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Hofmanns gelungener Auftritt als DFB-Chefdiplomat

Gladbacher überzeugt bei der Nationalmannschaft in vielen Rollen

Hofmanns gelungener Auftritt als DFB-Chefdiplomat

Hat beste Aussichten auf einen WM-Platz: Jonas Hofmann.

Hat beste Aussichten auf einen WM-Platz: Jonas Hofmann. picture alliance

Jonas Hofmann hat in der deutschen Nationalmannschaft schon so manche Rolle bekleidet: In seinen bislang 14 Länderspielen spielte er im zentralen Mittelfeld, auf dem offensiven Flügel oder als Rechtsverteidiger. Am Mittwoch nun kam eine weitere Position für den Profi von Borussia Mönchengladbach dazu: Er trat in Abwesenheit des positiv auf das Coronavirus getesteten Kapitäns Manuel Neuer als Chefdiplomat des DFB-Teams auf.

Eigentlich, so hatte es die Regie vorgesehen, sollte Neuer auf der Pressekonferenz die neue Binde vorstellen, die er während der Weltmeisterschaft in Katar tragen wird. Doch da der Torhüter isoliert auf seinem Zimmer weilen und auf den Heimtransport warten musste, übernahm Hofmann die Aufgabe, das in bunten Farben - allerdings nicht in den klassischen Regenbogenfarben - designte Stück Stoff der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Die Binde soll für Vielfalt und gegen Diskriminierung stehen", erklärte der 30-Jährige in seinem Eingangsstatement und beantwortete anschließend auch die weiteren Fragen zu dem Themenkomplex, ohne ins Straucheln zu geraten.

Hofmann: "Wegzublicken wäre das weitaus schlimmere Übel"

"Es liegt nicht in unserer Natur, wegzuschauen", sagte Hofmann zur schlechten Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland. "Wir hoffen, dass wir gemeinsam mit anderen Nationen Dinge in Bewegung setzen können, damit sich etwas ändert. Egal, was gesagt wird, es ist wichtig, das durchzuziehen. Wegzublicken wäre das weitaus schlimmere Übel."

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Noch vor einem Jahr war es unvorstellbar, dass Hofmann diese Rolle im DFB-Dress einnehmen könne. Doch seit Hansi Flick als Bundestrainer für die deutsche Mannschaft verantwortlich ist, hat sich der Gladbacher in eine starke Position gebracht. Elf seiner 14 Länderspiele absolvierte er unter Flick, lediglich die Partien im März gegen Israel (2:0) und die Niederlande (1:1) verpasste der vielseitige Außenbahnspieler wegen eines positiven Corona-Tests. Und auch in seinem Klub Mönchengladbach läuft es seit der Übernahme von Trainer Daniel Farke wieder bestens für Hofmann. Zuletzt glänzte er mit einem Doppelpack beim 3:0-Erfolg über Leipzig. Wenig verwunderlich also, dass ihm Flick jüngst beste Aussichten auf eine WM-Nominierung attestierte.

Hofmann jedoch will sich darauf nicht ausruhen. Die kommenden Länderspiele gegen Ungarn (Freitag) und in London gegen England (Montag) sollen seinen festen Stand im Nationalteam zementieren. "Ich habe mich mit Hansi über seine Aussagen unterhalten", verriet er am Mittwoch, "er hat mir gesagt, dass da schon auch Leistung dazugehört. Wenn einer es acht Wochen schleifen lässt, wird er nicht zum Kader zählen. Deshalb muss auch ich weiter Gas geben, um dabei zu sein." Hofmanns unter Flick zum Vorschein gekommene Flexibilität, die ihn auf der rechten Außenbahn sowohl offensiv als auch defensiv einsetzbar macht, bietet ihm dabei beste Perspektiven.

Hofmann warnt vor Ungarn - und freut sich auf die Bahnfahrt

Gegen Ungarn könnte der Gladbacher wieder in einer defensiveren Rolle als im Klub zum Einsatz kommen - und stellt sich vorab auf einen aggressiven und intensiv verteidigenden Gegner ein. "Ungarn hat eine Mannschaft, die mit enormer Power agiert, die ihren Plan über 90 Minuten plus Nachspielzeit komplett durchzieht", sagte er und erinnerte an das 1:1 im Juni: "Da hatten wir nicht viele Chancen - und das sagt schon viel aus, wenn man gegen unsere Offensive vieles verhindern kann." Das DFB-Team müsse daher am Freitagabend in Leipzig "zielstrebig und konsequent spielen, um schnellstmöglich zum gegnerischen Tor zu kommen".

Die Anreise mit der Bahn, die der DFB für den Trip von Frankfurt nach Leipzig gebucht hat, stehe dem nicht im Weg: "Ich fahre sehr gerne mit der Bahn, in den zwei, drei Stunden Fahrt kann man gut was erledigen." Ein Lehrbuch der Diplomatie dürfte allerdings nicht zum Handgepäck Hofmanns gehören. Dafür hatte er sich am Mittwoch in ungewohnter Rolle zu gut präsentiert.

Matthias Dersch