Bereits früh in der Partie hatte Leverkusen einen Rekord aufgestellt - zumindest einen nationalen. Vor dem Spiel gegen Slavia Prag waren dem Team von Peter Bosz ganze 17 Treffer in der Europa-League-Gruppenphase gelungen und damit so viele wie Werder Bremen 2009 und Eintracht Frankfurt 2019. Mehr hatte bislang noch kein deutsches Team in der Geschichte des Wettbewerbs (seit 2008) aufzuweisen - bis Leon Bailey am Donnerstagabend das 1:0 für Leverkusen erzielte.
Gegen Nizza (neun Tore in zwei Spielen) und Beer Sheva (acht Tore in zwei Spielen) hatte es Leverkusen bereits ordentlich krachen lassen, am Donnerstagabend schenkte Bayer 04 dann auch noch den Tschechen vier Tore ein, nachdem man im Hinspiel gegen Slavia noch leer ausgegangen war (0:1). Karim Bellarabis Treffer zum 4:0-Endstand war das 21. Werkself-Tor im sechsten Gruppenspiel - mehr als in zehn Bundesliga-Partien (19).
Am Ende fehlte nur noch ein einziges Tor, um den ewigen Europa-League-Rekord einzustellen. Die SSC Neapel um Gonzalo Higuain, José Callejon und Dries Mertens hatte in der Saison 2015/16 unter Maurizio Sarri in der Gruppenphase ganze 22 Treffer erzielt. Eine am Ende aber alles andere als unerreichbare Marke für Leverkusen, bedenkt man, dass Bayer 04 sowohl beim 3:2 gegen Nizza als auch an diesem Donnerstag gegen Prag ein regulärer Treffer wegen angeblichen Abseitsstellungen aberkannt worden war.
Bosz über Junioren-Trio: "Da müssen sie sich noch steigern"
Auch Trainer Peter Bosz fand es auf der Pressekonferenz nach Abpfiff gegen Prag "schade, dass das Tor nicht anerkannt wurde" - nicht nur wegen des möglichen Rekords, sondern auch wegen des möglichen Schützen Daley Sinkgraven. Der etatmäßige Linksverteidiger war etwas überraschend auf der Acht aufgeboten worden und auf dieser Position an zwei Leverkusener Treffern entscheidend beteiligt. "Er hat es richtig gut gemacht", lobte Bosz seinen Landsmann - auch wenn der weiter auf sein erstes Pflichtspiel-Tor für Leverkusen warten muss.
Neben einem Sinkgraven auf ungewohnter - wenn auch bekannter - Position hatte Bosz gleich drei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs aufgeboten. Die U-19-Akteure Emrehan Gedikli (17), Cem Türkmen (18) und Samed Onur (18) waren allesamt im zweiten Durchgang zum Zug gekommen. "Es ist super für den Verein, dass unsere Jugendspieler heute wieder ihre Chance bekommen haben", freute sich Bosz, sah aber auch noch Verbesserungspotenzial: "Der größte Unterschied zum Jugendbereich ist die Intensität. Da müssen sie sich noch steigern."