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Füllkrug findet DFB-Vorgehen "überragend" - Schlotterbeck hatte Zweifel

Das BVB-Duo über die EM-Nominierung

Füllkrug findet DFB-Vorgehen "überragend" - Schlotterbeck hatte Zweifel

Erst der Einzug ins Champions-League-Finale, nun die EM-Nominierung: Nico Schlotterbeck (li.) und Niclas Füllkrug schwimmen auf einer Erfolgswelle.

Erst der Einzug ins Champions-League-Finale, nun die EM-Nominierung: Nico Schlotterbeck (li.) und Niclas Füllkrug schwimmen auf einer Erfolgswelle. IMAGO/Beautiful Sports

Es kommt in der Karriere eines Fußballers nicht allzu oft vor, dass er eine eigene Meldung in der ehrwürdigen Tagesschau bekommt. Nico Schlotterbeck allerdings wurde diese Ehre am Sonntag zuteil: In der Hauptnachrichtensendung der ARD verkündete Sprecher Jens Riewa die Nominierung des Dortmunder Innenverteidigers für den deutschen EM-Kader. Sein Teamkollege Niclas Füllkrug dagegen übernahm diesen Job am Dienstagmorgen gleich selbst: Im Radiosender 1live verriet der Stürmer, ebenfalls dabei zu sein.

Art der Nominierung? "Überragend"

"Überragend" findet Füllkrug die derzeitige Kommunikationspolitik des DFB, die Nominierungen tröpfchenweise - etwa durch Medien oder Influencer - zu streuen. "Man holt die ganze Gesellschaft mit ins Boot, ist nah dran, holt Leute rein, die die Gesellschaft widerspiegeln", sagt der 31-Jährige am Dienstag am Rande des öffentlichen Trainings von Borussia Dortmund, zu dem knapp 1000 Fans der Schwarz-Gelben getingelt sind. Für ihn selbst kam die Nominierung wenig überraschend, entsprechende Signale hatte er bereits beim Lehrgang im März erhalten. Auch war der Kontakt zu Nagelsmann und dessen Assistenten Sandro Wagner stets gegeben. Das "gute Gefühl" sei daher schon vor der finalen Bestätigung da gewesen.

Fußball: öffentliches Training von Borussia Dortmund am 14.05.24, Saison 2023/2024 auf dem Trainingsgelände in Brackel.

Dortmunds Nico Schlotterbeck gestikuliert.

Schlotterbeck nach EM-Nominierung: "Intern habe ich viel daran gezweifelt"

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Ganz anders war die Lage bei Schlotterbeck, der von Nagelsmann noch nie zuvor nominiert worden war - und seine Premiere unter dem Bundestrainer ausgerechnet unmittelbar vor der Heim-EM feiern wird. Zwar hatte auch der Innenverteidiger regelmäßig Kontakt zu Nagelsmann und dessen Trainerteam, zittern musste er dennoch bis zum Schluss.

Schlotterbeck: "Hätte Mats Hummels gern an meiner Seite"

"Ich habe am Sonntag den Anruf bekommen", verrät er am Dienstag. "Da war ich gerade mit der Familie unterwegs. Ich war natürlich glücklich darüber." Auch wenn er öffentlich sich immer zuversichtlich zeigte, intern waren Zweifel schon vorhanden, gibt er zu. "Du machst dir Gedanken und versuchst, dein Bestes zu geben. Ich bin heilfroh, dass ich dabei bin. Gerade bei einer Heim-EM. Das ist noch mal etwas ganz Besonderes."

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Dass Schlotterbeck die Nominierung verdient hat, daran lässt sein Teamkollege Füllkrug keinen Zweifel aufkommen: "Ich freue mich riesig für ihn. Es ist schön für ihn, sich belohnen zu können für diese Saison." Des einen Freud dürfte aber des anderen Leid sein: Mats Hummels, Schlotterbecks zuletzt in der Champions League ebenfalls herausragend spielender Innenverteidiger-Kollege, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht dabei bei der EURO. "Mats spielt eine überragende Saison. Das weiß jeder", sagt Füllkrug dazu. "Er hätte es leistungstechnisch sicher verdient." Schlotterbeck sieht das ähnlich. Auch er sagt: "Wir harmonieren sehr gut. Ich hätte ihn gern an meiner Seite. Ich habe von ihm schon viel gelernt und lerne immer noch von ihm."

Beide Dortmunder kennen ihre Rolle

In den Plänen des Bundestrainers ist für Schlotterbeck erst einmal die Rolle als Ersatzspieler vorgesehen. Jonathan Tah (Bayer Leverkusen) und Antonio Rüdiger (Real Madrid), auf den Schlotterbeck im Champions-League-Finale in Wembley trifft, sind gesetzt. "Ich werde mich hinten anstellen", kündigt der Dortmunder am Dienstag an. "Ich werde versuchen, der Mannschaft viel positive Energie zu geben. Ob ich auf dem Platz stehe oder nicht, das spielt für das Land keine Rolle."

DORTMUND, GERMANY - APRIL 16: (L.R:) Niclas Füllkrug and Mats Hummels of Borussia Dortmund celebrate after the UEFA Champions League quarter-final second leg match between Borussia Dortmund and Atletico Madrid at Signal Iduna Park on April 16, 2024 in Dortmund, Germany.(Photo by Jan Fromme - firo sportphoto/Getty Images)

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Auch Füllkrug kann sich nicht sicher sein, in jedem Spiel in der Startelf zu stehen. Sein Hauptkonkurrent heißt Kai Havertz vom FC Arsenal, der die Sturmposition freilich ganz anders ausfüllt als der BVB-Angreifer. "Bei einer EM", sagt Füllkrug, "ist es selten so, dass man jedes Spiel mit der gleichen Elf spielt. Es gibt immer Rotation. Ich werde meine Rolle bestmöglich ausfüllen. Da, wo ich gebraucht werde."

Füllkrug: "So viel Zufall kann's nicht gewesen sein"

Dass Füllkrug überhaupt dabei ist, darf er als verdienten Lohn für jahrelange harte Arbeit betrachten. "So viel Zufall kann's nicht gewesen sein", sagt er selbst. "Wenn du dich auf dem Niveau durchsetzt, konstant Leistung bringst, scorst und triffst, manchmal auf gewisse Weise auch rausstichst - dann ist das eine Leistung, auf die ich sehr stolz sein kann und es auch bin. Aber das funktioniert nur mit einem funktionierenden Team drumherum."

Natürlich half auch ihm - wie Schlotterbeck - der Dortmunder Erfolg in dieser Königsklassen-Saison, in der beide ihre internationale Klasse nachweisen konnten. Dafür warten jetzt zwei Monate auf das Dortmunder Duo, die es in sich haben: Auf das emotionale letzte Saisonspiel gegen Darmstadt, bei dem Marco Reus vom eigenen Publikum verabschiedet wird, folgt am 1. Juni das Champions-League-Finale. Direkt im Anschluss dann geht es weiter zum DFB-Team, das sich bereits ab dem 26. Mai auf die Heim-EM vorbereitet.

"Die zwei Monate werden karrieretechnisch kaum zu toppen sein"

"Karrieretechnisch", sagt Füllkrug, "werden die zwei Monate kaum zu toppen sein." Schlotterbeck, immerhin sieben Jahre jünger als sein Teamkollege, mag da nicht widersprechen: "Das Finale in der Champions League ist das größte Spiel im Vereinsfußball, eine Heim-EM etwas Einmaliges, das kannst du nur einmal schaffen", sagt er. "Ich bin glücklich und stolz über meinen Weg." Und er ist noch nicht zu Ende. Weder für ihn noch für Füllkrug.

Matthias Dersch

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