weil sich der Iran zwischen der 34. und 37. Minute mal mit ordentlichem Passspiel etwas befreien konnte. Sogar eine Ecke, die nichts einbrachte, sprang zwischenzeitlich raus - genauso wie die Tatsache, dass es mit einem 0:0 in die Pause ging. Ein Ergebnis, das sich der Iran mit engagiertem Abwehrkampf irgendwie auch verdient hatte.
Pechvogel Rezaeian hilft Spanien
Nach dem Seitenwechsel zeichnete sich zwar dasselbe Bild (Iran mit allen Spielern in der eigenen Hälfte), allerdings entwickelte Spanien nun deutlich mehr Torgefahr: Pouraliganji klärte in höchster Not vor Costa (48.), Torwart Beiranvand entschärfte einen Distanzschuss von Busquets und kratzte im direkten Anschluss den Ball gerade noch vor Vazquez weg (50.).
Die Furia Roja wurde ihrem Spitznamen entsprechend wütender und wütender, die 1:0-Führung lag deutlich in der Luft. Fallen sollte sie auch - allerdings erst nach einer Schrecksekunde: Denn in der 53. Minute donnerte Ansarifard den Ball ans Außennetz, da hatten die iranischen Fans bereits den Torschrei auf den Lippen. Auch Spaniens Torwart de Gea blickt lieber zweimal hin. Eine Zeigerumdrehung später klingelte es dann zugunsten der Spanier: Nach einem Flachpass von Iniesta funkte Abwehrmann Rezaeian dazwischen, schoss Gegenspieler Costa ab - und von dessen Knie sprang die Kugel unhaltbar unten links ins Tor (54.). Dies war bereits der dritte Turniertreffer für den Stürmer von Atletico Madrid - und das im erst zweiten Spiel.
Der Iran begehrt mächtig auf
Vom Gegentor gezeichnet zeigte sich der Iran in der Folge jedoch nicht: Team Melli rückte den gesamten Teamverbund ein gutes Stück nach vorn, gab Gas - und Taremi köpfte den Ball nach einer präzisen Flanke knapp links vorbei (60.). Kurz darauf traf Ezatolahi sogar aus wenigen Metern ins Tor, nach Videobeweis wurde dem Treffer allerdings zu Recht die Gültigkeit abgesprochen - Abseits (62.). All der Jubel, der einige Sekunden lang ausgiebig ausgekostet wurde, war umsonst.

Zu Früh gefreut: Saeid Ezatolahis Tor zählte nicht - und so verpuffte auch der innige Jubel schnell.
Allerdings zeigte diese Phase, dass Spanien defensiv durchaus anfällig sein kann - und der Iran suchte seine nächste Chance aufs 1:1. Amiri verpasste zum Beispiel nur um Haaresbreite den Ausgleich (75.), während Taremi die Kugel nach butterweicher Flanke von Amiri, der zuvor Gegenspieler Piqué lässig getunnelt hatte, aus bester Lage nur übers Tor befördern konnte (82.). Spanien zitterte gehörig, denn nach vorn ging für Isco & Co. kaum mehr etwas. Die Furia Roja überstand die späte Drangphase von Team Melli aber und fuhr nach vierminütiger Nachspielzeit ein knappes 1:0 ein.
Am Montag (20 Uhr) bekommen es die Iraner in Saransk mit Europameister Portugal (vier Zähler) zu tun - und dürfen mit ihren bereits ergatterten drei Zählern weiter vom Achtelfinale bei dieser WM träumen. Im Parallelspiel treffen dann die Spanier (vier Punkte) in Kaliningrad auf das bereits auf bittere Weise ausgeschiedene Marokko .