Handball

Hanning im kicker: Andere werden am Stock gehen - wir nicht!

Die Handball-Kolumne von Füchse-Boss Bob Hanning

Andere werden am Stock gehen - wir nicht!

Zwei Spieler, die Bob Hanning (Mitte) besonders gefallen haben: Luca Witzke (li.) und Timo Kastening.

Zwei Spieler, die Bob Hanning (Mitte) besonders gefallen haben: Luca Witzke (li.) und Timo Kastening. imago images (3)

Vorneweg: Glückwunsch zum vorzeitigen Einzug in die Hauptrunde. Gegen Polen ist es am Dienstag aber schon ein "Do-or-die"-Spiel. Wir haben nur dann eine echte Chance, wenn wir ohne Verlustpunkt in die Hauptrunde einziehen. Das war aber von Anfang an ja auch das Ziel des deutschen Teams.

Bei der Analyse verweise ich gerne auf meine zweite EM-Kolumne für den kicker. Till Klimpke vor Andreas Wolff zu bringen, auch wenn es sich gegen Belarus noch nicht ausgezahlt hat, war richtig. Alle, die danach Kritik geäußert haben, wurden gegen Österreich eines Besseren belehrt. So war Klimpke drin im Turnier und konnte schon im zweiten Spiel seine Klasse nachweisen. So sehr ich Fan von Timo Kastening bin, Klimpke hätte es verdient gehabt, zum "Man of the Match" gewählt zu werden.

Im letzten Spiel wurde Kastening durch die Maßnahme zu Gunsten des abwehrstarken Christoph Steinert ein Großteil seiner Stärken genommen. Rhythmus, Torgefährlichkeit und Tempo. Sein zweiter Auftritt war imposant, unverdient die Wahl zum "Spieler des Spiels" definitiv auch nicht.

Gegen Belarus haben Kai Häfner und Julius Kühn die deutsche Mannschaft getragen, das Spiel dominiert. Gegen Österreich haben mir Philipp Weber und Luca Witzke gut gefallen, dazu beide Außen. Diesmal verdient aber eigentlich auch der komplette Rest des Teams namentliche Erwähnung.

Mehr Stabilität fürs Abwehrzentrum

Vom Optimum sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Es dauert wieder zu lange, bis wir ins Spiel finden. Und auch wenn die Kreisläufer Österreichs einen Sahnetag erwischt haben, brauchen wir im Abwehrzentrum für die nächsten Spiele mehr Stabilität. Nach der Pause waren wir hinten deutlich besser, dazu haben wir vorne einen richtig schönen Handball gespielt, der viele Menschen vor die Fernseher ziehen sollte.

Was ist aber eigentlich das größte Plus des DHB-Teams? Die simple Antwort: Alle Spieler sind im Turnier! Wir nutzen die Breite des Kaders voll aus, sodass die Spieler nicht so viel Substanz verlieren. Wir müssen nicht wie andere Nationen befürchten, dass wir ab einem gewissen Zeitpunkt im Turnier am Stock gehen.

Sagosen wirkt völlig überspielt

Die Norweger, wahrscheinlicher Hauptrundengegner der deutschen Mannschaft, haben Ausfälle. Sander Sagosen vom THW Kiel wirkt völlig überspielt. Erste Konsequenzen, eine überraschende Niederlage gegen Russland, waren schon zu sehen. Die Breite im deutschen Kader könnte gerade hintenraus eine riesige Stärke werden.

Ein Blick in die Gruppen B und E sei noch erlaubt. Kompliment an die Niederländer. Sie sind meiner Meinung nach in ihrer Entwicklung in der jüngeren Vergangenheit am weitesten vorangeschritten. Auch wenn es gegen die Isländer nicht ganz gereicht hat, so ziehe ich dennoch meinen Hut. Ich selbst hätte derweil gedacht, dass die Schweden gegen die Spanier gewinnen. Aber der Ausfall von Max Darj ist offenbar nicht zu kompensieren. Diese EM könnte noch richtig spannend werden.

Bob Hanning (53) hat die Füchse Berlin von der 2. Liga bis in die Champions League geführt, den DHB in acht Jahren als Vizepräsident auf links gedreht und jüngst einen Spiegel-Bestseller (Hanning. Macht. Handball.) geschrieben. In seiner neuen Kolumne analysiert er für den kicker die Geschehnisse rund um Nationalmannschaft und Bundesliga.

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