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Hagi, Miki, "Huh" - Löw spricht von "sehr interessanter Gruppe"

Qualifikation zur WM 2022: Deutschland im Losglück

Hagi, Miki, "Huh" - Löw spricht von "sehr interessanter Gruppe"

Rumäniens Hoffnungsträger: Ianis Hagi.

Rumäniens Hoffnungsträger: Ianis Hagi. imago images

Der viermalige Weltmeister Deutschland zählte bei der Auslosung in Nyon zu den gesetzten Mannschaften, musste sich dabei aber am längsten gedulden. Die Löw-Elf wurde als letzte gezogen und landete folglich in Gruppe J. Das ändert nichts an der Tatsache, dass sie Gruppenfavorit ist, was auch der Bundestrainer so sieht. "Es ist klar, dass wir als die großen Favoriten ins Rennen gehen", sagte Löw und ergänzte: "Natürlich ist es unser Anspruch, dass wir diese Gruppe gewinnen." Insgesamt sei "die Gruppe sehr interessant".

Hagis Erbe(n)

Das ist in der Tat der Fall. Denn aus Topf 2 kam Rumänien. Auf dem Papier ein vermeintlich machbares Los, auf den zweiten Blick aber ein nicht zu unterschätzender Gegner. Die Südosteuropäer verfügen über eine junge Mannschaft, in der sich auch einige Spieler wiederfinden dürften, die bei der U-21-EM 2019 bis ins Halbfinale vorgestoßen waren - dort war aber ausgerechnet gegen die deutsche Auswahl Endstation (2:4). Ianis Hagi, Sohn von Rumäniens Fußball-Ikone Gheorge, ist dabei besonders hervorzuheben. Der 22-Jährige befindet sich auf einem guten Weg, in die Fußstapfen seines berühmten Vaters zu treten und spielt bereits in jungen Jahren eine wichtige Rolle bei den Rumänen, die laut Löw "ein paar sehr gute Spieler in ihren Reihen" haben.

Kurios: In der Geschichte gab es erst zwei Pflichtspiele der deutschen Mannschaft gegen Rumänien, jeweils bei Europameisterschaften. 1984 gewann die DFB-Elf 2:1, 2000 sprang ein 1:1 heraus - beide Male folgte das Gruppen-Aus und die Trennung vom jeweiligen Bundestrainer (Jupp Derwall und Erich Ribbeck). Auch Berti Vogts musste 1998 übrigens nach einem 1:1 gegen Rumänien (das aber in einem Testspiel) gehen. Die Gesamtbilanz spricht dennoch für die DFB-Elf, die von insgesamt 13 Spielen sieben gewann, bei drei Remis und drei Niederlagen.

Ein berühmter Jubel

"Huh", wer erinnert sich nicht an die EM 2016, als das kleine Island die Herzen der Fußball-Welt mit seinem ganz speziellen Jubel eroberte und dazu noch viral ging. Diese Zeiten sind aber vorbei, Island um den Augsburger Alfred Finnbogason verpasste die EM 2020 und hofft nun auf einen Coup auf dem Weg zur WM. Auch wenn die sportlichen Erfolge zuletzt ausgeblieben sind, so ist die Mannschaft nicht zu unterschätzen - immerhin finden sich viele Spieler in dieser wieder, die in England ihre Brötchen verdienen - unter anderem Gylfi Sigurdsson vom FC Everton. Deutschland bestritt bisher vier Spiele (zwei Testspiele und zwei Pflichtspiele) gegen die Isländer und gewann davon drei. Lediglich in der Qualifikation zur EM 2004 kam man auf Island nicht über ein 0:0 hinaus, zum großen Ärger vom damaligen Teamchef Rudi Völler. Löw weiß um die Stärken der Isländer: "Island ist eine Mannschaft, die sehr gut organisiert ist und erfrischenden, schnellen Fußball nach vorne spielt."

Südosteuropäische Premiere

Nordmazedonien befindet sich im Aufwind, das Land des ehemaligen Bundesliga-Profis Sasa Ciric (26 Tore in 64 Spielen für Frankfurt und Nürnberg) qualifizierte sich erstmals für eine EM-Endrunde und hätte sicher nichts dagegen einzuwenden, wenn die WM folgen würde. Die Südosteuropäer treten erstmals in einer WM-Qualifikation unter ihrem neuen Namen an und dürften reell betrachtet gegen Deutschland großer Außenseiter sein. Allerdings können die Nordmazedonier, die erstmals in der Geschichte auf Deutschland treffen, zu Hause unangenehm sein - und durchaus mal als Stolperstein fungieren. Das gilt es zu verhindern. Ob Altmeister Goran Pandev (37) die WM-Quali noch mitmachen wird, sei mal dahingestellt, die Chancen dafür dürften eher gering sein.

Wiedersehen mit Mkhitaryan

Einen ehemaligen Bundesliga-Profi weiß auch Armenien in den eigenen Reihen - und der dürfte sich auf die Duelle mit Deutschland freuen: Henrikh "Miki" Mkhitaryan (23 Tore in 90 BL-Spielen für Borussia Dortmund) kickt inzwischen bei AS Rom (31) und ist zweifellos der beste Fußballer der Armenier, die sich gegen die DFB-Auswahl wohl nicht viel ausrechnen dürfen. Das war auch schon in der Vergangenheit so: drei Duelle, drei klare Siege (6:1, 4:0, 5:1). Marco Reus dürfte aber noch schmerzhafte Erinnerungen an Armenien haben, verletzte er sich doch 2014 im letzten Test vor der WM in Brasilien ausgerechnet gegen diesen Gegner schwer, was ihn letztlich die WM-Teilnahme kostete.

Gegen Deutschland kein Land in Sicht

Krasser Außeneiter gegen die DFB-Elf ist auch Liechtenstein, das die Sechser-Gruppe komplettiert. Das Herzogtum spielte in seiner Geschichte bislang viermal gegen Deutschland und sah dabei kein Land. In den Annalen stehen ein 1:9 (1996, Testspiel), ein 2:8 (2000, Testspiel), ein 0:6 (2008, WM-Quali) und ein 0:4 (2009, WM-Quali). Einen Achtungserfolg feierten die Liechtensteiner, die zu einem Großteil aus Amateuren bestehen, allerdings 2019 in der EM-Qualifikation. Damals trotzten sie in Athen Griechenland und spielten 1:1.

Aussichten und Prozedere

Deutschland erwischte unter dem Strich eine machbare Gruppe und dürfte sehr gute Aussichten haben, diese auch erfolgreich zu überstehen. Weniger Losglück hatten die Niederlande, England, Österreich und die Schweiz. Alle Qualifikationsgruppen im Überblick

Nur die Gruppensieger qualifizieren sich direkt für die Winter-WM (21. November bis 18. Dezember 2022). Drei weitere Tickets werden in Play-offs unter den Gruppenzweiten und den beiden besten noch nicht qualifizierten Gruppensiegern aus der Nations League vergeben. Im März und September sind jeweils drei Spieltage geplant, im Oktober und November jeweils zwei - die Play-offs finden im März 2022 statt.

drm