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Uli Hoeneß nach DFB-Pleite: "Ich bin schon ein bisschen sprachlos"

Bayern-Ehrenpräsident würde Boateng "jetzt nicht mitnehmen"

Hoeneß nach DFB-Pleite: "Ich bin schon ein bisschen sprachlos"

Nahm auch die Namen Thomas Müller und Mats Hummels wieder in den Mund: TV-Experte Uli Hoeneß.

Nahm auch die Namen Thomas Müller und Mats Hummels wieder in den Mund: TV-Experte Uli Hoeneß. Getty Images

Ein klein wenig war das desaströse 0:6 gegen Spanien zum Jahresabschluss 2020 nach den beiden Siegen zum Auftakt in diese WM-Qualifikation gegen Island (3:0) und in Rumänien (1:0) schon vergessen, da stellte sich der FIFA-Weltranglisten-65. Nordmazedonien in Duisburg vor - und gewann bei der DFB-Auswahl tatsächlich höchst überraschend mit 2:1.

Nach Gegentoren der beiden Serie-A-Legionäre Goran Pandev (37, CFC Genua) und Eljif Elmas (21, SSC Neapel) verlor Deutschland damit nicht nur erstmals in einer WM-Qualifikation seit dem 1. September 2001 (1:5 gegen England in München), sondern setzte zugleich das erste Spiel in diesem EM-Jahr 2021 in den Sand. Die Abschiedsmission von Bundestrainer Joachim Löw, der nach dem Turnier im Sommer aufhören wird, sie bekam damit neue Probleme.

WM-Qualifikation Europa - 3. Spieltag
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Oder eher alte Probleme? Denn wie schon in den vielen Länderspielen 2020 zeigte sich das DFB-Team vor dem gegnerischen Kasten zu wenig zielsicher, zu wenig zielstrebig - der kläglich vergebene Hochkaräter von Timo Werner zum möglichen 2:1 war da nur das Musterbeispiel fehlender Effizienz.

Hoeneß' Euphorie "ein bisschen verflogen"

Uli Hoeneß, seit diesem Jahr bei "RTL" als Experte tätig, fand dementsprechend kritische Worte: "Meine ganze Euphorie ist ein bisschen verflogen, vor allem wenn man im Vorfeld davon ausgegangen ist, dass wir das hier relativ locker gewinnen. Ich bin schon ein bisschen sprachlos."

Der 69-Jährige, selbst früher viele Jahre Teil der DFB-Auswahl und sowohl Weltmeister 1974 als auch Europameister 1972 geworden, verstand diesbezüglich vor allem Löws Systemänderung nicht. Denn nach den beiden erfolgreichen Qualifikationsspielen mit Viererkette hatte der Coach dieses Mal auf eine Defensivreihe mit sehr offensiv ausgerichtetem Robin Gosens auf der linken Bahn gesetzt. "Wenn man schon vorne nicht trifft, dann muss man wenigstens hinten sicher stehen. Doch da ist man defensiv gerade im Zentrum sehr offen gewesen. Beide Gegentreffer sind so gefallen", erklärte Hoeneß, der anfügte: "Ich verstehe es überhaupt nicht, warum man ein so erfolgreiches System aus zwei Spielen ändert. Ich hätte das so nicht verändert."

Ich kann nicht mehr öfter sagen, dass ich der Meinung bin, dass zum Beispiel Thomas Müller da reingehört.

Uli Hoeneß

Und auch wenn der Experte die Mannschaft nach intensiven Wochen und Tagen wie auch Löw selbst ("Wir haben müde gewirkt, haben nicht die Frische gehabt, haben Fehler gemacht") ein wenig in Schutz nahm ("Man hat kaum geschlafen nach dem Spiel in Rumänien, das ist sicherlich nicht einfach - alles spielt sich im Kopf ab"), so stellte sich ihm doch schnell wieder die Frage nach altbekannten Weltmeistern von 2014. "Dass der ein oder andere dafür infrage kommt, das haben wir ja schon öfters diskutiert", meinte Hoeneß. "Ich kann nicht mehr öfter sagen, dass ich der Meinung bin, dass zum Beispiel Thomas Müller da reingehört. Er ist einer, der im Fünfmeterraum des Gegners öfter richtig steht und das Team mitreißt. Ihn kann man immer gebrauchen."

Insgesamt sieht Hoeneß die deutsche Mannschaft aber auf einem ordentlichen Weg ("Das ist eine Niederlage, die weh tut - aber kein Weltuntergang"), viele Spieler würden ihm Zuversicht verleihen - weswegen der Bayern-Ehrenpräsident einen Innenverteidiger des Rekordmeisters nicht nominieren würde: "Boateng würde ich jetzt nicht mitnehmen, wir haben da hinten genug - vor allem wenn Mats Hummels noch kommt. Antonio Rüdiger zum Beispiel hat mir gut gefallen."

mag

Bilder zur Partie Deutschland - Nordmazedonien