Leverkusens Coach Peter Bosz rotierte nach dem 3:0 auf Schalke auf vier Positionen. Besonders bemerkenswert: Lomb stand statt Hradecky zwischen den Pfosten und absolvierte erst sein zweites Pflichtspiel für die Leverkusener Profimannschaft - fast auf den Tag genau acht Jahre nach seiner Premiere, auch damals in einem letzten Gruppenspiel der Europa League. Außerdem spielten Wendell, Jedvaj und Bellarabi anstelle von Lars Bender, Diaby (beide Bank) und Wirtz (nicht im Kader). Der etatmäßige Linksverteidiger Sinkgraven durfte im zentralen Mittelfeld ran ans Werk.
Bailey trifft und vergibt - Sinkgravens Tor zählt nicht
Auf dieser Position setzte der Niederländer auch direkt ein Glanzlicht und leitete mit einem öffnenden Pass die frühe Führung der Hausherren ein. Bellarabi war nach Sinkgravens feinem Zuspiel rechts durch und gab flach in den Fünfmeterraum, wo Schick per Hacke noch verpasste, Bailey die Kugel am zweiten Pfosten aber über die Linie drückte (8.). Der Jamaikaner hätte beinahe sogar einen frühen Doppelpack geschnürt, scheiterte freistehend aus spitzem Winkel aber an Kolar (16.).
Und Prag? Obwohl die Tschechen am Sonntag im Spitzenspiel mit 3:0 bei Stadtrivale Sparta gewonnen hatten und dementsprechend eigentlich mit breiter Brust anreisen konnten, agierten die Gäste ziemlich nachlässig, verloren viele Bälle und gewährten Leverkusen immer wieder Räume. Das bestrafte Sinkgraven eigentlich mit einem Abstauber zum 2:0, allerdings verwehrte das griechische Schiedsrichtergespann dem Treffer wegen einer angeblichen Abseitsstellung des Niederländers fälschlicherweise die Anerkennung (26.).
Bailey schnürt den Doppelpack - Schick unglücklich
Leverkusen blieb allerdings am Drücker und erzielte nur kurze Zeit später dann auch einen Treffer, der es auf die Anzeigetafel schaffte: Nach Amiris Flanke aus dem rechten Halbfeld köpfte Schick noch an den Pfosten, den Abpraller hämmerte Bailey aber aus kurzer Distanz unter die Latte (32.) - Doppelpack und der bereits fünfte Europa-League-Treffer in dieser Saison für den Jamaikaner.
Für den gebürtigen Prager Schick blieb die erste Hälfte hingegen ziemlich unglücklich: Der Stürmer vertändelte eine weitere Großchance (35.) und bekam dann auch noch Gelb für eine Schwalbe (39.). Für Leverkusen war dies allerdings verkraftbar, da Slavia in allen Belangen unterlegen war, technisch viele Fehler machte und Bayer-Schlussmann Lomb im gesamten ersten Durchgang nur durch einen Distanzschuss von Musa ernsthaft beschäftigte (13.).
Gruppe C
Auch Joker Diaby netzt - Profi-Debüt für Onur
Wohl auch deshalb nahm Bosz seine beiden gefährlichsten Offensivspieler des ersten Durchgangs bereits zur Pause vom Feld: Bailey und Schick wurden vorzeitig geschont und durch Diaby und Gedikli ersetzt. Leverkusen agierte nun bei weitem nicht mehr so dominant wie im ersten Durchgang und gewährte Slavia deutlich mehr Spielanteile, Sima schloss nach einem Tapsoba-Abschluss allerdings zu zentral ab (48.). Die kurz aufkeimende Hoffnung der Gäste erstickte Leverkusen dann aber schnell wieder im Keim: Nach Sinkgravens mustergültigem Steckpass war Diaby frei durch und verpasste Kolar den Tunnel - 3:0 (59.).
Das Spiel war damit vorzeitig entschieden und Bosz schonte weiteres Stammpersonal. So durfte unter anderem der 18-jährige Onur aus der Leverkusener U 19 nach Einwechslung sein Profi-Debüt feiern, später kam auch noch der ebenfalls 18-jährige Türkmen. Selbst im nun eingeschalteten Schongang war Leverkusen allerdings noch das gefährlichere Team. Diaby verpasste gleich dreimal den Doppelpack (66., 76., 89.) - einmal davon, weil er komplett frei vor Kolar lieber Gedikli das erste Profi-Tor auflegen wollte, der 17-Jährige die Gelegenheit aber verstolperte. Und einmal, weil er nach einem Highspeed-Antritt nur die Latte traf.
Bellarabi trifft zum Endstand
Schließlich verzeichnete der agile Franzose zumindest noch einen Assist: Nach einer Balleroberung von Türkmen zog Diaby links in den Strafraum und bediente Bellarabi, der locker zum 4:0-Endstand verwandelte (90.+1).
Durch den auch in der Höhe absolut verdienten Erfolg ist Leverkusen damit Gruppensieger und kann somit bei der Auslosung der Zwischenrunde am kommenden Montag (13 Uhr, LIVE! bei kicker) auf ein vergleichsweise einfaches Los hoffen. Am Tag zuvor (18 Uhr) spielt Bayer 04 in der Bundesliga gegen Hoffenheim, Prag ist ebenfalls am Sonntag (18.30 Uhr) gegen Liberec gefordert.