Inter Mailands Coach Claudio Ranieri vertraute auf exakt dieselbe Elf, die beim 2:0 in Verona die Negativserie der Lombarden von neun sieglosen Spielen in Folge beendet hatte. Das bedeutete, dass im Vergleich zum Hinspiel (0:1) Nagatomo, Poli und Milito neu in der Startelf waren. Sie ersetzten Chivu (Gelb-Sperre), Cambiasso und Zarate. OM-Coach Didier Deschamps wechselte im Gegensatz zum ersten Aufeinandertreffen auf zwei Positionen: Mbia und Remy verdrängten Cheyrou sowie Brandao auf die Bank.
Rasch entwickelte sich ein ausgeglichenes Duell zweier ebenbürtiger Mannschaften. Marseille machte zunächst den etwas frischeren Eindruck und setzte sich in den Anfangsminuten am Inter-Strafraum fest, kam aber nicht zu Abschlüssen. Durch eigene Unsicherheiten machten die Franzosen den Gegner aber stark. Urplötzlich verlagerten sich die Kräfteverhältnisse, und Mandanda wurde auf einmal so richtig gefordert. Der OM-Kapitän parierte gleich zweimal glänzend - zuerst gegen Sneijder (8.) und dann gegen Milito (11.). Etwas später musste dann Julio Cesar tief durchatmen, nachdem Maicon eine Flanke unterschätzt und Remy aus guter Position knapp links vorbei geköpft hatte (18.).
Die Achtelfinal-Rückspiele
Das war dann aber auch schon alles an gelungenen Offensivaktionen. Inter war zwar um Spielkontrolle bemüht und suchte den Weg nach vorne, fand aber keinen Durchgang durch die gegnerische Deckung. OM stand geschickt und setzte auf schnelle Konter, leistete sich aber zu viele Fehler im Passspiel. Beiden Mannschaften fehlte es an zündenden Ideen, folglich plätscherte die Begegnung ereignislos vor sich hin. Bis auf einem relativ harmlosen Sneijder-Freistoß (45.) und intensive Zweikämpfe, in denen es aber durchaus zur Sache ging, hatte der erste Durchgang im Grunde nichts mehr zu bieten. Folglich ging es torlos zum Pausentee.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich auch nicht wirklich etwas. Zwar schalteten die Franzosen nun einen Gang hoch und waren fortan verstärkt um eigene Offensivakzente bemüht - mehr aber auch nicht. Das Problem: Eine immens hohe Fehlpassquote. Die Folge: Keine Torchancen. Auf der anderen Seite war es nicht besser, so war Polis viel zu ungenauer Distanzversuch der erste halbwegs nennenswerte Abschluss in Durchgang zwei (58.). Ranieri reagierte und versuchte mit einem Doppelwechsel - Obi und Pazzini für Sneijder und Forlan - seiner Mannschaft neues Leben einzuhauchen.
Den Ball im Blick: Inters Forlan und Marseilles Azpilicueta (re.). Getty Images
Milito lässt Inter wieder hoffen - Mandanda fliegt vom Platz
Zu einer spielerischen Belebung kam es dadurch nicht. So resultierten gute Gelegenheiten ausschließlich aus ruhenden Bällen. Stankovic schlenzte einen 20-Meter-Freistoß knapp drüber (67.), während auf der Gegenseite Diarra nach einer Freistoßflanke per Kopf an Julio Cesar scheiterte (71.). Vier Minuten später zappelte das Leder schließlich im Netz: Bei einer Ecke bekamen die Franzosen den Ball nicht entscheidend geklärt, Pazzini vergab noch gegen Mandanda, doch Milito stocherte nach und staubte aus kürzester Distanz ab (75.).
Die Lombarden hatten damit das Hinspielergebnis wett gemacht, wollten jetzt aber mehr und die Entscheidung noch möglichst in der regulären Spielzeit erzwingen. Maicons listigen Freistoß lenkte Mandanda jedoch noch über die Latte (85.), ehe der zuvor eingewechselte Cambiasso bei der anschließenden Ecke knapp neben den Kasten köpfte (86.). Das Tor wollte nicht fallen, Inter wähnte sich wohl schon in der Verlängerung und wurde dann doch noch eiskalt erwischt: In der zweiten Minute der Nachspielzeit schlug Mandanda einen Ball hoch und weit nach vorne. Der kurz zuvor für Remy eingewechselte Brandao nahm das Leder mit etwas Glück mit, hatte dann nur noch Julio Cesar vor sich und ließ seinem Landsmann dann mit einem trockenen Schuss keine Chance.
Alles war gelaufen, jedenfalls im Hinblick aufs Weiterkommen, da Inter jetzt zwei Treffer hätte machen müssen. Dies war den Mailändern nicht vergönnt, zum Sieg reichte es dennoch: Mandanda klärte viel zu ungestüm im eigenen Sechzehner gegen Pazzini und foulte diesen. Schiedsrichter Pedro Proença (Portugal) gab den klaren Elfmeter und zeigte dem Schlussmann Gelb. Dieser hatte zuvor wegen Zeitspiels schon einmal eine Verwarnung gesehen und musste daher mit Gelb-Rot runter. Ersatzmann Bracigliano - für Ayew gekommen - durfte dann zum Strafstoß antreten, hatte gegen Pazzinis satten Schuss jedoch keine Chance (90.+6). Inter gewann am Ende das Spiel, Marseille war aber der Sieger.
Beide Mannschaften sind nun wieder im Liga-Alltag gefordert. Inter Mailand am Sonntag gegen Bergamo, Marseille am Samstag gegen Dijon. Zuvor richtet sich der Blick der Franzosen ins schweizerische Nyon, wo am Freitag die Auslosung für das Viertelfinale ansteht.