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Dardais Team zeigt zwei Gesichter

Hertha: Rekiks Tordebüt beim 2:1 gegen Galatasaray

Dardais Team zeigt zwei Gesichter

Matchwinner für die Hertha gegen Galatasaray: Vedad Ibisevic.

Matchwinner für die Hertha gegen Galatasaray: Vedad Ibisevic. imago

Aus Herthas Trainingslager in Schladming berichtet Steffen Rohr

"Mit der ersten Halbzeit bin ich zufrieden", bilanzierte Trainer Dardai. "Nach dem Wechsel hatten wir 20 Minuten zum Erschrecken, das war unglaublich." Von der Dominanz des ersten Abschnitts, als Hertha kombinationssicher und sehr präsent auftrat, war nach der Pause zunächst nichts mehr zu sehen. Hertha kam nicht mehr wie gewünscht in die Balleroberung und streute leichte Ballverluste ein. Das jetzt deutlich aggressivere und schnellere Spiel der Türken setzte den Berlinern sichtlich zu.

Derdiyok trifft verdient zum Ausgleich

Es war kein Zufall, dass der früher in der Bundesliga (Leverkusen, Hoffenheim) aktive Eren Derdiyok in Herthas Schwächephase kurz nach seiner Einwechslung auf 1:1 stellte. Ein Anspiel des Ex-Schalkers Younes Belhanda lupfte Derdiyok an und schoss aus der Drehung unhaltbar für Rune Jarstein ein (60.) - für den Schweizer ein Treffer der Marke Traumtor. In dieser Phase ließ der Vorjahres-Vierte der türkischen SüperLig weitere hochkarätige Chancen aus. Bafetimbi Gomis chippte frei vor Jarstein den Ball übers Berliner Tor (52.), wenig später verzog Belhanda freistehend nach einem Zuspiel von Fernando Reges (57.). Der frühere Berliner Tolga Cigerci, der vor dem Spiel Hertha-Manager Michael Preetz und Dardai herzlich begrüßt hatte, blieb nach einer unauffälligen Vorstellung zur Pause draußen.

Der ehemalige Dortmunder Koray Günter kam bereits nach 36 Minuten für Kapitän Selcuk Inan, der sich in einem Zweikampf mit Alexander Esswein verletzt hatte. Günter, vor der Pause als Sechser im Einsatz, rückte nach Wiederanpfiff in die Innenverteidigung. Den Siegtreffer für den Bundesligisten erzielte Vedad Ibisevic (74.). Der Kapitän verwertete aus Nahdistanz eine Eingabe von Alexander Esswein.

Die schwachen 20 Minuten nach dem Seitenwechsel monierte auch Karim Rekik. "Da haben wir uns zu weit zurückdrängen lassen, das war nicht gut", sagte Herthas Innenverteidiger. Der Niederländer hatte mit seinem ersten Tor im Hertha-Dress den Europa-League-Teilnehmer nach einer Ecke von Marvin Plattenhardt per Kopf früh in Führung gebracht (3.). "Klar bin ich happy darüber", erklärte Rekik. "Mein zuvor letztes Tor hatte ich auch per Kopf erzielt, für Marseille gegen Lyon."

In der starken ersten Halbzeit starteten die im 4-4-2 sortierten Berliner vor allem über die rechte Seite immer wieder gefährliche Angriffe. Mitchell Weiser zeigte sich spielfreudig, auch sein Hintermann Peter Pekarik schob immer wieder an. Weiser initiierte auch eine Großchance von Salomon Kalou, als er Vladimir Darida bediente, dessen Flanke den Ivorer fand. Doch Gala-Keeper Fernando Muslera parierte Kalous Schuss (40.). Für Gala hatte Linksaußen Garry Rodrigues zwischenzeitlich die Latte getroffen (21.).

Wir haben uns dann Mitte der zweiten Halbzeit geschüttelt und gesammelt und am Ende verdient gewonnen.

Hertha-Trainer Pal Dardai

"Wir haben uns dann Mitte der zweiten Halbzeit geschüttelt und gesammelt und am Ende verdient gewonnen", fand Trainer Dardai. "Das spricht für die Mannschaft. Aber diese 20 Minuten dazwischen machen mir Sorgen. Das war nicht mehr kontrolliert, das war nicht mal Bundesliga-Niveau. Der Gegner hat gepresst, und wir haben komische Lösungen gesucht. Das war nicht in Ordnung, das müssen wir analysieren." Nach dem Spiel fuhr der Hertha-Tross von Kapfenberg zurück nach Schladming. Am Sonntagmorgen geht es mit dem Bus zum Flughafen Salzburg und von dort nach Berlin. Nach einer erfüllten Woche in der Steiermark und den beiden Testspielsiegen gegen Neftchi Baku (4:0) und Galatasaray zeigte sich Dardai unterm Strich zufrieden: "Wir haben gut gearbeitet, die Jungs haben gut mitgezogen."

Nach der Ankunft in Berlin am Sonntag bekommt das Team bis Mittwochnachmittag frei. Dann beginnt die Vorbereitung auf das erste Pflichtspiel der neuen Saison - das DFB-Pokalspiel bei Drittligist Hansa Rostock am 14. August. Galatasaray startet am 13. August gegen Kayserispor in die Liga. Das erste Saisonziel hatte der vom Kroaten Igor Tudor trainierte türkische Rekordmeister bereits im Juli verfehlt: In der zweiten Runde der Europa-League-Qualifikation kam das Aus gegen Östersunds FK (0:2, 1:1), den aktuellen Tabellenfünften der schwedischen Liga. Auf der Tribüne des Kapfenberger Franz-Feteke-Stadions trugen etliche Gala-Fans Trikots mit den Namen der im Sommer abgewanderten Helden Wesley Sneijder (noch ohne Verein) und Lukas Podolski (Vissel Kobe). Neue Helden müssen sich erst noch finden.