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WM 2022: Der ungewöhnliche Weg von Randal Kolo Muani

Stürmer schrieb SGE-Geschichte

"Hatte ich nicht erwartet": Der ungewöhnliche Weg von Randal Kolo Muani

Randal Kolo Muani freut sich auf das WM-Finale gegen Argentinien.

Randal Kolo Muani freut sich auf das WM-Finale gegen Argentinien. IMAGO/PanoramiC

Aus Katar berichtet Oliver Hartmann

Gut, der Stürmer von Eintracht Frankfurt kam im letzten Gruppenspiel gegen Tunesien zu seinem ersten Startelf-Einsatz in der Equipe Tricolore, aber da hatte Nationaltrainer Didier Deschamps angesichts der bereits feststehenden Qualifikation fürs Achtelfinale ohnehin die zweite Garnitur ins Rennen geschickt und so die 0:1-Niederlage bereitwillig in Kauf genommen. Am Mittwoch hingegen trat Randal Kolo Muani erstmals auch sportlich ins Rampenlicht, als er im Halbfinale gegen Marokko nur 44 Sekunden nach seiner Einwechslung mit der ersten Ballberührung das Zuspiel von Kylian Mbappé zur 2:0-Entscheidung vollendete.

Grund genug jedenfalls für die Medienabteilung des französischen Verbandes (FFF), den Stürmer am Freitag bei der obligatorischen Pressekonferenz im Sportkomplex des katarischen Klubs Al Sadd SC der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Das war ein sehr wichtiges Tor für das französische Team und für mich. Ich fühle mich großartig", sagte der Angreifer und sprach von einer "magischen Erfahrung", die dieser Abend im Al-Bayt-Stadium, das einem überdimensionalen Beduinenzelt gleicht, gewesen sei.

Kolo Muani und Mbappé: Gleicher Startpunkt, unterschiedliche Wege

Den 4:2-Finalsieg über Kroatien bei der WM vor viereinhalb Jahren in Russland habe er "allein zuhause vor dem Fernseher angeschaut", schilderte Kolo Muani. Da verfolgte er auch den Treffer von Kylian Mbappé zum zwischenzeitlichen 4:1, jener Mbappé, der beinahe zeitgleich mit ihm und am gleichen Ort ins Leben startete. Kolo Muani erblickte am 5. Dezember 1998 in Bondy, einer Komune im Osten des Pariser Großraums unweit des Nationalstadions Saint-Denis, das Licht der Welt, Mbappé folgte 15 Tage später.

Fußballerisch indes schien in diesem WM-Finale 2018 Mbappé Lichtjahre entfernt von Kolo Muani. Während Mbappé da schon für Paris St. Germain und einer internationalen Karriere entgegen stürmte, wartete Kolo Muani im Nachwuchszentrum des FC Nantes noch immer auf seinen ersten Pflichtspiel-Einsatz im Männerbereich.

Ich hatte nicht erwartet, hier zu sein. Umso mehr genieße ich jede Minute.

Randal Kolo Muani

Dass er vier Jahre später gemeinsam mit Mbappé bei der Weltmeisterschaft auftreten würde, hätte er sich da wohl nicht im Traum gedacht. Im Vergleich zu Mbappé kam seine Karriere schleppend in Gang und nahm erst mit dem ablösefreien Wechsel im Sommer zu Eintracht Frankfurt so richtig Fahrt auf. Weil er beim Europa-League-Sieger auf Anhieb Fuß fasste, rückte er auch schnell ins Blickfeld von Nationaltrainer Didier Deschamps, im September folgten gegen Dänemark und Österreich mit späten Einwechslungen die ersten Kurzeinsätze in Nationalmannschaft.

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Doch trotz wettbewerbsübergreifend 19 Scorerpunkte (acht Tore, elf Assists) in 23 Pflichtspielen stand der Stürmer zunächst nicht auf der Liste der WM-Teilnehmer, erst durch die schwere Knieverletzung von Christopher Nkunku im Trainingslager vor dem Abflug rückte er ins Team. "Ich hatte nicht erwartet, hier zu sein. Umso mehr genieße ich jede Minute", sagte er am Freitag und verkündete in Richtung Finale: "Ich bin bereit für Sonntag."

Kolo Muani schreibt Frankfurter Geschichte

Geschichte hat Kolo Muani so oder so bereits geschrieben - zumindest für seinen Arbeitgeber, denn nie zuvor erzielte ein Spieler von Eintracht Frankfurt in einem WM-Halbfinale ein Tor. Ein Tor, das auch dem Marktwert des Stürmers, der in Frankfurt einen langfristigen Vertrag bis 2027 besitzt, nicht geschadet hat.

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