Ausgerechnet Luis Suarez fand im letzten Spiel der Gruppenphase den Weg in Uruguays Startaufstellung. Vor zwölf Jahren hatte der Angreifer im WM-Viertelfinale gegen Ghana in der Verlängerung mit den Händen auf der Linie pariert und somit indirekt den ersten Einzug einer afrikanischen Nationalmannschaft in ein WM-Halbfinale verhindert, da Asamoah Gyan den fällig Strafstoß gegen die Latte schoss und sich die Celeste schließlich im Elfmeterschießen durchsetzte.
Nun also die Neuauflage der Paarung, bei der es darum ging, wer in Gruppe H hinter Portugal das zweite Ticket fürs Achtelfinale lösen würde. Die bessere Ausgangslage besaß eindeutig Ghana, das im Gegensatz zu Uruguay nicht auf die Schützenhilfe Portugals im Parallelspiel angewiesen war.
Ayew verschießt Elfer und weckt damit Uruguay auf
Eine Viertelstunde passierte nichts Nennenswertes. Dann zeigte Schiedsrichter Daniel Siebert nach Rücksprache mit dem VAR und Sichten der TV-Bilder auf den Punkt. Uruguays Keeper Rochet war bei einem Hechtsprung Richtung Ball gegen Kudus zu spät gekommen und hatte seinen Gegenspieler am Fuß erwischt. Lediglich wegen einer vermeintlichen passiven Abseitsstellung von André Ayew, die aber keine war, hatte es den Elfmeter nicht unmittelbar gegeben. Ayew trat an und gab nach einem zögerlichen Anlauf nur ein Schüsschen ab, welches Rochet parieren konnte und damit seinen Fehler wieder wettmachte. Es blieb zunächst beim 0:0.
Gruppe H, 3. Spieltag
Uruguay war in seinen ersten Spielen (0:0 gegen Südkorea und 0:2 gegen Portugal) offensiv harmlos geblieben. Der verschossene Strafstoß Ghanas schien den zweimaligen Weltmeister aber zu beflügeln. Starspieler Darwin hatte die erste dicke Gelegenheit der Partie und lupfte den Ball von halblinks gefühlvoll über Ati Zigi. Kurz vor dem Überqueren der Torlinie drosch der zurückgeeilte Salisu die Kugel irgendwie noch ins Toraus (23.).
Aber das Team von Diego Alonso blieb jetzt dran - und sollte sich kurz darauf belohnen. Ausgerechnet Suarez gab von rechts einen Schuss ab, den Ati Zigi nicht festhielt, sondern nur zur Seite abwehrte. De Arrascaeta stand am zweiten Pfosten goldrichtig und nickte zum 1:0 für die Südamerikaner ein (26.). Die Black Stars wirkten in der Folge überfordert und mussten den Ball nur sechs Minuten später erneut aus dem eigenen Kasten hervorkramen: Nach der erneuten Vorarbeit von Suarez sprang De Arrascaeta seitlich in den Ball, der wiederum durch Ati Zigis Hosenträger ins Netz rutschte. Das zweite Tor des des offensiven Mittelfeldspielers besiegelte zugleich den Halbzeitstand, weil Ghana nicht wusste, wie es sich dem ärgerlichem Rückstand entgegenstemmen sollte.
Joker Bukari verpasst Ausgleich kurz nach der Pause
Nach dem Seitenwechsel setzte die Mannschaft von Otto Addo dann aber gleich wieder ein Lebenszeichen. Der Interimscoach brachte für die glücklosen Ayew-Brüder Sulemana und Bukari. Letzterer kam nur 60 Sekunden nach Wiederanpfiff rechts im Strafraum zum Abschluss, der Schuss verfehlte sein Ziel um wenige Meter.
Für das Schiedsrichtergespann blieb es ein unangenehmer Nachmittag. Eine knappe Stunde war gespielt, als Daniel Siebert nach dem Zweikampf von Amartey gegen Darwin im Ghana-Strafraum erneut ein Signal erreichte. Der Unparteiische überlegte lange und entschied letztlich trotz des VAR-Eingriffs nicht auf Elfmeter.
Die Partie war nach wie vor lebhaft. Erst rutschte Bukari nach einer Sulemana-Flanke nur knapp am Ball vorbei (64.), dann verpasste Pellistri nur eine Minute später auf der Gegenseite die Vorentscheidung, sein Schuss rauschte hauchdünn am linken Pfosten vorbei. Auch der Fernschuss von Valverde war letztlich zu ungefährlich (70.).
Ghana blieb weiter bemüht, doch symptomatisch musste als Wachmacher ein Zufallsprodukt herhalten. Aus dem Nichts tauchte der eingewechselte Semenyo links im Strafraum auf, sein Schuss zog allerdings knapp rechts vorbei (79.). Nur zwei Minuten später war Kudus sogar noch näher dran. Doch Rochet parierte seinen strammen Abschluss zur Seite.
Packende Schlussphase in Al-Wakrah
Dann kam die Nachricht herein, dass Südkorea im Parallelspiel gegen Portugal die Führung erzielt hatte. Und plötzlich musste nicht mehr nur Ghana liefern. Auch Uruguay brauchte jetzt noch ein weiteres Tor, um das Achtelfinal-Ticket zu lösen, Ghana brauchte zwei. Die Celeste warf alles nach vorne. Der eingewechselte Cavani wurde dann elfmeterwürdig im Sechzehner von Seidu gefällt. Doch Daniel Siebert ließ weiterlaufen - ein Signal des VAR blieb aus. Noch nach dem Abpfiff beschwerten sich mehrere Uruguayer vehement über diese Entscheidung und sahen Gelb.
Die achtminütige Nachspielzeit war an Spannung nicht mehr zu überbieten. Es ging hin und her, Ghana vergab den Anschlusstreffer, Uruguay das 3:0 - und so schieden beide trotz eines aufopferungsvollen Auftritts im letzten Gruppenspiel aus. Am kommenden Montag geht es um 20 Uhr nun für Südkorea gegen den Sieger aus Gruppe G - aller Voraussicht nach wird das Brasilien sein.