Champions League

Glasner: "Neapel spielt anti-italienisch"

"Heiß wie Frittenfett": Frankfurt fiebert dem Achtelfinale entgegen

Glasner: "Neapel spielt anti-italienisch"

Oliver Glasner

Oliver Glasner IMAGO/Kessler-Sportfotografie

Die Vorfreude auf das Duell mit Napoli ist in Frankfurt wie im gesamten Rhein-Main-Gebiet riesig. Das überträgt sich auch auf die Spieler und den Trainer. "Die Mannschaft ist heiß wie Frittenfett, mehr als Gänsehaut geht nicht", frohlockt Glasner. "Auch ich als Trainer gehe mit großer Vorfreude, großer Zuversicht und großem Selbstvertrauen in das Spiel. Die Spieler geben mir ein sehr gutes Gefühl." Auf besondere Motivationsmaßnahmen verzichtet er bewusst.

Schließlich müssen die Profis bei allen Emotionen und aller Begeisterung einen kühlen Kopf bewahren, um ihre Aufgaben auf dem Platz bestmöglich zu erfüllen. "Neapel spielt anti-italienisch", sagt Glasner - und sieht darin einen der Erfolgsgründe. Hohe Intensität, hohes Pressing und aggressives Gegenpressing kennzeichnen das Spiel der SSC. "Das ist in Italien sonst nicht so häufig zu sehen", konstatiert der Coach. In puncto Intensität erkennt er daher keinen Vorteil für Frankfurt. Trotzdem sieht er in der Gegneranalyse einige Ansatzpunkte, "wo wir uns Chancen ausrechnen".

Welche Schwachpunkte er konkret ausgemacht haben will, verrät Glasner naturgemäß nicht. Doch es liegt auf der Hand, dass er seinen Spielern mit auf den Weg geben wird, nach Ballgewinnen möglichst schnell hinter die gegnerischen Ketten zu spielen. Jesper Lindström und Randal Kolo Muani können mit ihrem enormen Tempo Nadelstiche setzen - vorausgesetzt, es gelingt den Mittelfeldspielern, sich aus dem Pressing zu befreien, um Bälle in die Schnittstellen zu spielen. Allen voran Mario Götze und Daichi Kamada ist das durchaus zuzutrauen.

Aufpassen müssen die Hessen, dass die Lücken zwischen den äußeren Verteidigern der Dreierkette und den Schienenspielern nicht zu groß werden. Napoli, das im 4-3-3 agiert, wird wahrscheinlich versuchen, mit Khvicha Kvaratskhelia und Hirving Lozano in genau diese Lücken zu stoßen. "Das wird eine Herausforderung, aber wir kennen das System aus der Europa League in der vergangenen Saison und auch aus der Bundesliga. In einem Spiel, das noch nicht allzu lange zurückliegt, haben die Spieler gezeigt, dass wir sehr kompakt und trotzdem torgefährlich sein können", erklärt Glasner und bezieht sich dabei auf die Partie beim FC Bayern (1:1) am 18. Spieltag. Der Österreicher betont: "Es wird ganz wichtig sein, dass wir Neapel immer wieder auch in der Defensive beschäftigen. Wir werden versuchen, unseren Fußball auf den Platz zu bekommen, mit all unseren Stärken."

Das Ziel ist klar formuliert

Personell gibt es lediglich zwei Fragezeichen. Glasner muss sich entscheiden, ob er im Abwehrzentrum auf die Erfahrung von Makoto Hasebe setzt oder wie schon gegen Werder Bremen Kristijan Jakic das Vertrauen schenkt. Mit einer guten Leistung empfahl sich der Kroate für die Partie in der Königsklasse, vermutlich erhält er abermals den Vorzug. Hrvoje Smolcic verfügt lediglich über Außenseiterchancen. Offen ist auch die Besetzung der rechten Außenbahn, wo sich Ansgar Knauff und Aurelio Buta ein spannendes Duell liefern. Der Rest der Mannschaft stellt sich praktisch von alleine auf.

Im zentralen Mittelfeld werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Djibril Sow und Daichi Kamada auflaufen, da für den zuletzt erkälteten Kapitän Sebastian Rode ein Einsatz von Beginn an zu früh käme. "Er hat am Montag individuell trainiert, wird im Kader stehen, allerdings nicht von Anfang an spielen", erklärt Glasner. Das Ziel ist klar formuliert: "Wir wollen die dritte Mannschaft sein, die gegen Neapel gewinnt."

Im bisherigen Saisonverlauf gelang das lediglich dem FC Liverpool und Inter Mailand. Nüchtern betrachtet erscheint Napoli beinahe übermächtig, doch davon wird sich die SGE nicht entmutigen lassen. Ganz im Gegenteil. "Wir wissen, dass wir gegen jede Mannschaft in Europa eine Chance haben zu gewinnen, wenn wir an unserem obersten Limit performen. Das gibt uns viel Selbstvertrauen", bekräftigt Glasner. Er freut sich wie die ganze Region auf ein "Fußballfest" in der Königsklasse. 

Julian Franzke