Aus London berichtet Paul Bartmuß
Als Lina Magull zur Pressekonferenz Platz nahm, räumte sie erst einmal den großen Pokal vom Tisch. Die DFB-Pressesprecherin Annette Seitz hatte ihn dort Sekunden zuvor stolz platziert, Magull ihn gewonnen - als Spielerin des Spiels, ausgezeichnet durch die UEFA. "Den kann man doch zeigen", meinte die Pressesprecherin. "Ja, das haben wir ja jetzt", sagte Magull leise.
Dass der deutschen Mittelfeldspielerin nach dem 4:0-Sieg über Dänemark zum Start in die EM das Rampenlicht gehörte, hatte sie sich ganz offensichtlich nicht unbedingt gewünscht. Schon bei der Übergabe der persönlichen Auszeichnung schien sich die 27-Jährige nicht allzu wohl zu fühlen. Dabei hatte sie sich das mit der Leistung auf dem Feld samt Tor und Assist selbst eingebrockt.
Sie und Svenja Huth waren der skandinavischen Defensive ein ums andere Mal zu flink, speziell Magull hatte die Chancen, um die Partie allein eindeutig zu gestalten. Was nicht von Beginn an funktionierte.
Achter oder Zehner? Magull deckt beides ab
In der 13. Minute schloss sie aus dem Abseits die kuriose Dreifachchance ihres Teams kläglich ab, fünf Minuten später scheiterte sie mit einer akrobatischen Aktion an der dänischen Torhüterin Lene Christensen. In der 21. Minute stand es dann 1:0 - überfällig. "Hinter dem Schuss steckte viel Frust", sagte Magull mit Blick auf ihre Chancen zuvor. "Ich bin froh, dass ich da dann einen guten Riecher hatte." Einen schlampigen Rückpass der Däninnen hatte sie antizipiert, den Ball erobert und versenkt.
Schon im letzten Test vor der EM war Magull mit einer starken Leistung (kicker-Note 1,5) aufgefallen. Von der Achterposition aus verhält sie sich oft wie eine Spielmacherin, steht höher als etwa Sara Däbritz und setzt ihre hervorragende Technik gewinnbringend ein.
Auswechseln ließ sich Magull am Freitag vorzeitig, weil die Muskulatur in der Oberschenkelrückseite "zumachte". Ihr Ersatz Linda Dallmann knüpfte wie die anderen Einwechselspielerinnen an die Mannschaftsleistung an. "Wir gönnen uns es untereinander", sagte Magull.
Dänemarks Torhüterin und die Ecken
Nach den Galas gegen die Schweiz und nun gegen Dänemark ist das Selbstbewusstsein im DFB-Team spürbar gestiegen. "Ganz ehrlich: Ich hatte vor dem Spiel keine Zweifel", sagte Magull überzeugt, während Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sie dafür von der Seite anstrahlte. Man konnte es durchaus als Lob an das Trainerteam auffassen. "Nach der Halbzeit waren wir uns sehr sicher, dass wir nachlegen werden", meinte die Bayern-Akteurin, und genau das tat die deutsche Mannschaft ja bekanntlich.
Die überraschend anfälligen Däninnen ließen den Raum dafür, liefen nach dem Seitenwechsel - offenbar absichtlich - nicht mehr so hoch an, um sich Raum für etwaige Kontergelegenheiten zu lassen. Die kamen nicht, dafür hatte Torhüterin Christensen regelmäßig mit der Übersicht in ihrem Sechzehner zu kämpfen. Ganz besonders bei deutschen Ecken - die oftmals von Magull getreten wurden.
"Die Deutschen sind ja manchmal dafür bekannt, dass sie ihre Euphorie nicht so ausdrücken möchten", sagte Magull am Ende. "Aber ich denke, hier ist das angemessen." Nur im Umgang mit persönlichen Trophäen hält sie es offenbar anders.